Traumschiff oder Albtraum?

Mittelstandsanleihe von MS „Deutschland“: Rating über Bord

10.09.13 18:00 Uhr

Mit der MS „Deutschland“ sind Anleger in schwere See geraten. Nach der Gewinnprognose wurde nun das Rating deutlich gesenkt. Der erste Kupon scheint jedoch gesichert.

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Gleich um vier Stufen hat die Ratingagentur Scope die Note für den Bond der MS „Deutschland“ gesenkt. Statt des schon bei der Emission Ende 2012 von vielen Beobachtern ungläubig bestaunten „A“ hat die Anleihe nur noch ein „BBB-“. Das Rating steht unter Beobachtung, es könnte also weiter abwärtsgehen.

Grund der Abstufung ist die massiv korrigierte Prognose für 2013. Vor allem der operative Gewinn (Ebitda) wird kräftig verfehlt: Angepeilt waren fünf bis 7,5 Millionen Euro, nun sollen es nur ein bis zwei Millionen Euro werden. Sogar im schlechtesten Szenario des Unternehmens sei der Gewinn nicht so gering gewesen, erläutert Scope.

Die Agentur geht davon aus, dass die Prognosen des Managements für die nächsten Jahre ebenfalls nicht realistisch sind und das bereits überschuldete Unternehmen daher auf weiteres Geld von außen angewiesen ist. Andere nennenswerte Ertrags­quellen außer dem Geschäft mit dem Kreuzfahrtschiff gibt es nicht.

Den ersten Kupon für die 50 Millionen schwere, bis 2017 laufende Anleihe wird die Emittentin nicht selbst stemmen können; im Dezember sind 3,4 Millionen Euro fällig. Die An­leger können aber — zunächst — aufatmen: Für die Zinsen der ersten zwei Jahre kann auf Kredite der Mutter Aurelius zurückgegriffen werden. Die Schulden steigen damit weiter. Bis 2015 muss das Schiff auf Kurs sein, damit der Zins wie geplant aus dem Cashflow gezahlt werden kann.

Als Sicherheit für die Tilgung der Anleihe dient das 1998 vom Stapel gelaufene Schiff. Damit war auch das gute Anleiherating bei Emission begründet worden. Dem Schiff wurde ein Wert von fast 77 Millionen Euro zugebilligt. Ob das beim Verkauf, insbesondere einem unter Druck, tatsächlich erzielt werden kann, bezweifeln Kritiker. Nur sehr wagemutige Anleger gehen neu an Bord. Wer den Bond schon hat, sollte die Entwicklung genau beobachten.