Richtige Duration bei Anleihen aktuell entscheidend

30.10.24 10:14 Uhr

Nach mehr als einem Jahr Pause und sehn­süchtig erwartet, senkte die US-Noten­bank im Sep­tember die Zinssätze und leitete damit eine Phase der Lockerung der monetären Bedingungen ein. Die Renditen der US-Staats­anleihen sind tenden­ziell gesunken, und die Kredit­spreads sind eng geblieben. Obwohl die Fed für den Rest des Jahres mit zwei Zins­senkungen um 25 Basispunkte und weiteren Senkungen um 100 Basispunkte im Jahr 2025 rechnet, würde der Leitzins damit immer noch über der Endzins­prognose der Fed von 2,9% liegen.

Anleger können wieder auf Anleihen zählen 

Anleihen dienen tendenziell als guter Stoßdämpfer bei Aktienkorrekturen. In einem Zinserhöhungszyklus wiederum ist Bargeld das Mittel der Wahl bei einem Aktienabschwung. Dies gilt jedoch nicht in einem Umfeld mit Zinssenkungen.

Sollte die US-Notenbank die Leitzinsen also weiter senken, verschlechtert sich die Rendite, die mit Barmitteln erzielt werden kann, im Laufe der Zeit allein aufgrund dieser Zinssenkungen. Dieser Umstand kommt Anleihen jedoch zugute, wenn die Duration richtig positioniert ist. Wir schätzen den Carry, den der Besitz festverzinslicher Wertpapiere mit sich bringt, sowie die Schutzfunktion, die nach dem Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank und der Neubewertung des Anleihemarktes in den Vorjahren besteht.

Der zweite wichtige Punkt ist der relative Wert zwischen Aktien und Anleihen. Es besteht die Tendenz, dass Anleihen solide risikobereinigte Renditen liefern, wenn sie im Vergleich zu Aktien günstig erscheinen, wie es heute der Fall ist. Obwohl die Kreditmärkte aus einer breiten Perspektive nicht günstig erscheinen, sehen wir viel relativen Wert, wenn wir mehr in die Tiefen des Marktes schauen.

Die Spanne bei den Hochzinsanleihen ist so groß wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr. Die Fähigkeit, die Gewinner und Verlierer auszuwählen und ihre Kreditfähigkeiten im heutigen Umfeld zu nutzen, ist so ausgeprägt wie seit geraumer Zeit nicht mehr. Eine kurzfristige Konsolidierung ist möglich. Insgesamt bleiben die mittel- bis langfristigen Aussichten für die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren jedoch bestehen, da die Zinssätze und Spreads in einer engen Spanne zu liegen scheinen oder gegenüber dem aktuellen Niveau sinken werden.

Aktuelle Ausrichtung

Innerhalb der Investment-Grade-Renditekurve sehen wir ein enormes Wertpotenzial. Am Ende der Kurve ist eine anhaltende Nachfrage nach Rentenpapieren zu verzeichnen, was zu einer wirklich flachen Kurve geführt hat. Wir sehen viel Potenzial bei mittleren und kürzeren Laufzeiten. Auch innerhalb der Investment-Grade-Kategorie und bei Hochzinsanleihen bieten sich Chancen für das Erzielen von Relative Value. Unserer Meinung nach ist das Renditepotenzial in Europa größer als in den USA, insbesondere bei Investment-Grade-Papieren. Es gibt auch einige europäische Banken, von denen wir ziemlich überzeugt sind.

Schwellenländer sind deutlich interessanter geworden nach den Konjunkturmaßnahmen aus China, die einen Teil des wirtschaftlichen Extremrisikos eingedämmt haben. Nachdem man sich stark auf geldpolitische Anreize und die Bereitstellung von Krediten zur Unterstützung der Angebotsseite der Wirtschaft verlassen hatte, umfasst das jüngste Paket mehrere nachfrageseitige Maßnahmen, die etwa 2 % des chinesischen BIP ausmachen.

Bei Multi-Sektor Portfolios bauen wir ein Carry-Portfolio auf, mit dem wir die Kurve nach unten abflachen, d. h. wir haben kurzlaufende Hochzinsanleihen, kurzlaufende Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating und strukturierte Produkte, konkret CLOs, die wir derzeit für eine sehr gute Investition halten.

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Foto: Gregory Peters (© PGIM Fixed Income)