Schwellenländer bieten erneut großes Renditepotenzial
Auch wenn es eine Weile gedauert hat, scheint nun endlich ein neuer positiver Trend in den Schwellenländern in Gang gekommen zu sein. Die Aktienmärkte der Schwellenländer haben im Januar ihre Talsohle erreicht.
Robuste chinesische Immobiliendaten und schwache US-Wirtschaftszahlen haben den sechsjährigen negativen Trend umgekehrt. In den folgenden Monaten haben sich die weit gefürchteten schlechten Daten aus China nicht bewahrheitet und die Zuversicht stieg, dass die Fed ihre Zinserhöhungen weiter hinauszögern würde. Ende Juni erwies sich das britische Brexit-Referendum als ein neuer positiver Faktor. Die nachfolgende Unsicherheit wurde als speziell europäisches Problem aufgefasst und führte dazu, dass sich das relative Risikoprofil der Schwellenländer verbesserte. Darüber hinaus war der Brexit ein weiterer Anlass für die großen Zentralbanken, ihre Geldpolitik weiter zu lockern oder sie zumindest bis auf Weiteres nicht zu straffen.
Die Schwellenländer haben also von der chinesischen Wachstumsstabilisierung und der zunehmenden Erkenntnis der Anleger profitiert, dass die extrem lockere Geldpolitik in den USA und Europa noch eine Weile Bestand haben wird. Unterdessen verbessern sich auch die Daten aus den Schwellenländern. Die höheren Kapitalflüsse in den letzten Monaten haben zu robusteren Wechselkursen und niedrigeren Zinsen geführt. Das spiegelt sich nun allmählich in den Wachstumszahlen wider. Zum ersten Mal seit 2014 ist die durchschnittliche Wachstumsdynamik in den Schwellenländern in positivem Terrain. Mit anderen Worten: Das Wachstum ist nicht länger rückläufig.
Ohne Wachstumserholung wären die Schwellenländer weiterhin extrem anfällig, da das Wachstum dringend benötigt wird, um die hohe Schuldenquote im Griff zu behalten und die Profitabilität der Unternehmen zu steigern. Eine Wachstumsbeschleunigung in Kombination mit Währungsaufwertungen macht es für Anleger leichter, wieder auf die Schwellenländer zu setzen. Diese Kombination gab es zum letzten Mal vor sechs Jahren und ist sicherlich ein positives Signal.
Natürlich bestehen nach wie vor Risiken. Die aktuelle chinesische Wachstumsstabilisierung war nicht nur dank des neuen starken Kreditwachstums möglich. Es gibt auch eine Kehrseite. Die Anzahl an faulen Krediten und Ausfällen nimmt bereits stark zu. Die Belastbarkeit der chinesischen Banken wird nicht endlos sein. Ein anderes Risiko, dem die Schwellenländer gegenüberstehen, ist, dass das chinesische Wachstum immer weniger auf Investitionen beruht und somit immer weniger Rohstoffe beansprucht. Das könnte die Rohstoffpreise noch für längere Zeit niedrig halten und die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Wachstumserholung in vielen Schwellenländern verringern, vor allem in Lateinamerika und Afrika.
Jetzt ist die Wachstumsdynamik positiv und die Abflüsse sind ins Stocken geraten. Seit dem Brexit und der Verschiebung der Zinserhöhungen in den USA hat sich die Suche der Anleger nach Rendite intensiviert. Nach Jahren mit Kursverlusten und Währungsabwertungen bieten die Schwellenländer jetzt ein großes Renditepotenzial.
Autor: Maarten-Jan Bakkum, Senior Strategist, Emerging Markets bei NN Investment Partners
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