Marktkommentar: Katars Exporte dürften kaum von Golf-Sanktionen betroffen werden
Die Golfstaaten beschuldigen Katar, eine Politik zu verfolgen, die die Region destabilisiert. Dazu zählt die Unterstützung der regionalen Jihadisten-Gruppen und des Iran.
Katar leugnet diese Beschuldigungen. Das Ereignis kam überraschend und die Sanktionen gehen weit über die diplomatische Ebene hinaus. Zu den Sanktionen zählen vor allem die Schließung der Landesgrenze zwischen Saudi-Arabien und Katar, die Aussetzung aller Flüge zwischen Katar und seinen Golf-Nachbarstaaten, die Schließung der Lufträume der Golf-Nachbarstaaten für Katars nationale Fluggesellschaft Qatar Airways und die Ausweisung aller Kataris aus den Golf-Nachbarstaaten innerhalb von 14 Tagen. Zudem hat Saudi-Arabiens Zentralbank den Banken im Königreich nahegelegt, nicht mit katarischen Banken in katarischen Riyal zu handeln. Es ist unklar, was Katar tun muss, damit diese Sanktionen wieder aufgehoben werden und es ist deshalb schwer einzuschätzen, wie lange diese Sanktionen andauern werden.
Katars Wirtschaft dürfte auf unterschiedliche Weise beeinflusst werden
Das Wirtschaftswachstum wird sich vermutlich aufgrund eines nachlassenden regionalen Handels und eines schwindenden Anlegervertrauens abschwächen. Das Reiseverbot für den Landweg könnte zu erheblichen Verknappungen und einem Preisanstieg von Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Produkten führen. Zur Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität wird die Regierung von Katar sehr wahrscheinlich Subventionen gewähren, um den inländischen Druck abzuschwächen. Darüber hinaus könnte die Auferlegung eines Luftreiseverbots erhebliche Auswirkungen auf die Profitabilität von Qatar Airways haben, was durch die Regierung abgefangen werden könnte und somit zu einem steigenden Finanzierungsbedarf auf staatlicher Seite führen könnte. Es gibt zudem Risiken hinsichtlich der Kapitalflüsse in die Wirtschaft, auch bezüglich ausländischer Investitionen. Wenn die Abflüsse sich erhöhen, müsste die Regierung von ihren Auslandsreserven und dem Staatsfonds Gebrauch machen, was wiederum den externen Puffer für die Wirtschaft verkleinern würde. Das Bankensystem sieht sich größeren Herausforderungen gegenüber: Katars Bankensektor wurde bereits durch den Ölpreisrückgang und den starken Anstieg der Auslandsverbindlichkeiten im System (schätzungsweise auf 105 Mrd. US-Dollar) beeinträchtigt. Die Sanktionen dürften die Situation verschärfen und die Finanzierung der externen Verbindlichkeiten möglicherweise erschweren und verteuern.
Dennoch dürften Auswirkungen der Sanktionen begrenzt sein
Wenn wir die wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes näher betrachten, dürften die Sanktionen gegen Katar unserer Ansicht nach aus mehreren Gründen nur begrenzte Auswirkungen haben. So machen die Sanktionsstaaten nur rund 10 Prozent der Gesamtexporte und 15 Prozent der gesamten Importe Katars aus. Zudem kann Katar auf große finanzielle Ressourcen zurückgreifen. Katars Staatsfonds QIA hatte Ende 2016 ein geschätztes Volumen von 335 Mrd. US-Dollar. Das entspricht 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die schwierige Situation zwischen Katar und seinen Nachbarstaaten ist eine Bedrohung für den Handel und für die Wachstumsaussichten außerhalb des Öl- und Gassektors. Allerdings machen gerade Öl und Gas 90 Prozent der Staatseinnahmen und 85 Prozent der Exportgewinne aus. Sie werden vermutlich nicht beeinträchtigt werden, da die Öl- und Gaslieferungen über internationale Gewässer verschifft werden und die Endkunden hauptsächlich in Asien ansässig sind. Katar besitzt die drittgrößten nachgewiesenen Erdgasreserven der Welt und ist der größte Exporteur von flüssigem Erdgas. Es wird erwartet, dass Katars Reserven noch für mehrere Jahrzehnte eine Förderung auf derzeitigem Niveau erlauben.
Weitere Risiken
Es gibt jedoch ernsthafte Risiken, die den Ausblick noch deutlich beeinträchtigen können, vor allem wenn die Sanktionen über einen längeren Zeitraum andauern. Zudem könnte der Vorfall eskalieren, und Katar wird zu einem langfristigen stellvertretenden Kriegsschauplatz zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Ein weiteres Risiko ist eine Invasion durch eine von Saudi-Arabien angeführte Allianz zur Besetzung von Katar. Das könnte dazu führen, dass es keine Regierung mehr gibt, die die Staatsschulden anerkennt und entsprechende Anleihen bedient.
Leo Hu, Portfoliomanager für Schwellenländeranleihen in Hartwährung bei NN Investment Partners:
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*Stand: Q1 2017, 31. März 2017
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