Wöhrl: Beliebtes Modehaus geht an den Kapitalmarkt
Mit der Übernahme von Sinn Leffers will das Modeunternehmen Wöhrl AG vom regionalen zum nationalen Anbieter aufsteigen. finanzen.net führte ein Interview mit Olivier Wöhrl, dem Chef des Unternehmens.
Hinweis zur Wöhrl Anleihe: Zeichnung der Unternehmensanleihe wurde vorzeitig am 04.02. beendet.
finanzen.net: Bislang war die Rudolf Wöhrl AG vor allem im Süden und Osten Deutschlands präsent. Was waren die Hauptgründe, mit der Übernahme von SinnLeffers verstärkt im Norden und Westen Mode zu vermarkten?
Olivier Wöhrl: Unsere Vision ist es, der „erfolgreichste familiengeführte Modefilialist in Deutschland“ zu werden. Mit der geplanten Integration der SinnLeffers GmbH und der Hebung von Synergien kommen wir diesem Ziel näher. SinnLeffers ergänzt unser Filialnetz optimal und auch sonst ist unser Geschäftsmodell sehr ähnlich.
SinnLeffers ist ähnlich groß wie ihr eigenes Unternehmen. Wie wollen Sie die Übernahme stemmen und welche Vorteile versprechen Sie sich von der Verdopplung der Umsätze und Mitarbeiterzahl?
So eine Übernahme stemmt man natürlich nicht alleine, wir haben ein Expertenteam, das die Integration behutsam und nachhalting durchführt. Die Verdopplung der Umsätze und der Mitarbeiter kommen uns gelegen, wir gehen davon aus, dass der Markt sich in den nächsten Jahren konsolidieren wird und wir hier aktiv mitwirken.
Bei der Rudolf Wöhrl AG gilt die Vorgabe, dass jeder Standort profitabel sein muss. Haben Sie dieses Ziel in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2012/2013 erreicht und gilt dies künftig auch für die Filialen von SinnLeffers?
Ja, dieses Ziel werden wir auch im Geschäftsjahr 2012/2013 erreichen. Jeder Standort ist bei uns individuell auf die Kundenstruktur vor Ort ausgerichtet.
Sie verkaufen eigene Marken und Fremdmarken. Welcher Bereich wirft für Sie die attraktiveren Gewinnmargen ab?
Wir verkaufen zu 80 Prozent Fremdmarken, wollen aber unseren Eigenmarkenanteil mittelfristig steigern, um unsere Profitabilität insgesamt zu verbessern.
Auf Ihrer Website habe ich keine Möglichkeit zum Online-Shopping gefunden. Gibt es in Ihrem Haus Pläne, dies künftig zu ändern?
Aktuell entwickeln wir bei Wöhrl unsere Strategie für den Online-Bereich, Multi-Chanelling wird hier eine wichtige Rollle spielen. SinnLeffers geht hier aktuell einen anderen Weg, wir sind auf die Ergebnisse gespannt.
Die Zeichnungsfrist Ihrer Unternehmensanleihe läuft ab dem 4. Februar 2013. Über welche Konditionen verfügt das Wertpapier und wofür soll der geplante Emissionserlös in Höhe von bis zu 30 Millionen Euro konkret verwendet werden?
Die Anleihe ist mit einem Zinssatz von 6,5 % Festzins und einer Laufzeit von fünf Jahren ausgestattet. Darüber hinaus verfügt WÖHRL über ein Unternehmensrating von EULER HERMES mit der Note BB. Der wesentliche Teil des Emissionserlöses soll für den Erwerb und Modernisierung von Modehäusern und zur Finanzierung des organischen Wachstums verwendet werden. Auch die Eröffnung neuer Modehäuser steht auf dem Investitionsplan. Der verbleibende Teil der zufließenden Mittel, d.h. ca. ein Drittel, soll zur Optimierung der Finanzierungsstruktur, verwendet werden.
Was gab letztendlich den Ausschlag, sich für eine Finanzierung über den Anleihemarkt zu entscheiden?
Wir wollen unsere Finanzierungsstruktur auf verschiedene Beine stellen. Durch die Anleihe können wir – was unsere Wachstumsstrategie angeht – etwas flexibler agieren.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Wöhrl.
Zur Person:
Olivier Wöhrl, der Enkel des Unternehmensgründers Rudolf Wöhrl, war von 2007 bis 2011 Aufsichtsratsvorsitzender der Wöhrl AG. Anfang 2012 übernahm er den Posten des Vorstandsvorsitzenden und ist nun verantwortlich für die Bereiche Strategie, Einkauf, Marketing, Kommunikation, Finanzen und Recht der Wöhrl AG.