Mehr Rendite erzielen

Bonitätsanleihen: Wette auf die Bonität

25.07.14 17:00 Uhr

Bonitätsanleihen: Wette auf die Bonität | finanzen.net

Anleger setzen mit Bonitätsanleihen auf die Zahlungsfähigkeit von Unternehmen. Geht die Wette nicht auf, drohen Verluste.

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von Gian Hessami, Euro am Sonntag

Als die US-Notenbank im Frühjahr angekündigt hatte, ihre ultralockere Geldpolitik zurückzufahren, erhofften sich viele Sparer, dass es mit dem seit Jahren mickrigen Zinsniveau endlich wieder bergauf ginge. Doch spätestens mit der jüngsten Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den historisch niedrigen Stand von 0,15 Prozent ist dieser Traum geplatzt. Wie schwer es die Freunde von risikoarmen, festverzinslichen Papieren haben, lohnenswerte Ertragsmöglichkeiten zu finden, zeigt die aktuelle Rendite von zehnjährigen deutschen Bundesanleihen: Sie liegt gerade mal bei 1,2 Prozent pro Jahr.

Alternativen müssen her. Die für ihren Ideenreichtum bekannte Zertifikateindustrie bietet schon länger bonitätsabhängige Anleihen an, die auch unter der englischen Bezeichnung "Credit Linked Notes" (kurz: "Crelino") bekannt sind. Das in diese Papiere investierte Volumen beträgt laut dem Deutschen Derivate Verband DDV rund 4,3 Milliarden Euro. Vom Prinzip her ähneln die Produkte auf den ersten Blick herkömmlichen Unternehmensanleihen. Anleger setzen darauf, dass der Referenzschuldner, beispielsweise ein DAX-Unternehmen, bis zum Laufzeit­ende zahlungsfähig bleibt. Dabei gehen Anleger bei dem Investment ein Emittentenrisiko ein: Wird der Emittent insolvent, können Anleger ihr Einsatzkapital teilweise oder sogar komplett verlieren. Und rechtlich gesehen handelt es sich bei bonitätsabhängigen Anleihen um verzinste Schuldverschreibungen, deren Zinszahlung und Tilgung an die Zahlungsfähigkeit des Schuldners gebunden sind. Die konkrete Höhe der Verzinsung richtet sich nach der Höhe der Kreditwürdigkeit des Referenzschuldners.

Beispiel ThyssenKrupp: Hier bietet die HVB die 3% Crelino Anleihe bezogen auf die Bonität des Stahlkonzerns (ISIN: DE 000 HVB 1PN 2) an. Das Papier läuft bis zum 20. Juli 2020 und zahlt einen jährlichen Zins von drei Prozent. Am Laufzeitende erhalten Anleger zusätzlich den Nennbetrag zu 100 Prozent zurück, solange bei ThyssenKrupp kein sogenanntes Kreditereignis eintritt.

Höhere Renditen möglich
Unter einem Kreditereignis versteht man unter anderem jede Form von Insolvenz-, Konkurs-, Liquidations- oder Vergleichsverfahren sowie Nichtzahlung oder Restrukturierung von Verbindlichkeiten. Kommt es bei ThyssenKrupp während der Laufzeit zu einem Kreditereignis, entfallen alle weiteren Zinszahlungen. Die Rückzahlung kann dann deutlich unter dem Nennwert der Anleihe liegen - im schlechtesten Fall sogar bei null. Ihre Höhe orientiert sich an den Anleihen, die von ThyssenKrupp am Markt gehandelt werden.

Unterm Strich stünde bei einem aktuellen Kaufkurs der genannten Crelino-Anleihe von 101 Prozent im Erfolgsfall eine jährliche Rendite von 2,6 Prozent zu Buche. Zum Vergleich: Eine herkömmliche Unternehmensanleihe von ThyssenKrupp, beispielsweise jene, die bis zum 25. Oktober 2019 läuft (DE 000 A1R 041 0), zahlt jährlich 3,125 Prozent an Zinsen. Der aktuelle Kaufkurs notiert bei 104,18 Prozent - dies entspricht einer jährlichen Rendite von knapp 2,3 Prozent, etwas weniger als beim Papier der HVB.

Den Renditechancen stehen bei bonitätsabhängigen Anleihen das Emittentenrisiko sowie das Ausfallrisiko des Referenzschuldners gegenüber. "Anleger sollten sich deshalb immer als Erstes die Frage stellen, wie gut sie das Unternehmen kennen und für wie wahrscheinlich sie es halten, dass es während der Produktlaufzeit in Zahlungsschwierigkeiten gerät", sagt Jörg Moritzen vom Zertifikateanbieter Erste Group.

Wie bei anderen Zertifikaten bauen Emittenten auch Bonitätsanleihen aus verschiedenen Komponenten zusammen. Vereinfacht gesagt, handeln die Banken als Zwischenhändler am Kapitalmarkt Bonitätsrisiken, die überwiegend zwischen professionellen Marktteilnehmern in großen Stückelungen stattfinden.

Der Anleger fungiert dabei als Verkäufer von Credit Default Swaps (CDS) - zu Deutsch: Kreditausfallversicherungen - auf den Referenzschuldner. Dafür erhalten Anleger eine Verkaufsprämie, müssen aber "einspringen", wenn es zum einem Ausfall des Referenzschuldners kommt. "Diese Kombination sorgt für höhere Renditen, als sie bei vergleichbaren Anleihen des Referenzschuldners möglich sind", erläutert ­Moritzen von der Erste Group.

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