Ferratum: Neue Anleihe zur Wachstumsfinanzierung

Finanzen.net: Ihr Unternehmen dürfte unter vielen deutschen Anlegern zwar kein unbeschriebenes Blatt sein, können Sie bitte Unternehmen und Geschäftsmodell dennoch kurz vorstellen?
Clemens Krause: Sehr gerne! Ferratum ist ein wachstumsstarkes und profitables Fintech-Unternehmen. Wir vergeben Klein- und Ratenkredite an Konsumenten sowie zunehmend auch Kredite an kleine Unternehmen. Der Kundenkontakt läuft über eine App auf dem Smartphone oder den Computer zu Hause. Wir haben ein leistungsstarkes Scoring-Modell, so dass wir in kürzester Zeit Kredite gewähren und auf dem Konto gutschreiben können.
Seit einigen Monaten bieten wir unseren Kunden auch die Chance zur Geldanlage: Für Tagesgeld erhalten unsere Kunden 1,3 Prozent Zinsen, für Termingelder bis zu 1,5 Prozent. Wir sind in insgesamt 23 Ländern aktiv, haben im Geschäftsjahr 111 Millionen Euro Umsatz bei einer EBIT-Marge von 14,8 Prozent erzielt.

Im Fintech-Sektor gilt Ferratum aufgrund der relativ hohen Rentabilität eher als Ausnahme. Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptgründe, dass bei Ferratum die Gewinnmargen in den vergangenen Jahren stärker gestiegen sind als die Umsätze?
Hauptsächlich ist dies durch unser skalierbares Geschäftsmodell begründet. Wir können mit geringem Aufwand das Geschäft in einem neuen Land aufbauen und so eine Vielzahl von neuen Kunden erreichen. Auf diese Weise konnten wir unseren Umsatz in den letzten Jahren um mehr als 35 Prozent p.a. steigern bei konstant zweistelligen operativen Margen. Ich bin optimistisch, dass wir diese profitable Wachstumsstory fortsetzen werden.

Welchen Geschäftsausblick können Sie Anlegern für das laufende und die kommenden Geschäftsjahre in Aussicht stellen?
Unser Ziel ist es, unseren derzeit ca. 1,3 Millionen Kreditkunden mit unserer Mobile Bank ein vollumfängliches Bankangebot zu machen. Die Mobile Bank bündelt alle Konten unserer Kunden, so dass sie ihre gesamten Bankgeschäfte per Smartphone oder Computer erledigen können. Das umfasst den gesamten Zahlungsverkehr, die flexible Kreditaufnahme und -tilgung sowie die Geldanlage. Unsere Plattform ist so flexibel, dass wir auch Produkte von Drittanbietern integrieren können. Neben der Ausweitung des Produktangebots wollen wir zudem geografisch weiter expandieren.

Mit welchen Konditionen ist Ihre geplante Unternehmensanleihe, die für den Handel im Entry Standard für Anleihen der Frankfurter Wertpapierbörse vorgesehen ist, ausgestattet?
Die Laufzeit der Anleihe beträgt drei Jahre bei einem jährlichen Kupon von 4,875 Prozent. Für unsere Investoren bestehen eine ganze Reihe nicht-finanzieller Covenants, die marktüblichen Standards entsprechen. Anleihegläubiger haben aber auch ein Sonderkündigungsrecht, sofern die Anteile des Unternehmensgründers und CEO Jorma Jokela unter 35 Prozent fallen sollten.

Von ihren beiden Vorgängermodellen unterscheidet sich die neue Anleihe vor allem durch ihr höheres Volumen und ihren deutlich niedrigeren Kupon. Was sind die Ursachen hierfür?
Wir sind heute ein anderes Unternehmen als vor drei Jahren. Damals hatten wir ein Eigenkapital von ca. 15 Millionen Euro, heute nach dem Börsengang verfügen wir über ca. 80 Millionen Euro bei einer Eigenkapitalquote von über 50 Prozent. Auch Creditreform stuft uns mit BBB+, also Investment Grade ein. Nach Gesprächen mit Marktteilnehmern sind wir davon überzeugt, dass die Kuponhöhe marktgerecht und attraktiv ist.

Wofür soll das frische Kapital konkret verwendet werden?
Wir wollen das Kapital vor allem in den Ländern nutzen, in denen wir über keine Banklizenz verfügen. Derzeit agieren wir bereits in elf Ländern mit einer Vollbanklizenz - dort können wir uns vor allem über das Einlagengeschäft unserer Kunden, d.h. Tages- und Festgelder, refinanzieren. In weiteren zwölf Ländern in- und außerhalb Europas ist das nicht möglich. Dort erfolgt die Refinanzierung über den Kapitalmarkt, sprich über die nun geplante Anleihe. Wir wollen das zusätzliche Kapital der Anleihe in unser Kreditportfolio reinvestieren und damit Umsatz und Ertrag weiter ausbauen.

Trotz solider Quartalszahlen und trotz eines auf BBB+ verbesserten Creditreform-Ratings notiert die Aktie aktuell deutlich unter ihrem Rekordhoch von über 30 Euro. Haben Sie eine Vermutung, woran das liegen könnte?
Der Kurs der Aktie wird von vielen Faktoren bedingt und auch wir können uns vom Sentiment des Kapitalmarkts oder unseres Sektors nicht lösen. Wir konzentrieren uns auf die Faktoren, auf die wir Einfluss haben: das ist der Ausbau des operativen Geschäfts. Wir liefern Jahr für Jahr profitables Wachstum, genießen das Vertrauen unserer Kunden und expandieren. Auch unsere Investoren wissen dies zu schätzen, wie ich aus vielen Gesprächen gelernt habe.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Krause.

Zur Person:

Dr. Clemens Krause ist seit 2012 Finanzvorstand der Ferratum Group und seit 2013 Geschäftsführer der Ferratum Capital Germany GmbH. Zuvor hatte er Führungspositionen bei der Commerzbank, GE-Money, E-Loan, E*Trade, Deutsche Bank und Bankgesellschaft Berlin inne.