Volle Prozente: Investments in Anleihen, die sich lohnen
Rendite-Oasen in der Zinswüste: Zu Null- und Negativzinsen kommen nun noch die Inflation, die Anlegern bei Schuldverschreibungen die Rendite vernichtet, und Kursverluste aufgrund der bevorstehenden Zinswende.
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von Christian Bayer, Euro am Sonntag
Ein sicheres Zinseinkommen durch Anleihen im Depot - das war einmal. Seit Jahren beschert das Niedrigzinsumfeld Bond-Investoren nur noch eine nennenswerte Rendite, wenn sie höhere Risiken eingehen. Jetzt stehen aufgrund der hohen Inflation auch noch Zinserhöhungen in Haus - und die Anleihekurse fallen deutlich. Das ist die übliche Marktreaktion auf die bevorstehende Wende in der Zinspolitik der großen Notenbanken: Investoren verkaufen ihre Papiere, weil dann neu emittierte Anleihen, angelehnt an den höheren Leitzins, höhere Zinskupons versprechen.
Für Bond-Fans ist das ein herausforderndes Umfeld, aber kein Grund, die Anlageklasse ad acta zu legen. Verschiedene Segmente des Bondmarkts bieten nach wie vor eine stabile Rendite zu einem vertretbarem Risiko. Die vielversprechendsten Bereiche und die dafür am besten geeigneten Investments stellen wir auf diesen Seiten vor.
Dazu zählen beispielsweise inflationsgebundene Anleihen. Hinter dem Kürzel TIPS versteckt sich der Begriff "Treasury Inflation-Protected Securities". Die inflationsgebundenen US-Staatspapiere feiern in diesem Jahr ihren 25. Geburtstag, die ersten wurden 1997 vom US Department of Treasury ausgegeben. Zinszahlungen und Nominalwert werden an die Inflation angepasst. Maßstab für die Teuerung ist der US-Verbraucherpreisindex CPI.
Anleger können in die US-Staatspapiere, die eine Laufzeit von mindestens zehn Jahren aufweisen, über einen ETF der UBS (siehe Investor-Info) investieren. Aktuelle Inflationserwartungen sind in die Papiere eingepreist. Besonders gut performen sie, wenn die Teuerung steil geht und die Inflationserwartungen übertrifft.
Monatliche Ausschüttungen
Im Unternehmensanleihen-Segment ist selektives Vorgehen gefragt. Gerhard Mayer und Norbert Schmidt, Portfoliomanager des FU-Fonds Bonds Monthly Income, sind auf der Suche nach höherverzinslichen Unternehmensanleihen, bei denen Anleger trotzdem auf Stabilität und Sicherheit nicht verzichten müssen. Das Auswahlverfahren nimmt unter anderem die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells der Unternehmen ins Visier. Hinzu kommen weitere Voraussetzungen: "Wir suchen Unternehmen mit Preissetzungsmacht, die möglichst hohe und stabile Cashflows generieren", erläutert Schmidt.
Die Besonderheit des Fonds ist eine Basisausschüttung von 0,25 Euro pro Monat. Im April erfolgt jährlich aus den erwirtschafteten Erträgen zusätzlich eine Sonderausschüttung, 2022 sind es aus beiden Töpfen insgesamt 0,75 Euro. "Zu den Top-Holdings zählen aktuell eine Sechs-Prozent-Anleihe von Techem und eine 6,25 Prozent-Anleihe der PrestigeBidCo GmbH, hinter der sich der Online-Modehändler Schustermann & Borenstein verbirgt. Interessant finden wir nach wie vor Emittenten aus dem Sektor der Containerschifffahrt, die aktuell eine hohe Finanzstärke aufweisen, wie CMA CGM oder Seaspan", so der Portfoliomanager.
Anleger können mit sogenannten Rising-Star-Anleihen von Sondersituationen, nämlich der Heraufstufung von Anleihen aus dem High Yield-Segment auf Investment Grade, profitieren. Michael Hess, Leiter Portfolio Management Unternehmensanleihen bei der Fondsgesellschaft Bantleon, verweist auf eine positive Entwicklung im vergangenen Jahr: "Die übergeordnet soliden Fundamentaldaten der High-Yield-Unternehmen im Ratingsegment ,BB‘, die seit Beginn der Corona-Krise ihre Bilanzen gestärkt haben, führten in Kombination mit einer stark wachsenden Weltwirtschaft bereits 2021 zu einer überdurchschnittlich hohen Zahl an Rising Stars."
Aktive Strategien sind in diesem Segment klar im Vorteil. So führen Indikationen für Hochstufungen bereits zu Kursgewinnen bei diesen Bonds. Investoren, die frühzeitig einsteigen, profitieren von Anfang an. Wenn die Anleihen am Ende in die Investment-Grade-Indizes aufgenommen werden, ist meist schon ein guter Teil der Performance gelaufen. Bantleon nutzt Rising-Stars-Strategien etwa im Bantleon Select Corporates (ISIN: LU 147 421 087 6).
Performance wie Aktien
Wandelanleihen passen sich wie ein Chamäleon der jeweiligen Marktsituation an. Die Aktien-Call-Option sorgt bei Convertibles, die unter bestimmten Bedingungen in Aktien des Emittenten getauscht werden können, für das Aufwärtspotenzial in Hausse-Phasen. Bei sinkenden Kursen bietet der sogenannte Bond Floor Schutz. Längerfristig kann sich die Performance mit der von Aktien messen. Laut der Vermögensverwaltung Fisch Asset Management erzielten Wandelanleihen von 1994 bis 2018 gemessen am TR Global Vanilla Hedged CB Index bei niedrigerer Volatilität eine jährliche Rendite von 7,1 Prozent, der MSCI World kam auf 6,6 Prozent.
"Tatsächlich war 2021 nach zwei sehr guten Jahren etwas enttäuschend für Convertibles-Investoren, wenn man die Performance mit der Entwicklung des globalen Aktienmarkts vergleicht", so Marc Alexander Knieß, Portfoliomanager des Lupus alpha Convertible Bonds. Aus seiner Sicht waren dafür zwei Faktoren maßgeblich. Zum einen gab es eine starke Value-Rally an den Aktienmärkten bis Mitte Mai 2021, verbunden mit einem pauschalen Ausverkauf von Wachstumsaktien. "Unternehmen aus dem Value-Spektrum wie Energiekonzerne oder Versorger sind im Wandelanleihe-Universum kaum vertreten. Wachstumsaktien nutzen jedoch gern Wandelanleihen, um das Wachstum zu attraktiven Konditionen zu finanzieren. Darüber hinaus kam ein sehr ungewöhnlicher Aspekt dazu: Unter den zehn Aktien mit der besten Performance im S&P 500 und im NASDAQ 100 gab es jeweils nur einen einzigen Emittenten von Wandelanleihen. Ein Großteil der Aktienrally fand 2021 ohne Wandelanleihen statt."
Antizyklische Gelegenheit
Für das aktuelle Jahr ist der Portfoliomanager optimistisch. Technologieaktien, die bei der Marktkapitalisierung hinter den großen Playern wie Apple, Alphabet & Co stehen, haben ihre Korrektur mit minus 20 oder minus 30 Prozent seit dem Sommer bereits hinter sich. Viele Wandelanleihen dieser Emittenten bieten eine antizyklische Kaufgelegenheit, so seine Beobachtung.
INVESTOR-INFO
UBS Bloomberg TIPS 10+ ETF
Mit Inflationsschutz
Der ETF ohne Währungsabsicherung bildet kostengünstig den Bloomberg US Government 10+ Year Inflation-Linked Bond Index ab. Er umfasst aktuell 13 TIPS, also inflationsgeschützte US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von mindestens zehn Jahren. Ausschüttungen erfolgen halbjährlich. In den vergangenen fünf Jahren verdienten Euro-Anleger mit dem Produkt 36,5 Prozent. Die Erwartung von Zinserhöhungen in den USA verursachte in den vergangenen Tagen Kursrücksetzer.
FU-Fonds - Bonds Monthly Inc.
Mit Ausschüttung
Die Portfoliomanager Norbert Schmidt und Gerhard Mayer von der Heemann Vermögensverwaltung investieren in höher verzinsliche Anleihen europäischer Unternehmen. Der Fonds punktet mit planbaren monatlichen Ausschüttungen. Zusätzlich gibt es im April eine jährliche Sonderausschüttung aus den überschüssigen erwirtschafteten Erträgen. Mit einem Durchschnittskupon von etwa 6,0 Prozent p. a. verfügt das Portfolio über Ertragskraft und Inflationsschutz.
LA Global Conv. Bonds hedged
Mit Aktienpotenzial
Das Team um Marc Alexander Knieß investiert über einen Bottom-up-Ansatz in globale Wandelanleihen. Im Fokus stehen dabei die Qualität der Papiere sowie die Kursperspektiven für die Aktien, in die gewandelt werden kann. Regional liegt der Schwerpunkt in den USA. 41 Prozent des Fondsvermögens sind aktuell in Papiere aus der Techbranche angelegt, zum Beispiel in Wandelanleihen des Halbleiterherstellers STMicroelectronics und des Softwareunternehmens Splunk.
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