Gewinne für Großinvestoren

Mittelstandsanleihen: Kleinanleger im Nachteil

03.08.13 08:00 Uhr

Privatanleger werden bei der Emission von Mittelstandsanleihen gegenüber institutionellen Investoren benachteiligt. Dabei buhlen viele Börse um Kleinanleger. Ein Widerspruch.

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

So können Kleinanleger nur über die Börse zum Preis von 100 Prozent zeichnen. Großinvestoren bekommen dagegen Rabatte bei der parallel laufenden außerbörslichen Platzierung, wie Recherchen von €uro am Sonntag ergeben haben. Das ist besonders pikant, weil viele Börsen mit ihren Mittelstandssegmenten explizit um Privatanleger buhlen.

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Die Kaufanreize seien üblich und werden von den Profis als selbstverständlich angesehen, heißt es von verschiedenen Seiten. Formal wird der im Prospekt genannte Emissionspreis von 100 Prozent eingehalten. Es fließen aber Vertriebsprovisionen, die ganz oder teilweise an Großanleger weitergegeben werden. Sie bekommen so einen Abschlag bis zu einem Prozentpunkt.

Äußerst üppig sind die Nachlässe offenbar bei einigen Emissionen der vergangenen Wochen ausgefallen. Zuletzt sind viele Minibonds in kurzer Zeit emittiert worden. Papiere konnten darum oft nicht mit dem geplanten Volumen platziert werden oder nur mit kräftigem Rabatt.

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„Einige Anleihen wurden von den Emissionsbanken und dem Vertrieb bestimmten institutionellen Investoren mit einem sehr großen Abschlag angeboten“, sagt Britta Hosters von der Schnigge Wertpapierhandelsbank. Wenn diese Käufer ihre Papiere am ersten Handelstag auf den Markt werfen, können sie einen hübschen Gewinn einstreichen – auch dann noch, wenn der Kurs schon unter 100 Prozent gerutscht ist.

Private und institutionelle Anleger, die zum normalen Emissionspreis gekauft haben, leiden, wenn die Kurse dadurch unter Druck geraten. „Das ist eine unfaire Ungleichbehandlung der Investoren“, sagt Hosters. Namen von Emittenten oder Banken will sie allerdings nicht nennen.

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Bei großen Firmenanleihen kommen Kleinanleger bei der Emission nicht zum Zuge. Diese werden zum sogenannten Reoffer-Preis unter 100 Prozent ausgegeben und mit einem Aufschlag von Banken an Privatleute weitergereicht. Börsen werben für ihre Mittelstandssegmente mit dem Hinweis, dass Privatanleger erstmals die Möglichkeit haben, direkt bei der Emission dabei zu sein.