Fed im Visier

Anleihenkönig Jeffrey Gundlach warnt vor Marktwende durch steigende Renditen

24.01.25 03:47 Uhr

Anleihenkönig Jeffrey Gundlach schlägt Alarm: Marktwende durch steigende Renditen? Anleger haben den "Bus verlassen" | finanzen.net

Jeffrey Gundlach, der als "Anleihenkönig" bekannte CEO von DoubleLine Capital, warnt vor einer markanten Veränderung der Märkte und kritisiert die Fed scharf für ihre kurzfristige Geldpolitik.

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• Jeffrey Gundlach kritisiert Fed
Renditen von Staatsanleihen steigen
• Anleihenkönig warnt vor drohender Marktwende

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Jeffrey Gundlach, Chief Investment Officer und Gründer von DoubleLine Capital, hat sich in einem Webcast des Unternehmens über die Wirtschaft, die Märkte und seine Einschätzung der besten Anlagestrategien für 2025 geäußert. Der als Anleihenkönig bekannte CEO kritisierte die Fed scharf: "Die Fed sieht aus wie Mr. Magoo, der mit dem Auto umherfährt und überall gegenstößt. Dann wurde sie systematisch und brachte die Inflation herunter. Aber in den letzten 5 Monaten haben wir einen weiteren Aufwärtstrend gesehen. Das hat die Fed wieder in kurzfristiges Denken zurückgebracht. Sie reagiert zu stark auf kurzfristige Daten und handelt nicht strategisch."

Gundlach warnt: Anleger haben "den Bus verlassen"

Besonders auffällig ist Gundlachs Beobachtung zur Entwicklung der Renditen. "In 40 Jahren hatten wir keine Rezession, bei der nicht die Rendite der langfristigen Anleihen gesenkt wurde. Zählen Sie jetzt nicht darauf. Diesmal ist alles anders. Wir haben den Bus verlassen. Wir befinden uns in einem neuen Umfeld", so der DoubleLine-Chef im Webcast von DoubleLine Capital.

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Die Anleger haben den "Bus verlassen", da die Renditen von Staatsanleihen während der Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed) in die Höhe schnellen. Diese Aussage kommt in einer Zeit, in der die US-Wirtschaft weiterhin eine starke Leistung zeigt und die Märkte auf die politischen Entscheidungen der kommenden Jahre blicken. Der Bus-Verweis bezieht sich laut Gundlach auf das Konzept der großen Generationenzyklen aus Neil Howes Buch "The Fourth Turning: An American Prophecy", das die aktuelle Zeit als eine Phase der Transformation und Krise beschreibt.

Während die US-Zinsen im Dezember kräftig stiegen und die Renditekurve steiler wurde - mit einem Anstieg der Renditen von 10-jährigen und 30-jährigen US-Staatsanleihen auf rund 5 Prozent - zeigt sich Gundlach besorgt über die Auswirkungen seines beschriebenen Szenarios. Die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen haben sich während früherer Zinssenkungszyklen nie erhöht, doch jetzt sind sie um 100 Basispunkte gestiegen. "Diesmal ist etwas anders", erklärte er weiter.

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Gundlach sieht Warnzeichen für wirtschaftliche Herausforderungen

Gundlach geht davon aus, dass der Markt inzwischen stärker mit der Fed synchronisiert ist. "Die Fed ist jetzt im Einklang mit dem Markt und der Markt gibt keine weiteren Signale für eine Veränderung. Das stimmt mit der Fed überein, die ihre Geldpolitik langsamer ändert. Das ist einer der Gründe, warum der Aktienmarkt in den letzten Wochen nicht zufrieden war", so seine Analyse.

Darüber hinaus bezieht sich Gundlach auf die "furchtbaren" Preise im Immobilienmarkt, die durch die gestiegenen Zinssätze noch verschärft werden. Ein weiterer negativer Aspekt, den Gundlach anführt, sind die stark gestiegenen Kreditkartenabschreibungen, die er als Warnzeichen für zukünftige wirtschaftliche Schwierigkeiten interpretiert.

Gold und Anleihefonds als sichere Häfen?

Trotz seiner Besorgnis über den Aktienmarkt, den er als "historisch hoch bewertet" ansieht, gibt Gundlach eine klare Empfehlung für Investoren, die auf Sicherheit setzen: Gold. "Die Leute sehen Gold als sicheren Hafen. Ich stimme zu", sagte der Anleihenexperte. Auch wenn die US-Wirtschaft und der Aktienmarkt von vielen als stabil eingeschätzt werden, bleibt Gundlach skeptisch, besonders im Hinblick auf die Bewertungen. "Verbrauchererwartungen steigen. Das ist nicht bullisch, wenn man die heutigen Bewertungen betrachtet", warnte er.

Für Anleger, die weniger risikofreudig sind, empfiehlt er, sich von der Strategie des "T-Bill and Chill" zu verabschieden. Diese Taktik, bei der in kurzfristige, risikofreie Staatsanleihen investiert wird, habe 2022 und 2023 gut funktioniert. Doch nun sieht Gundlach ein Wiederanlagerisiko und empfiehlt stattdessen kurzfristige, qualitativ hochwertige Anleihefonds, die eine sicherere Möglichkeit bieten, von den aktuellen Marktbedingungen zu profitieren.

Sollten sich Anleger nun auf eine drohende Marktwende einstellen?

Jeff Gundlach sieht die Märkte vor einer bedeutsamen Veränderung und rät Anlegern, sich auf ein neues, unvorhersehbares Umfeld einzustellen. Die hohe Volatilität und die steil ansteigenden Renditen von US-Staatsanleihen seien nur einige der Zeichen dafür, dass die Zeiten sich ändern. Die kommenden Monate könnten entscheidend dafür sein, wie sich die Märkte entwickeln, vor allem wenn die Fed ihre Zinspolitik weiter anpasst und die US-Wirtschaft mit Herausforderungen konfrontiert wird.

Redaktion finanzen.net

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