Euro am Sonntag

Otto Group: Ein Päckchen mit Zinsen

19.12.19 09:30 Uhr

Otto Group: Ein Päckchen mit Zinsen | finanzen.net

Der Handelskonzern Otto Group wirbt verstärkt um jüngere Kunden. Die Anleihen versprechen bei überschaubarem Risiko eine interessante Rendite.

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Auf einen Fernsehspot mit den ganz großen Emotionen verzichtet Otto dieses Jahr zu Weihnachten. Der Hamburger Versandhändler setzt zum Fest der Liebe auf eine crossmediale Kampagne, die bereits zum Singles Day im November mit Werbung in der Dating-App Tinder begonnen hat, mit Aktionen in der Cyber Week weiterging und erst im neuen Jahr enden soll. Verbindende Werbefigur ist Ricky Anchorman, der mit grünem Samtanzug, Fliege und Schnauzbart vor Weihnachten auch im Fernsehen auftaucht und mehr oder weniger hilfreiche Tipps gibt, beispielsweise zum gelungenen Baumschmücken oder zum richtig Freudezeigen nach der Bescherung.

"Es reicht nicht mehr, den einen großen Fernsehspot zu produzieren", erläutert Alexander Rohwer, Leiter Strategy & Brand bei Otto. Deshalb seien die Marketingaktivitäten verstärkt auch auf Plattformen für junge Zielgruppen ausgeweitet worden. Kanäle wie Tinder, TikTok und Twitch sollen die Marke in die Köpfe von Millennials und Generation Z bringen. "Damit ergänzen wir unsere Marketingstrategie um Zielgruppen, die Otto bislang nicht auf dem Schirm haben", sagt Rohwer.

Vielzahl an Marken


Der Onlinehändler About you dürfte jungen Kunden eher vertraut sein. Er gehört ebenso zur Otto Group wie eine Vielzahl anderer Firmen - von Baur und Limango über Manufactum und Mytoys bis zu Quelle und Schwab. Im Onlinehandel in Deutschland ist die Otto Group Nummer 2 hinter Amazon und vor Zalando. Neben der Einzelhandelssparte hat die Gruppe eine Finanzsparte rund um die Hanseatic Bank und den ­Inkassodienst EOS sowie eine Logistik­sparte mit dem Lieferdienst Hermes. Im Geschäftsjahr 2018/19 erzielte der Konzern mit 53.000 Beschäftigten einen Umsatz von 13,4 Milliarden Euro und ­einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 222 Millionen Euro.

Trennung von Sport Scheck


1949 gegründet, feiert die Otto Group in diesem Jahr den 70. Geburtstag. Andere Versandhändler überlebten den ­digitalen Wandel nicht. Der letzte dicke Otto-Katalog wurde Ende 2018 gedruckt. Otto.de ist zudem längst kein reiner Onlinehändler mehr - auf der Plattform bieten auch Partnerunternehmen ihre Produkte an, die nicht zur Otto Group gehören. Dies zeigt die ständige Weiterentwicklung der Gruppe. Dazu gehört auch, sich von schwächelnden Tochterfirmen zu trennen. Mitte der Woche wurde der Verkauf von Sport Scheck an Galeria Karstadt Kaufhof ­bekannt gegeben.

Das Familienunternehmen ist nicht börsennotiert, die Otto Group ist am ­Kapitalmarkt aber regelmäßig mit Anleihen aktiv. Diese Papiere, die sich mit einer kleinen Stückelung von 1.000 Euro auch an Privatanleger wenden, bieten bei vertretbaren Risiken interessante Erträge. So verspricht die in dreieinhalb Jahren fällige Anleihe eine jährliche Rendite von rund 1,4 Prozent.


Bildquellen: Otto Group, Sebastian Duda / Shutterstock.com