Euro am Sonntag-Meinung

Wandelanleihen - Erfolg mit Chamäleons

09.07.17 16:00 Uhr

Wandelanleihen - Erfolg mit Chamäleons | finanzen.net
Beat Thoma

Wandelanleihen ermöglichen die Partizipation an weiterhin steigenden Aktienmärkten, schützen aber bei Rückschlägen aufgrund der Anleihekomponente.

von Beat Thoma, Gastautor von Euro am Sonntag

Die Wahlausgänge in den Niederlanden und in Frankreich beruhigten die Finanzmärkte nachhaltig. Zwar war der Sieg Macrons erwartet worden und entsprechend eingepreist, doch Überraschungen sind ja nicht ausgeschlossen. Die ­Risiken eines Rechtsrucks in der Eurozone oder gar ihr Zerfall können nun erst einmal vernachlässigt werden. Zusammen mit den allgemein positiven Konjunkturdaten stehen die Ampeln für die Aktienmärkte unverändert auf Grün - obwohl einzelne Aktienindizes sehr hohe Bewertungen signalisieren.



Trotz der allgemein positiven Stimmung sollten sich Investoren langsam, aber sicher darauf einrichten, dass auch Risiken im Markt lauern und Rückschläge programmiert sind. Es empfiehlt sich, am langfristigen Aktienmarktaufschwung mit Wandelanleihen zu partizipieren und die erwarteten Korrekturen mit diesem Vehikel abzufedern. Namentlich sei der Kurswechsel der Europäischen Zentralbank als Risiko genannt. Aktuell hat die EZB ihren Leitzins unverändert gelassen, und das Quantitative-Easing-Programm läuft.

Doch positive Wirtschaftsdaten und zunehmende Inflationsrisiken könnten dazu führen, dass sie auf eine raschere Normalisierung der europäischen Zinslandschaft umschwenkt, als bisher an den Finanzmärkten erwartet wird. Nur schon eine beschleunigte Beendigung des Quantitative Easing könnte die Märkte auf dem falschen Fuß erwischen und eine erhöhte Volatilität zur Folge haben. Zwar entziehen sich Anleger mit Wandelanleihen möglichen Aktienmarktkorrekturen nicht gänzlich, beugen aber allzu heftigen Verlusten vor.


Wandelanleihen überzeugen mit ihren Eigenschaften, aufgrund derer sie oft als Chamäleons unter den Anlageklassen bezeichnet werden. Ein sehr wichtiges Merkmal ist das asymmetrische Kursverhalten - die Kombination aus garantiertem Rückzahlungspreis ­(limitiertes Risiko) und unlimitiertem Kurspotenzial nach oben. Dank des Wandlungsrechts profitieren Anleger von steigenden Aktienmärkten. Da aber kein Zwang zur Wandlung besteht, kann bei schlechter Aktienmarktlage die ­Anleihe behalten werden, und man hat damit eine garantierte Rückzahlung. Daher bieten Wandelanleihen einen effizienten Kapitalschutz.

Auch für Anleiheinvestoren ergeben sich herausfordernde Perspektiven, denn nach vielen Jahren des stetigen Zinsrückgangs ist die US-Zinswende in Gang gekommen - ein klares Risiko. Zwar beinhalten Wandler auch einen Kupon, allerdings besteht eine deutlich tiefere Zinssensitivität. Zum einen gilt: je höher die Zinsen, desto höher der Wert des Wandelrechts - das ist von Vorteil. Zum anderen ist das Umtauschrecht von Nutzen. Denn Wandelanleiheinvestoren haben nicht nur das Recht die Aktie zu erhalten, sondern sie veräußern gleichzeitig die Anleihe zu ­einem festen Preis. Aufgrund ihrer ­Konstruktion und dieses Ablaufs können Wandler einen Kursverlust aus steigenden Zinsen bei gleichzeitig positiven ­Aktienmärkten - im Vergleich zu einem gemischten Portfolio aus Renten und Aktien - vermeiden. Wandler bieten hier also einen Schutz.

Auf lange Sicht mehr Rendite
als Unternehmensanleihen

Generell ist das Chance-Risiko-Verhältnis bei Wandelanleihen beachtenswert. Ein langfristiger Vergleich zeigt, dass Wandler von Dezember 1996 bis Ende Mai 2017 eine durchschnittliche Jah­resrendite von 6,73 Prozent erzielten (Thomson Reuters Global Convertible Index, EUR hedged). Das ist minimal geringer als die jährliche Performance des Aktienindex MSCI World AC in Lokalwährung mit 6,83 Prozent und deutlich höher als der durchschnittliche Jahresertrag von 5,2 Prozent bei Unternehmensanleihen (ML Global Broad Market Corp, EUR hedged).

Zudem liegt der Wandelanleiheindex mit einer durchschnittlichen jährlichen Volatilität von 10,42 Prozent im gleichen Zeitraum deutlich tiefer als der Aktien­index mit 14,36 Prozent. Das ist auch ein wichtiges Argument für Investoren. Die Ergebnisse unterstreichen die Attraktivität der Wandler in der Asset Allocation, und dass sie langfristig eine attraktive Beimischung im Depot darstellen - insbesondere auch als Alternative zu ­anderen Anleihegattungen.

Kurzvita

Beat Thoma, CIO von
Fisch Asset Management, Zürich

Thoma ist Chief Investment Officer bei der auf Wandelanleihen spezialisierten Fisch Asset Management AG. Er gehört dem Unternehmen seit dem Jahr 2000 an und ist auch für die Produkte- und Strategieentwicklung zuständig.
Fisch Asset Management gehört zu den weltweit führenden Anbietern im Bereich der Wandelanleihen und wurde 1994 ­gegründet. Das Unternehmen verwaltet ein Kundenvermögen von 9,2 Milliarden Euro.

Bildquellen: Fisch Asset Management, StockThings / Shutterstock.com