Euro am Sonntag-Interview

ETF-Expertin Sophia Wurm: "Holpriger und langer Weg"

25.09.21 15:10 Uhr

ETF-Expertin Sophia Wurm: "Holpriger und langer Weg" | finanzen.net

Exchange Traded Funds, die US-Bond-Indizes abbilden, sind derzeit eine gute Wahl. Sophia Wurm, Vice President bei SPDR ETFs Deutschland, erläutert die Folgen für die Anleihe-Märkte.

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

State Street Global Advisors hat eine Vielzahl kostengünstiger Anleihe-ETFs aufgelegt. In der Eurozone werde es aber noch dauern, bis wieder positive Renditen erzielt werden können, sagt Sophia Wurm, Vice President bei SPDR ETFs Deutschland.

Euro am Sonntag: Frau Wurm, in Deutschland sind die Verbraucherpreise um 3,9 und in der Eurozone um drei Prozent gestiegen. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegt mittelfristig bei zwei Prozent. Muss sie handeln und zumindest ihre Anleihekäufe in Höhe von monatlich 80 Milliarden Euro zurückfahren?

Sophia Wurm: Es ist sinnvoll, wenn sie noch eine Zeit lang abwartet. Gut ist, dass inzwischen über einen möglichen geldpolitischen Kurswechsel diskutiert wird. Sollte dieser tatsächlich in Gang gesetzt werden, sind die Marktteilnehmer nicht mehr überrascht, die Reaktionen dürften dann auch weniger stark ausfallen.

Welche Folgen haben Tapering - die Rückführung der Anleihekäufe - und später möglicherweise auch Zinserhöhungen generell für den Bondmarkt?

Dann fällt ein bedeutender, nach Regeln agierender Marktteilnehmer weg, was wiederum Raum für andere Investoren schaffen würde. Bislang ist es ja als Folge der EZB-Politik kaum möglich, mit Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Bereich positive Renditen zu erzielen. Der Weg zu ordentlichen Erträgen dürfte allerdings holprig und lang werden.

Die Kurse werden erst einmal deutlich fallen?

Richtig. Erst dann motivieren die Renditen zum Einstieg.

Sind alle Bereiche des Anleihesegments von einer Änderung des geldpolitischen Kurses beziehungsweise von Zinserhöhungen gleich betroffen?

Nein, da gibt es Abstufungen. Je höher die Duration einer Anleihe ausfällt, desto stärker fallen Zinserhöhungen ins Gewicht. Kürzer laufende Anleihen reduzieren dagegen das Zinsänderungsrisiko im Depot.

High-Yield-Anleihen weisen meist kürzere Laufzeiten auf ...

Richtig, sie reagieren auf Zinserhöhungen ebenso mit Kursverlusten, die fallen im Vergleich zu länger laufenden Investment-Grade-Bonds meist geringer aus.

Die US-Notenbank dürfte im Gegensatz zur EZB früher mit dem Tapering beginnen. Zudem sind zwei Zinserhöhungen im kommenden Jahr möglich. Sind US-Anleihen Ihrer Meinung nach derzeit dennoch die bessere Wahl als Anleihen europäischer Emittenten?

Ich denke schon. Internationale Investoren dürften die mit Tapering und Zinserhöhungen einhergehenden höheren Renditen unter anderem zum Anlass nehmen, Mittel aus riskanteren Schwellenländer-Anleihen abzuziehen. Auch die Aussicht auf Währungsgewinne sollte zum Engagement motivieren.

Welche grundsätzlichen Vorteile bieten Anleihe-ETFs?

Im aktuellen Zinsumfeld spielen Kosten eine entscheidende Rolle. Die Gebühren fallen im Vergleich zu aktiv gemanagten Produkten wesentlich geringer aus. Noch dazu reduziert die Vielzahl der Positionen das Ausfallrisiko eines einzelnen Emittenten.

Welche Anleihe-ETFs von SPDR haben sich seit Anfang des Jahres bislang am besten entwickelt?

Im Euroraum war es schlicht nicht möglich, mit Investment-Grade-Anleihen positive Renditen zu erzielen. Besser abgeschnitten haben dagegen US-Anleihen. Der SPDR Bloomberg Barclays 0-5 Year US High Yield Bond ETF beispielsweise legte seit Jahresanfang in Euro gerechnet 7,5 Prozent zu.

Steigt die Nachfrage nach ETFs, die inflationsgebundene Anleihen enthalten?

Ja, der inflationsgeschützte US-Anleihen enthaltene SPDR Bloomberg Barclays U.S. TIPS ETF (ISIN: IE 00B Z0G 897 7) hat in den vergangenen drei Monaten über drei Prozent zugelegt.

Bietet SPDR auch ETFs, die auf fallende Anleihekurse setzen?

Das ist nicht unser Fokus.

SPDR Bloomberg Barc. 0-5 Year U.S. High Yield Bond: Der ETF umfasst 699 US-Anleihen mit einer Laufzeit von maximal fünf Jahren. Rund 90 Prozent der Emittenten sind mit "BB" oder "B" eingestuft.








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Bildquellen: State Street Global Advisors