Außenhandelsminister Usbekistans: "Das Rating ist uns extrem wichtig"

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

In der Vorwoche traf sich der Präsident Usbekistans, Shavkat Mirziyoyev, in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Mirziyoyev hat das Land, das zuvor jahrelang abgeschottet war, geöffnet und Reformen angestoßen. €uro am Sonntag sprach mit Jamshid Khodjaev, dem usbekischen Außenhandelsminister.

€uro am Sonntag: Wie wollen Sie Usbekistan für deutsche Firmen attraktiver machen?
Jamshid Khodjaev: In erster Linie durch Transparenz. Dazu zählt, dass wir unseren Handel mit den Vorgaben der Welthandelsorganisation harmonisieren wollen, um ihr beitreten zu können. Wir achten sehr genau auf die statistischen Daten, die mittlerweile den Standards des Internationalen Währungsfonds entsprechen. Außerdem haben wir den Grundbesitz liberalisiert, sodass es möglich ist, Eigentümer von Land zu werden.

Was ist mit dem Thema Corporate Governance? Gibt es einen Wandel in den Unternehmen, etwa bei Arbeitnehmerrechten?
In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, Zwangsarbeit abzuschaffen - ein Überbleibsel der Vergangenheit. Die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen hat diesen Schritt bereits anerkannt.

Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Usbekistan ist seit 2017 auf rund 700 Millionen Euro stark gestiegen. Welche Güter erhält Deutschland hauptsächlich aus Usbekistan?
Der größte Teil unserer Exporte sind landwirtschaftliche Erzeugnisse und Textilien. Usbekistan war einer der Toplieferanten von Baumwolle weltweit. Das wollen wir ändern und hochwertigere Produkte anbieten. Wir rechnen damit, binnen zwei Jahren überhaupt keine Baumwolle mehr zu verkaufen, sondern stattdessen Stoffe und Kleidungsstücke.

Wie sieht es mit den Bedingungen auf dem Kapitalmarkt aus?
Die neue Regierung schenkt ihm eine sehr hohe Aufmerksamkeit, wie die jüngsten Reformen zeigen. Vor einer Woche wurde zum Beispiel eine staatliche Agentur gegründet, deren Aufgabe es ist, den Kapitalmarkt weiterzuentwickeln.

Usbekistan hat seit gut einem Monat ein Kreditrating.
Richtig. Die Ratingagenturen S & P und Fitch beurteilen unser Land mit "BB-" und einem stabilen Ausblick. Das Rating ist ex­trem wichtig für den Ausbau unseres Kapitalmarkts, weil es uns erleichtert, Anleihen zu begeben. Im ersten Halbjahr wollen wir zum ersten Mal eine Euro- Staatsanleihe platzieren.

Welche Bedeutung hat die Initiative Chinas, eine neue ­Seidenstraße zwischen Europa und Fernost zu etablieren, für Ihr Land?
Wir sehen das als Gelegenheit, Infrastruktur auszubauen und die wirtschaftliche Entwicklung anzutreiben. Straßen, Logistikzentren und Industrie für Baumaterial werden entstehen, neue Jobs werden geschaffen. Zusätzlich erwarten wir, von einer besseren Zusammenarbeit in der Region und steigendem Handelsvolumen zu profitieren.







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