Euro am Sonntag

Heta-Anleihen: Trübe Aussichten

21.04.16 09:30 Uhr

Heta-Anleihen: Trübe Aussichten | finanzen.net

Die Anleihen der ehemaligen Hypo Alpe Adria sollen bald nur noch halb so viel wert sein - einige sogar überhaupt nichts mehr.

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA hat ein Machtwort gesprochen. Am Sonntag verkündete sie einen Schuldenschnitt für die Anleihen von Heta Asset Resolution. Das ist die Bad Bank, die mit der Abwicklung der Hypo Alpe Adria betraut ist. Gläubiger, die vorrangige Anleihen besitzen, sollen auf 54 Prozent des Nennwerts verzichten, die Eigner nachrangiger Anleihen völlig leer ausgehen. Außerdem entfallen die Zinsen, die seit März 2015 angefallen sind. Darüber hinaus wurde die Laufzeit sämtlicher Papiere bis Ende 2023 gestreckt.

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Die im österreichischen Bundesland Kärnten ansässige Hypo Alpe Adria war 2009 verstaatlicht worden. Ihre Verbindlichkeiten stecken mittlerweile in der Heta. Insgesamt handelt es sich um 11,1 Milliarden Euro, um deren Rückzahlung es seit Jahren Streit gibt. Die Gläubiger fordern ihr Geld von Kärnten zurück, das eine Haftung übernommen hatte. Später stellte das Land diese Haftung aufgrund geänderter gesetzlicher Regelungen infrage.

Der Schuldenschnitt fällt drastisch aus, war aber in dieser Höhe zu erwarten. "Diese Ankündigung ist als wenig überraschend zu bewerten", so Christian Lenk, Analyst der DZ Bank. Bereits im Frühjahr 2015 habe die Europäische Zen­tralbank die Institute, die Heta-Anleihen besitzen, zu Abschreibungen aufgefordert. "Für vorrangige Titel war eine Wertkorrektur von mindestens 50 Prozent, für nachrangige Anleihen eine Abschreibung um mindestens 95  Prozent gefordert worden", so Lenk.
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Auch der Zeitpunkt der Ankündigung liege im Rahmen der Erwartungen. Vor einem Monat hatten die Gläubiger das Angebot Kärntens abgelehnt, Anleihen zu 75 Prozent des Nominalwerts zurückzukaufen.

Fieberhafte Gespräche

Am Dienstag kamen Vertreter der Gläubiger und des Landes Kärnten in London zusammen, um erneut nach möglichen Lösungen zu suchen. Über den Inhalt der Gespräche wurde bisher nichts bekannt. Die Schulden der Heta liegen vor allem in den Händen deutscher Banken und Versicherungen. In Fonds für Privat­anleger stecken die Papiere nur sehr vereinzelt, wie eine Umfrage von €uro am Sonntag unter den zwölf wichtigsten Fondsgesellschaften zeigt. Zu den Schuldnern zählen unter anderem Pimco und die Deutsche Asset Management. Dort sind aber vor allem Fonds für institutionelle Anleger betroffen.

Auswirkungen auf die Kurse der Heta-Anleihen hatte die ­Ankündigung des Schuldenschnitts nicht. Denn die Anleger hoffen, dass es früher oder später zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen Österreich und den Gläubigern kommen wird. Es gilt als wahrscheinlich, dass in diesem Fall der Abschlag deutlich geringer ausfällt, als von der FMA gefordert.

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