Investment-Check auf Argentinien: Panik vor den Peronisten
Präsident Macri droht die Wahlen im Oktober zu verlieren. Die Furcht vor einem linkspopulistischen Nachfolger lässt Anleger fliehen.
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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Nach der Niederlage von Amtsinhaber Mauricio Macri bei der Präsidentschaftsvorwahl in Argentinien haben Währung, Aktien und Anleihen des Landes massiv verloren. Darunter leiden auch viele Fonds, die in Schwellenländeranleihen investieren. Mit Michael Hasenstab von Franklin Templeton ist ein bekanntes Opfer darunter - auf 1,8 Milliarden Dollar binnen eines Tages beziffern Datendienstleister die Einbußen in sechs Portfolios, die der Starfondsmanager lenkt.
Der peronistische Kandidat Alberto Fernández hat mit 48,7 Prozent den wirtschaftsfreundlichen Macri, der 32,1 Prozent erreichte, unerwartet deutlich abgehängt. Die Vorwahl am 11. August sollte eigentlich nur dazu dienen, Kandidaten kleinerer Parteien auszusieben und ein Stimmungsbild zu liefern.
Die Zustimmungsrate für Macri fiel aber deutlich niedriger aus als erwartet. Dies hat bei Investoren die Furcht ausgelöst, dass er bei der Präsidentenwahl am 27. Oktober wieder von einem Linkspopulisten im Amt des Staatschefs abgelöst werden könnte. Macris Vorgängerin, Cristina Fernández de Kirchner, ist Vizekandidatin von Alberto Fernández.
Macri wurde von den Wählern für seine Sparpolitik abgestraft. Das Land leidet unter hoher Inflation und großer Arbeitslosigkeit. Mitte der Woche kündigte der Präsident nun an, Sozialausgaben zu erhöhen und Einkommensteuern zu senken.
"Die Marktreaktionen zeigen eindrücklich, auf wie viel Ablehnung die Peronisten bei Investoren, Anlegern und privaten Unternehmen stoßen", meint Wolf Rütger Teuscher, Ökonom bei der DZ Bank. Der argentinische Peso verlor am Montag nach der Wahl rund 20 Prozent zum US-Dollar, bei Anleihen und Aktien gab es fast schon panikartige Verkäufe.
Darüber, ob die Anleihen auf dem nun erreichten Niveau interessant sind, gibt es höchst unterschiedliche Ansichten. "Wir glauben, dass Argentinien trotz immer attraktiverer Renditen ein Land ist, das gemieden werden sollte", sagt Gareth Gettinby von Kames Capital. Dagegen meint Luc D’hooge von Vontobel Asset Management: "Die derzeitigen Kurse zeigen kein objektives Bild der Situation." Er sieht durchaus Chancen, etwa bei inflationsgeschützten Staatsanleihen in Lokalwährung und Unternehmensanleihen.
Bei Franklin Templeton kommentierte man die Berichte über die Verluste der Hasenstab-Portfolios zunächst nicht - der Fondsmanager wird wohl eher die Meinung von Vontobel teilen. Da Hasenstab gern größere Wetten auf einzelne Länder eingeht, dürften seit Längerem investierte Anleger die aktuellen Schwankungen sowieso gelassen beobachten.
Relativ überschaubar:
Die Verluste der Hasenstab-Fonds klingen zwar in absoluter Höhe dramatisch, beim Blick aufs Volumen der Produkte relativiert sich dies jedoch. So büßte der Templeton Global Total Return auf Wochensicht lediglich rund drei Prozent ein.
ISIN: LU0260870661
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