Scholz-Anleihe: Zum Schrottwert
23.05.16 17:30 Uhr
Bei der Recyclingfirma steigt ein neuer Investor aus China ein. Die hohen Schulden übernimmt er nicht - Anleihegläubiger müssen bluten.
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von Thomas strohm, Euro am Sonntag
Wer die Anleihe des angeschlagenen Recyclingspezialisten Scholz im Depot hat, muss sich auf massive Verluste einstellen. Die nach österreichischem Recht bestellte Anleihekuratorin Ulla Reisch hat sich mit einem neuen Investor, den das Unternehmen dringend benötigt, auf eine Anleiherestrukturierung geeinigt. Das teilte die Kuratorin im Vorfeld der Gläubigerversammlung am Donnerstag in Wien mit.
Demnach bekommen alle Anleihegläubiger zusammen 14 Millionen Euro. Beim Anleihevolumen von 182,5 Millionen Euro bedeutet das eine Quote von 7,671 Prozent. Diese Zahlung sollen die Anleihegläubiger bis 15. Oktober erhalten. Eine weitere Zahlung ist vom Ergebnis 2016 und 2017 abhängig: Die Gläubiger könnten weitere 5,8 Millionen Euro bekommen, wenn es bei Scholz besser läuft - was dabei konkret erreicht werden muss, wurde noch nicht erläutert. Das würde eine Quote von weiteren 3,178 Prozent bedeuten. Anleiheinhaber können somit bestenfalls auf 10,849 Prozent des Nennwerts hoffen.
Mit den Zahlungen sind sämtliche Rückzahlungs- und Zinsansprüche abgegolten. Die Anleihegläubiger müssen den Vereinbarungen nicht zustimmen, da für die Anleihe das Kuratorengesetz aus dem Jahr 1874 gilt. Laut diesem werden die Interessen der Gläubiger durch einen gerichtlich bestellten Kurator wahrgenommen, dieser ist bei seinen Entscheidungen nicht an Weisungen der Anleihegläubiger gebunden. Offenbar geht Reisch davon aus, dass bei einer Insolvenz noch weniger für die Anleihegläubiger herausgesprungen wäre.
Bei dem neuen Investor soll es sich um den chinesischen Metallrecycler Chiho Tiande handeln, offiziell wurde das zunächst nicht bestätigt. Auf ihn hätten sich die Banken, bei denen Scholz den Großteil seiner Schulden hat, geeinigt. Die Banken müssen als besicherte Gläubiger weniger herbe Einschnitte verkraften als Anleiheinhaber.
Wer wenigstens steuerlich seinen Verlust ohne Probleme geltend machen will, sollte versuchen, die Anleihe an der Börse zu verkaufen und sich beim angepeilten Preis an der Mindestquote von 7,671 Prozent zu orientieren. Anleger, die auf die Auszahlung des Unternehmens warten, müssen sich zumindest auf Diskussionen mit dem Finanzamt einstellen, ob der Verlust steuerlich angerechnet werden darf oder nicht.
Fazit: Der Kurs ist mit der Mitteilung der Kuratorin von über 20 auf unter zehn Prozent gefallen. Warten hilft auch nicht mehr - am besten verkaufen.
ISIN: AT0000A0U9J2
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