Bundesanleihen: Lohn für Verschuldung
Deutschland hat 2021 bislang vier Milliarden verdient.
von Redaktion Euro am Sonntag
Schulden machen und dabei Geld verdienen - das ist für den deutschen Staat schon länger Realität. Denn Investoren sind bereit, für Anleihen der Bundesrepublik eine negative Verzinsung in Kauf zu nehmen. Von Januar bis August dieses Jahres vereinnahmte Deutschland bei der Emission von Bundeswertpapieren zur Finanzierung des Haushalts einschließlich Sondervermögen Zahlungen von 4,25 Milliarden Euro. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf ein Schreiben von Finanzstaatssekretärin Sarah Ryglewski.
Die Finanzagentur, die für das Schuldenmanagement des deutschen Staats verantwortlich ist, hat bis Ende August Bundeswertpapiere von mehr als 275 Milliarden Euro an Investoren zugeteilt. Die durchschnittliche Emissionsrendite betrug minus 0,55 Prozent. Die Anleger haben dem Bund bei der Schuldenaufnahme also mehr Geld gegeben, als sie am Ende der Laufzeit zurückerhalten werden.
Trotz des vermeintlich schlechten Geschäfts waren die Auktionen 1,72-fach überzeichnet. Der Bund hätte demnach weit mehr Anleihen verkaufen können als geschehen.
Insgesamt will sich die Finanzagentur 2021 das Rekordvolumen von gut 480 Milliarden Euro von Investoren leihen. Der Bundestag hatte im April den Nachtragshaushalt 2021 mit einer sehr hohen Neuverschuldung von 240 Milliarden Euro beschlossen. Nicht nur diese Summe muss durch neue Schulden gedeckt werden, sondern auch die Refinanzierung alter Verbindlichkeiten.
Der Bund steht bei Investoren hoch im Kurs, da seine Bonität von den Ratingagenturen mit der Bestnote "AAA" bewertet wird und die Rückzahlung damit als sehr sicher gilt. Zudem gibt es einen riesigen Markt für den Handel mit Bundesanleihen, weshalb sie von Institutionen und anderen Großanlegern als Bargeldersatz genutzt werden. Darüber hinaus tritt die Europäische Zentralbank in großem Stil als Käufer auf.
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