Argentinien-Anleihen: Comeback der Gauchos
Investoren reißen sich um die neuen Anleihen des Landes. Ganz abgearbeitet sind die Folgen der Staatspleite von 2001 aber noch nicht.
von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Die Rückkehr des lange geächteten Argentinien an die internationalen Kapitalmärkte war fulminant: 16,5 Milliarden Dollar hat das Land vergangene Woche mit neuen Anleihen eingesammelt - Investoren füllten das Orderbuch mit Aufträgen über 68 Milliarden Dollar. "Die größte Nachfrage nach argentinischen Anleihen in der Geschichte", jubelte Finanzminister Alfonso Prat-Gay. Das sei ein unglaubliches Ergebnis für ein Land, das aus der Staatspleite komme.
Die möglichen Renditen sind in Niedrigzinszeiten verlockend: Bei Laufzeiten von drei, fünf, zehn und 30 Jahren reichen die Kupons von 6,25 bis 7,625 Prozent. Für Privatanleger kommen die Anleihen wegen der Stückelung von 150.000 Dollar indes kaum in Betracht.
Die Zinsen zeigen, dass es sich bei den Gaucho-Bonds nicht um Witwen- und Waisen-Papiere handelt - ungeachtet der Hoffnungen, die mit dem seit Ende 2015 amtierenden, wirtschaftsfreundlichen Präsidenten Mauricio Macri verbunden sind. Die Agenturen haben Ratings tief im spekulativen Non-Investment-Grade vergeben: S & P ein "B-", Fitch ein "B", Moody’s ein "B3".
Einen Großteil des Geldes, rund zehn Milliarden Dollar, muss Argentinien an Hedgefonds und andere Investoren weiterreichen. Diese hatten sich nach der Staatspleite 2001 den Umtauschangeboten widersetzt und juristisch mit harten Bandagen für die volle Rückzahlung ihrer Alt-Anleihen gekämpft. In den letzten Monaten hat sich das Land mit den meisten auf einen für diese Investoren lukrativen Vergleich geeinigt - Voraussetzung für die Rückkehr an die Märkte.
Auch für deutsche Anleger, die noch Alt-Anleihen haben, gibt es eine Abfindungsofferte: Mit 150 Prozent des Nennwerts wären die Bonds getilgt und Zinsansprüche abgegolten. Noch wurde das Angebot von den Banken nicht an die Kunden weitergeleitet. Die Zeit drängt aber nicht: Bis Anfang Juni hätten Betroffene Zeit, die Offerte anzunehmen.Nicht darauf eingehen wollen die Anleger von HWB: Der Vermögensverwalter hält in diversen Fonds Alt-Anleihen und fragte seine Anleger, ob sie das Angebot annehmen möchten. Die Mehrheit will eine höhere Abfindung durchsetzen.
Das ändert nichts daran, dass Argentinien sich mit den allermeisten Alt-Gläubigern geeinigt hat. Die US-Justiz hat darum auch eine einstweilige Verfügung aufgehoben, mit der sie auf Betreiben der Hedgefonds die Zinszahlung für die bei den Umtauschangeboten 2005 und 2010 ausgegebenen Bonds blockiert hat. Besitzer der Umtauschanleihen können bald mit der Nachzahlung der seit 2014 nicht überwiesenen Zinsen rechnen.
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