Renmimbi-Bonds: Investitionen mit Augenmaß
Peking stimuliert das Wachstum, hat aber gleichzeitig die Verschuldung im Blick. Auch der Yuan soll stabil bleiben. Das macht chinesische Staatsanleihen in lokaler Währung interessant
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von Jörg Billina und Julia Groß, Euro am Sonntag
Die Freude über das Ende des langen Lockdowns ist getrübt: Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank die gesamtwirtschaftliche Leistung Chinas in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres um 6,8 Prozent. Die Regierung in Peking steht massiv unter Druck: Sie muss in den kommenden Monaten für Wachstum sorgen und einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit vermeiden. Solange aber die Pandemie den Rest der Welt zum ökonomischen Stillstand zwingt, kann der Export wenig zur Erholung beitragen. Peking konzentriert sich daher auf die Förderung der Binnennachfrage und reduziert unter anderem die Steuerlast.
Neuverschuldung vermeiden
Im Vergleich zur Finanzkrise, als ein Stimulierungspaket von rund 560 Milliarden Dollar geschnürt wurde, nimmt die Regierung nun weniger Mittel in die Hand. Sie will, im Gegensatz zu den Industriestaaten, einen zu starken Anstieg der Neuverschuldung des Staats vermeiden. Das Haushaltsdefizit soll nicht über 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts hinausgehen. Auch der Yuan soll stabil bleiben, um einen Anstieg der Inflation über höhere Importpreise zu vermeiden.
Arbeitsplätze schaffen
Die Regierung verspricht beispielsweise Investitionen in Zukunftstechnologien wie das 5G-Mobilfunknetz. Auch in künstliche Intelligenz, das Verkehrswesen und den Energiebereich soll mehr Geld fließen und somit mehr Beschäftigung geschaffen werden, sagte Staatschef Xi Jinping laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Das 5G-Mobilfunknetz erlaubt einen höheren Grad der Automatisierung in Fabriken und wird auch für Technologien wie autonomes Fahren benötigt.
Lokalregierungen haben seit Beginn des Jahres bereits "Spezielle Anleihen" im Wert von umgerechnet mehr als 130 Milliarden Euro emittiert. Der Löwenanteil des Geldes wird voraussichtlich in Infrastrukturmaßnahmen fließen.
Die Zentralbank hat zuletzt mehrfach an der Zinsschraube gedreht, um mit billigerem Geld die chinesische Wirtschaft anzukurbeln. Als jüngste Maßnahme wurde vor einigen Tagen der Zinssatz für mittelfristige Kredite von 3,15 auf 2,95 Prozent zurückgenommen. Die Darlehen an Geschäftsbanken werden nach einem Jahr fällig, können aber auf zwei weitere Jahre verlängert werden. Das sollte gerade kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die in erster Linie die Binnennachfrage bedienen, zugute kommen.
Die bislang mit Augenmaß getroffenen Maßnahmen zur Konjunkturbelebung motivieren Anleger, sich in chinesische Staatsanleihen in lokaler Währung zu engagieren. Laut Bond Connect flossen über 67 Milliarden Dollar im März in entsprechende Zinspapiere. Das ist der bislang höchste Zufluss innerhalb eines Monats.
Positive ETF-Entwicklung
Zugang zum chinesischen Anleihemarkt bietet der iShares China CNY Bond ETF. Der Exchange Traded Fund enthält 75 Anleihen, die von Chinas Finanzministerium oder Banken emittiert wurden. Die Papiere weisen im Schnitt eine Effektiv- verzinsung von 2,55 Prozent auf. Der durchschnittliche Kupon beträgt 3,3 Prozent. Seit Jahresanfang legte das Indexpapier in Euro um 7,6 Prozent zu.
Angesprungen: Seit Jahresanfang hat das Anleiheportfolio, dessen Wert dieser ETF abbildet, bereits kräftig zugelegt. Gute Wahl in einer für Anleger sonst nicht so leicht zugänglichen Kategorie.
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