Euro am Sonntag-Anleihecheck

Karlsberg Brauerei: Nach dem Geschmack der Anleger

26.02.17 16:00 Uhr

Karlsberg Brauerei: Nach dem Geschmack der Anleger | finanzen.net

Exklusiv für Euro am Sonntag bewertet die URA Rating Agentur die Mittelstandsanleihe der Karlsberg Brauerei. Ihre Einschätzung: Zinszahlung unproblematisch.

Geschäft Die traditionsreiche Karlsberg Brauerei GmbH - nicht zu verwechseln mit dem Konzern Carlsberg aus Dänemark - ist die sechstgrößte deutsche Brauereigruppe in Familienbesitz. Sie ist im Saarland und angrenzenden Regionen führend bei Bieren sowie deutschlandweit bei Biermixgetränken. Die Mutter Karlsberg Holding hält zudem die Mehrheit an der börsennotierten Mineralbrunnen Überkingen. Im ersten Halbjahr 2016 stieg der operative Gewinn (Ebit) um sechs Prozent, der Umsatz um drei Prozent.
Für bessere Transparenz wäre zu wünschen, dass die GmbH einen Konzernabschluss veröffentlichen würde; zwei der Töchter machten in der ersten Hälfte 2016 Verlust. Mit der Holding gibt es einen Gewinnabführungsvertrag, sodass das bilanzielle Eigenkapital der GmbH seit 2011 mit 43 Millionen Euro gleich ist; wegen leicht gesunkener Bilanzsumme stieg die Eigenkapitalquote auf 28 Prozent.

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Zinszahlung Die um Sonder­effekte bereinigte Zinsdeckung ist gemessen am Ebit befriedigend, sie hat sich stetig verbessert. Der Cashflow vor Zinsen war in den letzten Jahren stets deutlich positiv und betrug im Schnitt das Dreifache der Zinslast. Beim Anleihezins im April ist wie in den nächsten vier Jahren somit kein Problem zu erwarten.

Tilgung Eine Refinanzierung ­erfolgte bei Mittelstandsanleihen bisher vor allem über Schuldscheine und Konsortialkredite. Karlsberg ist neben Schalke 04 und Hörmann Finance einer von wenigen Emittenten, die 2016 ihre vorzeitig getilgte Anleihe - bei Karlsberg: 30 Millionen Euro, Zins: 7,375 Prozent - in einem nennenswerten Umfang mit einer neuen Anleihe abgelöst haben. Beide Bonds notierten stets deutlich über pari, was die Rendite beim Kauf an der Börse drückt, aber das große Investorenvertrauen zeigt. Die Nettoverschuldung ist gemessen am Gewinn (Ebitda) befriedigend, die Refinanzierung des Bonds 2021 über Anleihe oder Schuldschein scheint machbar.
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Fazit: Karlsberg hat sich angesichts des stagnierenden Biermarkts früh in Wachstumssegmenten wie Biermischgetränke und alkohol­freie Biere positioniert. Auch bei der Ausgliederung von Pensionsverpflichtungen gehört Karlsberg unter den Emittenten von Mittelstandsanleihen zu den Pionieren. Die Anleihezinsen sollten problemlos gezahlt werden, die Tilgung 2021 hängt vom Vertrauen des Kapitalmarkts ab. Über Letzteres entscheidet auch das hoffentlich weiter professionelle Finanz­management nach dem Abschied von Finanzchef Ralph Breuling.

Die URA Rating Agentur verwendet bei ihrer Anleiheanalyse eine standardisierte Methode, die sich ausschließlich an den Interessen der Investoren orientiert. Zu den Kunden zählen Vermögensverwalter und Family Offices.

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