Anleihe auf Schneekoppe: Der Bond ist rund
Nach der Übernahme durch Ex-Fußballprofi Philipp Lahm ist die Anleihe des Müsli-Herstellers attraktiv. Mitspielen ist aber nicht einfach.
von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Das Gesicht ist zunächst verdeckt durch prall gefüllte Papiertüten. Erst in der Küche wird klar, wer da seine Einkäufe ins Haus geschleppt hat und nun erschöpft auf einen Stuhl sinkt. "Und ich dachte, Fußball spielen wär’ anstrengend!", stöhnt Philipp Lahm, bis 2017 Fußballprofi, in einem Werbespot für den oberbayerischen Pflegeproduktehersteller Sixtus, bei dem er 2015 eingestiegen ist und den er 2017 komplett übernommen hat.
Ähnlich lief es bei Schneekoppe: Seit vergangener Woche besitzt Lahms Holding die Mehrheit bei der niedersächsischen Lebensmittelfirma, bereits 2016 hatte er Anteile erworben. Sixtus wie Schneekoppe sind traditionsreiche Unternehmen, deren Wurzeln bis in die Jahre 1931 respektive 1927 zurückreichen. Die jüngere Geschichte war bei beiden jedoch durchaus wechselvoll, Schneekoppe rutschte 2014 sogar in die Insolvenz.
Anleihe in der Verlängerung
Das hat auch die Besitzer der 2010 mit einer Laufzeit von fünf Jahren emittierten Anleihe schwer getroffen. So wurde 2015 der Nennwert von 1.000 auf 110,45 Euro herabgesetzt, die Laufzeit um fünf Jahre bis 2020 verlängert und der Zinssatz von 6,45 auf 3,50 Prozent gesenkt.
Können Anleihefans im Vertrauen auf das Geschick des Investors Lahm nun ebenfalls in ein Schneekoppe-Engagement stürmen? Die Frage kann für Risikobereite mit Ja beantwortet werden, gefolgt von einigen Aber. Denn schon der Kauf der Anleihe ist nicht einfach. Das Volumen von zehn Millionen Euro ist mit dem Schuldenschnitt auf 1,1 Millionen geschrumpft. Das Papier ist an den Börsen in Düsseldorf und München gelistet, wird aber selten gehandelt.
Foul kaum zu erwarten
Anleger brauchen Geduld und sie dürfen ein Limit bei der Order nicht vergessen, das deutlich unter 100 Prozent des Nennwerts liegen sollte. Ein Kauf zu weniger als fünf Prozent Rendite per annum bis 2020 scheint dem Risiko keinesfalls angemessen. Im ersten Halbjahr 2017 schrieb Schneekoppe weiter rote Zahlen. Wie es im Gesamtjahr lief, zeigt sich Ende Juni bei der Bilanzvorlage.
Eine sichere Kiste ist Schneekoppe nicht. Anleger könnten jedoch darauf setzen, dass Lahm sein Schwiegersohn-Image kaum wegen einer wohl doch recht läppischen Anleihe-Million verspielen wird - und er Anleger nicht so weggrätscht, wie es bei sogenannten Mittelstandsanleihen schon mal vorgekommen sein soll. Wenn Lahm ohne Bondgläubiger spielen will, könnte er sie ohne Foul loswerden: Schneekoppe darf die Anleihe mit Vier-Wochen-Frist zu jedem Zinstermin im September kündigen. Lahm trällert derweil vielleicht bald im Werbespot mit Müsli in der Einkaufstüte: "Schneeeekoppäh".
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