Anleihe auf AstraZeneca: Die neuen Pillen schlagen an

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Hohe Ausschüttungen an Aktionäre gefallen Anleiheinvestoren in der Regel nicht. Schon gar nicht, wenn sich das Unternehmen, dem sie Geld geliehen haben, in einer schwierigen Übergangsphase befindet. Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca bietet seinen Aktionären aktuell gut dreieinhalb Prozent Dividendenrendite. Der Kurs der bis November 2025 laufenden Anleihe von AstraZeneca (siehe unten) notiert daher seit geraumer Zeit unter Nennwert.

Schlechte Zahlen

AstraZeneca hat alle Patentrechte auf seine bisherigen Hauptumsatzträger wie den Cholesterinsenker Crestor verloren. Im zweiten Quartal ging der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17 Prozent zurück. In den vergangenen zwölf Monaten stiegen zudem die Verbindlichkeiten von 13 auf 15 Milliarden Dollar. Diesen steht ein freier Cashflow von gerade mal drei Milliarden Dollar gegenüber. Eine Ratingverschlechterung ist nicht auszuschließen. Moody’s stuft die Bonität mit "A3" ein. Der Ausblick ist negativ.

Nun aber gibt es gute Nachrichten, die Talsohle scheint durchschritten zu sein. Analysten hatten ursprünglich sogar noch schlechtere Halbjahres­ergebnisse erwartet. Dass ihre Schätzungen übertroffen wurden, ist vor allem der anziehenden Nachfrage nach neuen Medikamenten zu verdanken. Eine Gruppe von acht vor Kurzem ­zugelassenen Therapeutika erzielte insgesamt eine Milliarde Dollar mehr Umsatz als im ersten Halbjahr 2017, eine Steigerung um 69 Prozent. Insbesondere das zur Bekämpfung von Blasenkrebs verwendete Imfinzi kommt bei Patienten gut an. Die Deutsche Bank rechnet mit Umsätzen im laufenden Jahr von 550 Millionen Dollar. Auch das Lungenkrebsmittel Tagrisso übertrifft die erwarteten Verkaufszahlen. Ebenso stärker als zunächst prognostiziert fallen die Umsätze des neuen Asthmamittels Fasenra aus.

Chinesische Premiere

Nach heftiger Kritik von US-Präsident Trump will AstraZeneca wie zuvor schon Merck & Co., Novartis, Roche, Sanofi und Pfizer zunächst auf Preiserhöhungen in den USA verzichten. In China stehen die Chancen auf wachsende Einnahmen dagegen gut. Astras Umsatz dort stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres um 24 Prozent. Die Gesundheitsbehörde im Reich der Mitte prüft derzeit die Zulassung des gegen Anämie eingesetzten Mittels Roxadustat. Wenn die Behörde grünes Licht gibt, wäre das eine Premiere. Erstmals würde in China ein Medikament auf den Markt kommen, das nicht zuvor in den USA seine Verkaufsgenehmigung erhalten hat.

Gesunde Rendite: Der auf Dollar lautende Bond notiert unter Nennwert und verspricht eine Rendite von fast vier Prozent. Dazu Chance auf Währungsgewinne, aber negativer Ausblick.




____________________