Euro am Sonntag-Analyse

KTG Agrar: Voll in den Graben gefahren

25.06.16 22:29 Uhr

KTG Agrar: Voll in den Graben gefahren | finanzen.net

Der börsennotierte Landwirtschaftsbetrieb KTG Agrar kann die Zinsen für eine Anleihe nicht pünktlich zahlen. Nun droht sogar die Insolvenz.

von Carl Batisweiler, Euro am Sonntag

Für die Landwirte nicht nur in Deutschland gilt seit dem Strukturwandel der Branche Anfang der 70er-Jahre eine klare Devise: wachsen oder weichen. Kein anderer Bauer in Europa hat das so sehr umgesetzt wie Siegfried Hofreiter. Mit seiner KTG Agrar ging er 2007 an die Börse, ­sammelte zusätzlich Hunderte Millionen Euro mit Mittelstandsanleihen oder Kapitalerhöhungen ein. Heute bewirtschaftet KTG rund 46.000 Hektar, die ­Bilanzsumme beträgt rund 750  Millionen Euro.



Da verwundert es schon, dass der Mega-Landwirt nun rund 15  Millionen Euro nicht auszahlen konnte, die seinen Anleihegläubigern vor zwei Wochen zustanden (siehe unten). Doch nur auf den ersten Blick. Seit Jahren meldete KTG nur Erfolge oder kündigte lautstark künftige Geschäfte an. Dass Letztere oft nicht umgesetzt wurden und Erstere beim genaueren Blick in die Bilanzen oft als Misserfolg betrachtet werden müssten, behielt Hofreiter lieber für sich. Nach den Zahlungsschwierigkeiten zeigte er sich vor einer Woche von einer anderen Seite: "Ich möchte mich nochmals ausdrücklich bei allen Anlegern entschuldigen. Man braucht den Erfolg zur Selbstbestätigung. Lernen tut man aus Fehlern und Rückschlägen."

Landverkauf soll KTG retten

Das ausstehende Geld soll aus einem Sale-and-lease-back-Geschäft kommen. KTG hat demnach Flächen an einen Investor verkauft und will sie zurückpachten. Der Vertrag sei notariell beglaubigt, die Verzögerung den Modalitäten bei der Übertragung von Agrarflächen geschuldet. Tatsächlich müssen Behörden und Verbände solchen Geschäften zustimmen, denn der Käufer darf nicht nur ein Investor sein, sondern braucht einen landwirtschaftlichen Hintergrund. Das Pro­blem: Laut dem Anleiheprospekt müsste KTG spätestens 30  Tage nach Fälligkeit die Zinsen zahlen - oder Insolvenz anmelden.

Selbst wenn die Zahlung kommt - aus der Bilanz des Unternehmens ergeben sich viele Fragen, wie künftig die Verschuldung von 605,8 Millionen Euro zurückgefahren werden kann. Zwar ist der Umsatz in den vergangenen Jahren rasant auf 326,5 Millionen Euro im Jahr 2015 gewachsen. Dem steht aber nur ein operatives Ergebnis von 38,6 Millionen gegenüber, der Gewinn betrug gerade mal 3,7  Millionen Euro. Und viele ­Bilanzposten wie ausgereichte Kredite werden nicht erklärt.


Die Unternehmensdevise von KTG Agrar lautet: "Vom Feld auf den Teller." Aktionäre und Anleihegläubiger können nur hoffen. Die erste selbst gesetzte Frist zur Nachzahlung ließ KTG Agrar verstreichen und vertröstet nun auf die Hauptversammlung am 30. Juni, bis zu der das notwendige Kapital aufgetrieben sein soll.

Investor-Info

KTG Agrar
Erfolgsgeschichte verhagelt

Zum Geschäftsmodell gehört nicht nur Ackerbau, sondern auch die komplette Wertschöpfungskette bis zum Verbraucher - Energie aus Biogas, frische Lebensmittel und sogar Tiefkühlkost. Das erlaubt große Margen. Doch der Schuldendienst für das Fremdkapital frisst die Gewinne auf, viele Geschäftsvorgänge sind undurchsichtig. Der Kurs ist um 70 Prozent auf den Tiefststand abgestürzt. Finger weg.

KTG Energie
Schwierige Familienbande

Die 52-Prozent-Tochter von KTG-Agrar, KTG Energie, sei nicht unmittelbar von den Problemen der Mutter betroffen, beteuert ihr Chef Thomas Berger. Doch der Biogasanlagen­betreiber bezieht seine Rohstoffe von der Mutter und steht bei ihr noch mit 31 Millionen Euro in der Kreide. Hinzu kommen Bankverbindlichkeiten von 110 Millionen Euro. Und für die Energie-Anleihe - 50 Millionen Euro stehen hier aus - hat Creditreform am Mittwoch den Ausblick auf negativ gesenkt. Abwarten.

KTG-Agrar-Anleihen
Mehr Bangen als Hoffen

Bis zum 20. Juni will die KTG Agrar den Anleihegläubigern, die das Biowertpapier II der KTG Agrar (ISIN: DE 000 A1H 3VN 9) im Depot haben, die seit 6. Juni fälligen Zinsen von 7,125 Prozent bezahlen. Der Kurs des Papiers stürzte auf unter 20 Prozent. Zur Rückzahlung fällig sind die insgesamt 250 Millionen Euro der Anleihe am 5. Juni 2017.
Doch selbst wenn es KTG gelingt, diesen Kupon zu bedienen, steht im Oktober die Zinszahlung für das Biowertpapier III (ISIN: DE 000 A11 QGQ 1) an. Dieser KTG-Bond umfasst 92 Millionen Euro, verspricht 7,25 Prozent Zins und muss am 14. Oktober 2019 zurückgezahlt werden. Seine Notierung stürzte sogar auf unter 15 Prozent. Nur Hasardeure wetten noch auf die nun mögliche Ablaufrendite von mehr als 300 Prozent der KTG-Bonds. Der große Rest der Anleger sollte versuchen, die entstandenen Verluste zu begrenzen und verkaufen.

Zum Weiterlesen:
» Anleihen kaufen – Tipps zum Anleihekauf

Bildquellen: andrea lehmkuhl / Shutterstock.com, Istockphoto

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