KTG Agrar kann Zinsen nicht zahlen

Die Mittelstandsanleihen machen den Anlegern weiterhin Bauchschmerzen. Am Montag war es der Agrarkonzern KTG Agrar, der seine Zinsen nicht pünktlich zahlen konnte. Vorausgegangen war dem - bislang vorläufigen - Zahlungsausfall am Freitag bereits ein massiver Absturz: Um mehr als 20 Prozent brachen die Kurse der Anleihen von KTG Agrar und der Tochtergesellschaft KTG Energie in der Spitze ein. Am Montag dann die Ernüchterung in Zahlen: Die Zinszahlung von über 18 Millionen Euro auf die Anleihe mit einem Volumen von 250 Millionen Euro, die im Juni 2017 fällig wird, konnte KTG Agrar nicht fristgerecht leisten. Das Vertrauen der Anleger schwindet zusehends.

Nicht vorhersehbare Verzögerungen

Vorstandschef Siegfried Hofreiter bemühte sich jedoch, die Anleger zu beschwichtigen. Die Hebung stiller Reserven, die zur Zinszahlung hätte verwendet werden sollen, sei bereits eingeleitet gewesen, die Veräußerung der Assets bereits notariell abgeschlossen. Dann jedoch wären "nicht vorhersehbare Verzögerungen bei der Durchführung" eingetreten. Mit einer Nachzahlung dürften die Anleger dennoch rechnen. Innerhalb der kommenden 14 Tage sollten die ausstehenden Erlöse zufließen, rechnet das Unternehmen. Vorstandschef Hofreiter versichert außerdem, dass die Zahlungsverzögerung keinen Einfluss auf die laufenden Gespräche zur Refinanzierung der Anleihe habe. Die bereits fortgeschrittenen Verhandlungen mit institutionellen Investoren sollen in 2016 planmäßig abgeschlossen werden, so Hofreiter.

Zweifel an der Bonität

Dennoch - die Bonität des Unternehmens steht schon längere Zeit in Zweifel. Viele Stimmen werden laut, die ein Agrar-Unternehmen schlichtweg nicht in der Lage sehen, Zinsen von mehr als sieben Prozent verdienen zu können. Dem setzte Hofreiter bereits entgegen, dass KTG auch in der Nahrungsmittel- und Biogasproduktion tätig sei. Die Zweifel halten sich dennoch hartnäckig. Auch die Zahlen zeichnen ein eher pessimistisches Bild. Im vergangenen Jahr stand bei KTG ein Umsatz von 326,5 Millionen Euro in den Büchern - ein Zuwachs um 92,4 Millionen Euro. Unter dem Strich wurde jedoch ein Gewinnrückgang von 6,4 Millionen Euro verzeichnet. Begründung: Das Marktumfeld sei herausfordernd gewesen, hohe Ernten hätten im Jahr 2015 die Produktpreise gedrückt. Unbestreitbar lasten jedoch auch die Zinszahlungen deutlich auf dem Ergebnis des Unternehmens. Im vergangenen Jahr waren die Zinszahlungen nur noch knapp vom Betriebsergebnis gedeckt gewesen. Bevor KTG Agrar 2010 mit den Anleiheemissionen begonnen hatte, war dieses Verhältnis noch dreimal so hoch ausgefallen.

Auch die Aktie von KTG Agrar war seit der Veröffentlichung des Zahlenwerks stark unter Druck geraten. Über 20 Prozent musste das Papier seither abgeben. Im Dienstagshandel büßen die KTG Agrar-Titel aktuell rund 14 Prozent ein.

Fürs Erste werden die Anleger nun auf die nächsten 14 Tage vertröstet. Doch das Vertrauen in die Anleihen der KTG Agrar dürfte mehr und mehr auf eher tönernen Füßen stehen.

Redaktion finanzen.net