Ende des Bullenmarktes?

JPMorgan-CEO Dimon warnt: Werden US-Staatsanleihen die Aktienmärkte in den Abgrund treiben?

07.08.18 16:33 Uhr

JPMorgan-CEO Dimon warnt: Werden US-Staatsanleihen die Aktienmärkte in den Abgrund treiben? | finanzen.net

JPMorgan-CEO Jamie Dimon hat sich in der Vergangenheit immer häufiger zum aktuellen Stand von zehnjährigen US-Anleihen geäußert. Nachdem die Marke von drei Prozent überschritten wurde, versuchte er noch zu beruhigen. Doch nun werden seine Worte eindringlicher.

10-jährige US-Staatsanleihen notieren aktuell unter der magischen Drei-Prozent-Grenze. Doch dies könnte sich bald ändern, und zwar nicht zum Guten. Davon geht zumindest JPMorgan-Chef Jamie Dimon aus.

Knacken Anleihen die Fünf-Prozent-Marke?

Die eindringliche Warnung des Experten: US-Anleihen werden die fünf Prozent überspringen. Auf einer Gala am Samstag brachte er seine Besorgnis zum Ausdruck: "Ich denke, die Zinsen sollten heute schon bei vier Prozent sein. Sie bereiten sich lieber darauf vor, mit Zinsen von fünf oder mehr Prozent umzugehen - die Wahrscheinlichkeit ist höher, als die meisten denken", wird Dimon von Bloomberg zitiert.

Zinssprung schafft die größten Probleme

Die Auswirkungen solch hoher Anleihe-Renditen bekäme der US-Aktienmarkt prompt zu spüren. Sollte sich die US-Treasuries in kurzer Zeit auf neue Höhen bewegen, dürfte am Kapitalmarkt eine Umschichtung einsetzen. Anleger fliehen dann aus Aktien und investieren in Anleihen. Damit würden die Börsen kräftig unter Druck geraten. Genau davor warnt nun Dimon. Noch im Mai hatte er beruhigendere Töne angeschlagen.

Wieso steigen die Anleiherenditen?

Im Mai knackten die 10-jährigen US-Staatsanleihen erstmals die Drei-Prozent-Marke seit 2011. Die Folge waren volatile Aktienmärkte. Anleihekurse steigen, wenn die Inflation anzieht. Durch den Boom der US-Wirtschaft derzeit, erhöht sich auch die Inflationsrate. Außerdem finanziert US-Präsident Donald Trump, wie er im Vorfeld schon ankündigte, sein Regierungsprogramm wie zum Beispiel die Steuerreform über Schulden. Obwohl Dimon selbst eine inzwischen negative Einstellung an den Tag legt, warnt er vor überstürztem Handeln.

Bullenmarkt bleibt weiter bestehen

Auch die Schatten, die steigenden Anleiherenditen vorauswerfen, verdunkeln die Aktienmärkte nicht unmittelbar. Der 62-Jährige geht eher davon aus, dass der Bullenmarkt "noch zwei oder drei Jahre oder länger andauern könnte". Schließlich liefe die Wirtschaft gut, und im Normalfall rutschen die Märkte kurz vor der Wirtschaft ab.

Ob sich der derzeitige Bullenmarkt weiterhin halten kann, bleibt jedoch abzuwarten. Schließlich entwickelt sich der US-Aktienmarkt bereits seit 2009 fast kontinuierlich nach oben. Gerade aus diesem Grund - da eine Gegenbewegung irgendwann unvermeidbar wird - warnen andere Marktbeobachter vor dem Crash. So auch John Hussman, eher bekannt als "Crash-Prophet". Er nennt den Markt "überbewertet, überkauft, überbullish". Auch der Buffett-Indikator weist auf einen baldigen Einbruch hin. Des Weiteren ist für Experten der US-Großbank Morgan Stanley die Marktkorrektur bereits im Anmarsch.

Zu dem könnten andere Faktoren der Aufwärtsbewegung der US-Märkte ein jähes Ende bereiten. So spitzt sich zwischenzeitlich immer mal wieder der Handelskonflikt zwischen den USA und China zu, während im Zollstreit zwischen den USA und der EU die Zeichen auf Entspannung stehen. Doch auch ein zu schnelles Drehen an der Zinsschraube durch die US-Notenbank Fed könnte Anlegern die Kauffreude vermiesen.

Aktuell sind die Faktoren zu vielfältig, um genau vorherzusagen wann und aus welchem Grund der aktuelle Trend nach oben endet. Fest steht nur, dass irgendwann ein Fall kommen wird - bleibt nur die Frage: Wie tief?

Redaktion finanzen.net

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