Fußball-Anleihen: Der Traum vom eigenen Fußballstar
Dem Herzensverein einen neuen Top-Star ermöglichen, privater Sponsor für den Ausbau des Vereinsgeländes sein - für viele Fans ein Traum. Durch die Fan-Anleihe wird dieser Traum Realität. Aber lohnt sich das Geschäft für die Anleger wirklich?
Wenn den deutschen Profi-Fußballvereinen die Gelder, die durch TV-Rechte, Sponsoring, Eintrittskarten und Fanartikel-Verkauf eingenommen werden, nicht mehr reichen, müssen kreative Ideen zur frischen Geldbeschaffung her. Im deutschen Profi-Fußball wird die Fan-Anleihe als solches Mittel immer beliebter. Große Vereine wie der FC Schalke 04, der Hamburger SV, der FC Köln und der FC St. Pauli locken die eigenen Anhänger durch Fan-Anleihen zur Investition in den Herzensverein.
Deshalb werden Fan-Anleihen angeboten
Finanzexperten schätzen das Kreditrisiko bei der Geldvergabe an einen Fußballverein als sehr hoch ein. Dementsprechend hoch sind daher auch die Zinsen, die die Banken für eine Kreditvergabe verlangen. Denn ob eine Fehlentscheidung durch den Schiedsrichter, die Verletzung wichtiger Spieler oder andere Einflüsse: Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt liegen im Fußball eng beieinander, das wissen auch die Banken. Daher lassen sie sich ihr Ausfallrisiko auch gut bezahlen.Bei Fan-Anleihen ist es für die Vereine hingegen deutlich einfacher, an Geld zu kommen. Fünf bis sieben Prozent Verzinsung für die Fan-Anleihen sind für die Vereine - im Vergleich zu den ungleich höheren Bankzinsen - leicht zu stemmen. Daher nutzen die Vereine Fan-Anleihen auch gern zur Umschuldung alter Kredite - für die sie deutlich höhere Kreditzinsen berappen müssen.
Emotionale Bindung der Fans an die Anleihe:
Fans lassen sich sehr gerne auf dieses Geschäft ein. Viele betrachten die Fan-Anleihe als weiteren Fanartikel ihres Vereins. Der 1. FC Köln etwa hat mit seiner Fan-Anleihe zehn Millionen Euro eingenommen, der FC Schalke 04 beim ersten Mal elf Millionen und der Hamburger SV sogar 17,5 Millionen Euro. Was für die Vereine positiv hinzu kommt: Viele Fans verkaufen ihre erworbene Anleihe nicht mehr, da die bescheinigte Urkunde mit dem Besitz einer Anleihe als deutlich wertvoller erachtet wird, als der eigentliche Kaufpreis.Dass das Geld aus den Fan-Anleihen auch immer im Sinne der Fans verwendet wird, ist aber in den wenigsten Fällen gesichert. Der Hamburger SV hat zum Beispiel angegeben, das Geld in die Jugendarbeit zu stecken. Stattdessen flossen die Millionen nahezu komplett in die Profi-Mannschaft, diese wäre allerdings fast abgestiegen.
Fußball-Anleihen können auch scheitern
Gibt es bei der Fan-Anleihe auch. Der Verein Alemannia Aachen hat seinen Fans im Jahr 2008 die "Tivoli-Anleihe" zum Kauf angeboten. Nachdem der Verein in den Folgejahren bis in die dritte Liga abgestiegen ist und Insolvenz anmelden musste, war das Geld der Anleger futsch. Arminia Bielefeld wäre es beinahe ähnlich ergangen. Der Großteil der Fans hatte allerdings auf die Auszahlung von Zinsen und die Rückzahlung der Anleihe verzichtet, um den Verein zu retten. Ein Schritt, der von einer Bank als Geldgeber nicht zu erwarten gewesen wäre.Beim Verein MSV Duisburg lief der Fan-Anleihen-Verkauf nicht wie geplant. Statt der erwarteten fünf Millionen Euro wurden letztendlich durch die "Zebra-Anleihe" nur 700.000 Euro in die Kasse gespült. Die schwache Nachfrage ließ das Projekt "Geldbeschaffung aus den Reihen der Fans" scheitern.
Wie kommt man an eine Fan-Anleihe?
Fan-Anleihen kann theoretisch jeder erwerben - sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen. Meist sind diese auf mehrere Jahre befristet und die Zinsen werden im jährlichen Rhythmus ausbezahlt. Auf den Webseiten der Vereine findet man alle Informationen rund um den Kauf der Anleihen.Lohnt sich die Fan-Anleihe?
Eine Fan-Anleihe ist für eingefleischte Fans eines Vereins eine gute Sache. Vielen ist es eine Herzensangelegenheit, ihren Verein finanziell zu unterstützen. Neben der finanziellen Rendite, die für viele Fans tatsächlich zur Nebensache wird, spielt der emotionale Faktor eine wichtige Rolle. Für die Vereine ist die Fan-Anleihe - im Vergleich zum Bankkredit - ebenfalls eine lohnenswerte Sache, denn sie kommen deutlich günstiger an Kapital. Somit profitieren also Fans und Verein.Wer keine emotionale Bindung an einen Fußballverein hat und sich für den Sport zudem eher mäßig interessiert, der sollte sich des Risikos bewusst sein. Die Renditen sind bei Fußball-Anleihen zwar höher als bei vielen anderen Anlageformen, das Ausfallrisiko ist aber - je nach Bonität des Anleiheemittenten - ebenfalls vorhanden.
Redaktion finanzen.net
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