Portugal: Gefährlicher Kraftakt
Staatsanleihen: In ein paar Monaten läuft das Rettungsprogramm für Portugal aus. Das Land will dann ohne neue Hilfen an den Kapitalmarkt zurückkehren. Dafür könnte es jedoch noch zu früh sein.
von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Es ist das ehrgeizigste Reformpaket, das Portugal in den vergangenen 40 Jahren angepackt hat: Mit Kürzungen vor allem in der öffentlichen Verwaltung will der kriselnde Peripheriestaat 2014 insgesamt 3,9 Milliarden Euro einsparen. Das entspricht 2,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Das Ziel ist klar: Wenn Mitte 2014 das drei Jahre zuvor gewährte Rettungsprogramm für Portugal in Höhe von 78 Milliarden Euro ausläuft, will der Staat wieder voll an den Kapitalmarkt zurückkehren — ohne Unterstützung der Europäischen Union, der Europäischen Zentralbank und des Internationalen Währungsfonds.
Bevor Portugal den Rettungsschirm verlassen kann, muss es aber unter Beweis stellen, dass es sich am Kapitalmarkt zu tragbaren Renditen frisches Geld besorgen kann. Das dürfte schwer werden. Zwar liegen die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen derzeit wieder knapp unter sechs Prozent, jede kleine Unruhe bestrafen Investoren aber sofort mit Verkäufen der Bonds. Als es etwa im Juli zu Streitigkeiten um den Sparkurs kam, schnellten die Renditen auf acht Prozent hoch. Rückschläge drohen auch von anderer Seite: Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva hat beim portugiesischen Verfassungsgericht eine Überprüfung der Sparpläne beantragt. Gut möglich, dass die Richter wie auch schon in der Vergangenheit Reformpläne der Regierung kippen.
Anleger sollten vor diesem Hintergrund die Finger von Portugal-Bonds lassen. Zu groß ist die Gefahr, dass politische Rückschläge zu Kursverlusten der derzeit relativ hoch gehandelten Papiere führen könnten — zumal sich die Wirtschaft nur schleppend erholt. Zwar ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten ebenso wie im zweiten Quartal gewachsen, dennoch steuert das Land auf das dritte Rezessionsjahr in Folge zu.