Die Zinsen steigen wieder - Bieten sich Anlegern jetzt wieder Chancen am Anleihenmarkt?
Die Zeiten der Niedrigzinspolitik sind vorbei: Die US-Notenbank hob im März das erste Mal seit geraumer Zeit die Leitzinsen wieder an und hat seitdem diverse zusätzliche Zinsschritte unternommen. Auch die EZB verabschiedete sich im Juli vom Nullzins und läutete die Zinswende ein. Dies macht sich inzwischen auch am Anleihenmarkt bemerkbar.
• Zinswende macht sich am Anleihenmarkt bemerkbar
• Wieder höhere Kupons
• Gute Aussichten für institutionelle Investoren
Die Aktienmärkte erleben ein schwieriges Jahr 2022. Inflationssorgen und die Angst vor einer weitreichenden und langwierigen Rezession treiben Anleger von Unternehmenstiteln um. Immer mehr Experten haben vor diesem Hintergrund zuletzt wieder zum Einstieg in Anleihen geraten, insbesondere wenn Investoren langfristig orientiert sind.
Auch Lage am Anleihenmarkt schwierig
Während Aktien und Anleihen in weniger aufwühlenden Börsenzeiten konträr laufen und eine negative Korrelation aufweisen, hat sich dies in diesem Jahr nicht bestätigt. Es kam zu einer Art Gleichklang vom Aktien- und Rentenmarkt, sowohl Unternehmenstitel als auch Bonds haben Anlegern in 2022 bislang wenig Freude bereitet.
Doch zuletzt hat am Anleihenmarkt ein Erholungseffekt eingesetzt - dank der Zinswende sind die Renditen für zwei- und zehnjährige Bundesanleihen auf den höchste Stand seit mehr als einer Dekade gestiegen und haben den Minusbereich deutlich verlassen. "Es gibt wieder ausreichende Kupons an den Anleihemärkten für große Investoren wie Versicherer und Pensionskassen", zitiert die "Frankfurter Allgemeine" Konrad Kleinfeld, den Leiter des Anleihegeschäfts für SPDR ETF bei State Street Global Advisors in Europa. "Das haben sie viele Jahre nicht bekommen", so der Experte weiter.
Bondmarkt wird wieder attraktiver
Zwar schwanken auch die Anleihenmärkte weiterhin stark, doch die hohe Inflation und zeitgleich steigende Zinsen haben den Bondmarkt für Anleiheinvestoren wieder deutlich attraktiver gemacht. Niedrigeren Kursen stehen aktuell deutlich höhere Kupons gegenüber. Investoren, die auf die Schutzfunktion von Anleihen in einem weiterhin unsicheren Börsenumfeld setzen, profitieren daher von den jüngsten Entwicklungen am Anleihenmarkt.
Gute Nachrichten sind das auch und insbesondere für institutionelle Investoren. Pensionskassen und Versicherungsunternehmen, die jahrelang auf Kupons verzichten mussten, können den Weg in eine traditionell von dieser Seite stark nachgefragte Anleiheklasse zurück finden. Dabei geht Kleinfeld der Zeitung zufolge nicht davon aus, dass das Emittentenrisiko angesichts schwacher Konjunkturaussichten steigt, im Gegenteil: "In einem späten ökonomischen Zyklus und auch in einer Rezession profitieren Anleihen oft", wird er von dem Blatt zitiert. "Wir sehen bisher nur sehr geringe Ausfälle von Anleihen, die Ratings werden sogar derzeit eher hoch- als runtergestuft. Im Fokus der Anleger sind sichere Anleihen mit geringen Ausfallwahrscheinlichkeiten."
Redaktion finanzen.net
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