Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Notenbanken als Metronom der Finanzmärkte

27.06.19 12:23 Uhr

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Notenbanken als Metronom der Finanzmärkte | finanzen.net

In den vergangenen Wochen standen die internationalen Kapitalmärkte im Zeichen möglicher Notenbankentscheidungen.

Denn sowohl politische Ereignisse als auch Konjunkturdaten und Kommentare führender Notenbanker waren Anlass für Spekulationen bezüglich der weiteren Geldpolitik in Großbritannien, Japan, den USA, der Eurozone und der Schweiz. So hat sich die Bank of America bereits in der Hinsicht geäußert, dass in diesem Jahr noch 14 Zentralbanken die Leitzinsen senken werden. Genannt wurden in diesem Zusammenhang u.a. USA, China, Russland und Brasilien.

Ob auch die Europäische Zentralbank (EZB) sich zu einem solchen Schritt hinreißen lässt, ist nicht gänzlich unwahrscheinlich. So hat der noch amtierende EZB-Präsident, Mario Draghi, angedeutet, dass die Notenbank vor weiteren Maßnahmen nicht zurückschrecken würde, falls sich der Konjunkturausblick eintrüben sollte. Dies hat er nochmals im Gespräch mit den EU-Staats- und Regierungschefs zum Ausdruck gebracht. An den Finanzmärkten führte das zu der Erwartung einer Senkung des Einlagenzinses im September und Dezember 2019 um jeweils 0,1 PP und der Einführung eines Staffelzinses, um die Stabilität des europäischen Bankensystems zu gewährleisten. Die von "Super-Mario" hierbei gewählten Worte waren allerdings nicht mit den anderen Ratsmitgliedern abgestimmt, so dass sich an mancher Stelle Unmut einstellte. Vielleicht wollte Mario Draghi aber auch seinem möglichen Nachfolger bereits jetzt die Möglichkeit einer Kurskorrektur erschweren und ihn zur Fortführung seiner Geldpolitik verdonnern. Es ist nicht auszuschließen, dass er sich sogar kurz vor Amtszeitende zu einer nochmaligen Zinssenkung hinreißen lässt und damit seinem Nachfolger Fußfesseln anlegen würde.

Dies hätte auch Auswirkungen auf die Geldpolitik der Schweizerischen Notenbank (SNB), die sich bereits vor Wochen dazu entschieden hat, an ihrer lockeren Geldpolitik mit einem Leitzins von -0,75% festzuhalten. Dieses Niveau wird den Finanzmärkten noch bis mindestens zum Jahresende 2020 erhalten bleiben. SNB-Chef Thomas Jordan erklärte in diesem Zusammenhang auch die Bereitschaft zu Interventionen am Devisenmarkt, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Franken zu verhindern.

Die Bank of Japan (BoJ) fährt unter Haruhiko Kuroda einen ähnlichen Kurs. Auch in Tokio ist man gewillt, an dem Kurs der ultralockeren Geldpolitik festzuhalten und die Zinsen bis mindestens ins Frühjahr 2020 sehr niedrig zu halten. Die "kraftvolle Lockerung" soll geduldig fortgesetzt werden - Optionen sind laut Kuroda noch ausreichend vorhanden.

Mit ganz anderen Problemen hat dagegen Jerome Powell, der Präsident der US-amerikanischen Notenbank (Fed) zu kämpfen, der von seinem Präsidenten in "Erdogan-Manier" immer wieder angegriffen und schon fast zu einer Kehrtwende bei der Zinspolitik genötigt wird. Noch ist der von Donald Trump "Auserlesene" standhaft, aber an den Finanzmärkten wird ein Einknicken vor den Handelskrieg-bedingten wirtschaftlichen Problemen schon eingepreist. Sowohl für September als auch für Dezember wird von den meisten Marktteilnehmern eine Reduzierung um jeweils 0,25 PP erwartet. Jedoch dürfte das Ganze noch keine ausgemachte Sache sein. Denn Jerome Powell sprach sich angesichts der Abwärtsrisiken zwar für niedrigere Zinsen aus, ging aber nicht näher ins Detail. Dies überließ er u.a. dem St.-Louis-Fed-Präsidenten James Bullard, der am Dienstag in einem Interview erklärte, dass eine Zinssenkung um 0,5 PP übertrieben sei. Auch Robert Kaplan, der Chef des Fed-Bezirks Dallas mahnte zur Geduld bei der Zinspolitik. Seines Erachtens ist es noch zu früh, um final die Auswirkungen der Handelsstreitigkeiten sowie anderer Unsicherheiten auf das US-Wirtschaftswachstum beziffern zu können. Und deshalb sollte man die Entwicklungen in den kommenden Wochen und Monaten weiter beobachten. Das bedeutet aber auch, dass die Kommentare seitens des nebenberuflichen Ökonomen Donald Trump, dem Allwissenden, nicht enden werden. Somit wird auch zukünftig ein Großteil des Gehalts von Jerome Powell eine Leidensprämie sein. Und man darf gespannt sein, welche "Geschütze" D.T., der Unberechenbare, in diesem Fall noch auffahren wird.

Entgegen den Zinssenkungsbestrebungen erwartet die Bank of England (BoE) jedoch, die Zinsen in den kommenden Jahren langsam anheben zu können, wenn der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union reibungslos verläuft. Angesichts der immer noch ungelösten Brexit-Problematik wurde der Leitzins bisher nicht angetastet, um sich so die Möglichkeit einer Reaktion in beide Richtungen zu erhalten. Denn es ist zu befürchten, dass bei einem nicht auszuschließenden "No-Deal-Szenario" die BoE gezwungen sein wird, gegenzusteuern.

Weidmann weichgespült?

Damals, als sich die Europäische Zentralbank (EZB) aufmachte, ihr umstrittenes Ankaufprogramm OMT ("Outright Monetary Transactions") auf den Weg zu bringen, stand Jens Weidmann ganz alleine. Der Bundesbank-Präsident war im September 2012 der einzige wichtige europäische Notenbanker, der sich gegen diese Maßnahme expansiver Geldpolitik im EZB-Rat stellte. Damit zeigte sich Weidmann als Mann mit Prinzipien. Ihn habe die Sorge umgetrieben, dass die Geldpolitik ins Schlepptau der Fiskalpolitik geraten könne, sagte er nun "Zeit Online". Aber, nachdem der Europäische Gerichtshof das Anleihekaufprogramm als rechtmäßig eingestuft hat, sehe er sich daran gebunden. Ob Weidmann damit seine Prinzipien verrate, wie die "Welt" fragte, sei dahingestellt. Fest steht aber, dass solche Aussagen vor dem Hintergrund des Gerangels um die Chefposten der Europäischen Union (EU) getätigt werden.

Bundesbank-Chef versucht Kritikern entgegenzukommen

Denn nun hat Weidmann, der einer der Kandidaten für die Nachfolge von Mario Draghi an der Spitze der EZB ist, gegenüber seinen Kritikern signalisiert, dass er das OMT-Programm nicht zurücknehmen wird, sollte er denn den EZB-Chefposten erhalten. Seine bisherige Kritik am OMT und die Ablehnung des Einsatzes quantitativer Lockerungen der Geldpolitik (QE) sind vor allem den südeuropäischen EU-Staaten ein Dorn im Auge. So sieht das bislang noch nie eingesetzte Rettungsprogramm OMT vor, im Notfall unter bestimmten Bedingungen unbegrenzt Staatsanleihen hoch verschuldeter Euro-Länder zu erwerben.

Draghi lässt die Muskeln spielen

Bei der Bundesbank heißt es nun, Weidmann habe bisher immer ökonomisch und nie rechtlich argumentiert. Bei allem Respekt vor dem Bundesbank-Präsidenten, der als fachliche Spitzenbesetzung gilt, klingen solche Deutungsversuche wie eine weichgespülte Version seiner bisherigen Haltung. Ob dies reicht, die Südländer in der EU zu überzeugen, Weidmann mit der Nachfolge des bisherigen EZB-Chefs Mario Draghi zu betrauen, ist offen. Sollte es aber so weit kommen, wird es ohnehin schwer für den Bundesbanker. Denn Draghi, unter dessen Führung die EZB nur die Zinsen gesenkt, aber nie erhöht hat, ließ in der vergangenen Woche nochmals die Muskeln spielen. Im portugiesischen Sintra machte er klar, dass der EZB alle Mittel zur Verfügung stünden, um ein Absacken der Inflation zu verhindern. Damit eröffnete er die Spekulation auf weitere Zinssenkungen auch unterhalb der Nulllinie. Auch einen neuen Anlauf der Nettoankäufe für Staatsanleihen schloss der scheidende EZB-Chef nicht aus.

Geschacher um weitere EU-Chefposten

Dabei ist die Neubesetzung der EZB-Spitze ohnehin im Rahmen des Geschachers um weitere Chefposten der EU zu sehen. Der wichtigste davon ist das Amt des EU-Kommissionspräsidenten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will im Ringen um die Nachfolge von Jean-Claude Juncker vom sogenannten Spitzenkandidatenprinzip abweichen, was eher nach Hinterzimmer-Diplomatie schmecken würde als nach Respekt vor dem Wählerwillen. Die Chancen des ohnehin als "zu brav" geltenden Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber (CSU), sind dadurch weiter gesunken. Ihn würde wohl Kanzlerin Angela Merkel bevorzugen, würde es für Deutschland auf die Wahl "Weber oder Weidmann" hinauslaufen. Natürlich hätte Berlin mit einem EU-Kommissionspräsidenten Weber größeren Einfluss auf langfristige Gesetzgebungsprozesse in der Gemeinschaft. Für den Kapitalmarkt aber wäre ein Mann wie Weidmann an der EZB-Spitze allemal die willkommenere Option. Und dabei wird unterstellt, dass der Bundesbank-Chef ungeachtet aller neuen Rhetorik seine Aversion gegenüber einer extrem expansiven Geldpolitik beibehalten hat.

Boom bei italienischen Staatsanleihen nur Strohfeuer

Es ist eine Frage der Alternativen. Nachdem nun auch zehnjährige französische Staatsanleihen zeitweise unter die Nulllinie gerutscht waren, haben Investoren auf der Suche nach Engagements, die noch halbwegs Rendite einbringen, italienische Staatsanleihen entdeckt. Insbesondere japanische Fonds, die in Bargeld schwimmen, haben hier in den vergangenen Wochen zugegriffen. So ist seit Monatsbeginn die Rendite zehnjähriger Bonds aus Rom um rund 0,5 PP zurückgegangen. Und nachdem die EU-Kommission nun einen Aufschub für Änderungen der italienischen Haushaltspolitik hat durchblicken lassen, drückt die Rendite, die derzeit bei ca. 2,15% liegt, weiter in Richtung zwei Prozent. Zum Vergleich: Zehnjährige Bundesanleihen rentieren aktuell mit -0,285%.

Italiens politische Risiken bleiben ungelöst

Allerdings hat Brüssel auch avisiert, dass ein Defizitverfahren gegen Italien ohne weitere Zugeständnisse der Regierung in Rom auf Dauer unvermeidbar wäre. Denn nicht nur Italiens politische Risiken bleiben ungelöst, zusätzlich stellt der Mix aus erhöhten Ausgaben, Steuersenkungen und schwachen Wachstumszahlen zunehmend die Tragfähigkeit der italienischen Schuldenlast infrage. Daher dürfte der Höhenflug italienischer Staatsanleihen nur von vorübergehender Dauer sein, so dass es bald wieder zu einem Renditeanstieg kommen dürfte. Der Nachfrage-Schub sollte sich somit als Strohfeuer entpuppen. Es sei denn, die noch italienisch geleitete EZB greift ins Marktgeschehen ein.

Schuldenstand gleicht einer tickenden Zeitbombe

Glaubt man den Worten von Italiens Vize-Regierungschef Luigi Di Maio, so wird die EU dem Land eine höhere Verschuldung zugestehen - sofern es nötig sei, um Steuern zu senken und mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Aktuell liegt die Verschuldung des Landes bei 131,2% des BIPs und damit weit über dem erlaubten Maastricht-Kriterium von 60%. Der Schuldenstand des drittgrößten Eurolands gleicht also einer tickenden Zeitbombe. Gleichzeitig zeigt die abwartende Haltung der EU, die weitere Schritte vertagt hat, wie wenig Spielraum Brüssel eigentlich hat. Italien hat es auch trotz der bisherigen exorbitanten Verschuldung nicht geschafft, das Wachstum nachhaltig zu steigern. Ob dies ausgerechnet mit seiner aktuellen, populistischen Regierung gelingen mag, darf zumindest bezweifelt werden.

Risiken bleiben - trotz Zinssenkungsphantasien

Es ist kein Wunder, dass die Unternehmensführer im Lande schlechte Laune haben. Angesichts des Handelsstreits und der damit verbundenen Strafzölle, dem Brexit oder dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran sind die Konjunkturerwartungen in den Unternehmen weiter gesunken. Dies spiegelt sich im Ifo-Geschäftsklimaindex wider, der im Juni auf 97,4 Punkte und damit zum dritten Mal in Folge gefallen ist. Die Stimmung in den deutschen Chefetagen habe sich weiter abgekühlt, lautet daher das Resümee von Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Johnson spaltet Großbritannien

Da ist zunächst der unrühmliche Streit der Briten um den Brexit, der nach der Ankündigung des bevorstehenden Rücktritts von Premierministerin Theresa May alles andere als entschärft ist. Zu sehr polarisiert ihr aussichtsreichster Nachfolger, Boris Johnson, die Gesellschaft. Während er für die einen eine Art Messias ist, stellt er für die anderen eine latente Provokation dar. Johnson verspricht den EU-Austritt zum 31. Oktober - ob mit oder ohne Deal. Dass Großbritannien unter May bereits einen Deal mit der EU ausgehandelt hat, ignoriert er einfach, indem er das im Parlament mehrfach abgelehnte Abkommen für tot erklärt. Und dennoch gibt er vor, auf Kooperation mit der EU zu setzen, um gleich hinterherzuschieben, keine harte Grenze zwischen Nordirland und Irland einrichten zu wollen. Wie das mit einem EU- und einem Nicht-EU-Mitglied gehen soll, darüber schweigt er sich freilich aus.

Handelskonflikt zwischen den USA und China als größtes Risiko

Als größtes Risiko für die Weltwirtschaft aber gilt nach wie vor der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Wie sich dieser entwickeln wird, ist noch offen. Immerhin hat am Mittwoch die Aussage des US-Finanzministers Steven Mnuchin, wonach der Deal mit China zu 90% fertig sei, die Aktienmärkte einen kleinen Freudensprung machen lassen. So erwartet das Ifo-Institut für die deutsche Wirtschaft auch keine Rezession. Und das obwohl für das laufende Quartal mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung gerechnet wird, nachdem das deutsche Bruttoinlandsprodukt von Januar bis März noch um 0,4% zugelegt hatte. Gemildert wird der Rückgang sicherlich durch die noch - insbesondere in der Bauindustrie - prall gefüllten Orderbücher.

Es droht ein Schattenkrieg zwischen den USA und dem Iran

Gefahren für die Weltwirtschaft gehen auch von dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran aus. Nachdem D. T., der Unberechenbare, kurzfristig doch vor einem Militärschlag zurückgeschreckt war, wird es eng, was seine Handlungsoptionen angeht. Ungeachtet des Drucks, den Washington ausgeübt hat, will Teheran seine Uranproduktion erhöhen - über das Maß des Atomabkommens hinaus, das die USA gekündigt haben. Dagegen setzt Trump auf neue Sanktionen, die Teheran wieder an den Verhandlungstisch zwingen sollen. Ob diese Rechnung wirklich aufgehen wird, muss angesichts der Weigerung des Irans, mit den USA überhaupt zu verhandeln, bezweifelt werden. Dagegen scheint der Konflikt in eine Art Schattenkrieg abzugleiten, wie es manche Beobachter nennen. Dazu zählte ein Cyberangriff der Amerikaner auf die Computersysteme der iranischen Revolutionsgarden, die für den Abschuss einer US-Drohne verantwortlich gemacht werden.

Fehlende Alternativen beflügeln Aktienmärkte

Dass trotz dieser Risiken zumindest die Aktienbörsen in guter Laune sind, ist mit fundamentalen Daten kaum erklärbar. Vielmehr ist es auch hier eine Frage der fehlenden Alternativen. Denn am Markt gibt es so viel Liquidität, die angesichts des extrem niedrigen Zinsniveaus eben an den Aktienmarkt drängt - erst recht, nachdem sowohl Fed als auch EZB die Zinssenkungsphantasien neu entfacht haben.

Heimische Emittenten halten sich zurück

In dieser Berichtswoche hatten institutionelle Investoren wieder eine große Auswahl an neuen Corporate Bonds und alle Unternehmen entschieden sich für die Mindeststückelung von 100.000 €. Darunter auch die Medtronic Global Holdings als Finanzierungsgesellschaft der börsennotierten Medtronic mit Sitz in Dublin, die auf dem Gebiet der Medizintechnik zu Hause ist. Medtronic stellt weltweit mehr als die Hälfte aller Herzschrittmacher her. Insgesamt legte der Konzern fünf neue Bonds auf und sammelte so spielend 4,75 Mrd. € ein. Die fünf Tranchen (A2R4FG, A2R4FH, A2R4FK, A2R4FL und A2R4FM) haben Laufzeiten von drei, sechs, zwölf, 20 und 30 Jahren. Die erste Tranche mit 750 Mio. € und einem Kupon von 0% ist am 02.12.2022 fällig. Begeben wurde das Papier zu 100,072%, was einem Spread von +30 BP über Mid Swap gleichkam. Das Papier ist ab dem 02.11.2022 jederzeit zu 100% kündbar. Der zweite, 1 Mrd. € schwere Bond mit Fälligkeit am 02.07.2025 zahlt den Investoren jährlich 0,25% Zinsen und wurde zu 99,372% (+50 BP über Mid Swap) begeben. Bei dieser Anleihe räumt sich Medtronic drei Monate vor Endfälligkeit ab dem 02.04.2025 ein Kündigungsrecht zu 100% ein. Der zwölfjährige Bond ist ebenfalls 1 Mrd. € schwer und am 02.07.2031 fällig. Hier zahlt das Unternehmen den Gläubigern 1% Zinsen jährlich und der Reoffer lag bei 99,932% (+68 BP über Mid Swap). Der Bond ist ab dem 02.04.2031 jederzeit zu 100% kündbar. Auch die vierte Tranche ist 1 Mrd. € schwer und 3 Monate vor Endfälligkeit (02.07.2039) zu 100% kündbar. Begeben wurde das Papier zu 99,129%, was einen Spread von +90 BP über Mid Swap bedeutete. Die Anleger erhalten jährlich 1,5% Zinsen für ihr Investment. Die letzte Anleihe im Bunde ist mit einem Kupon in Höhe von jährlich 1,75% ausgestattet und wird am 02.07.2049 fällig. Der Ausgabepreis lag bei diesem Bond bei 97,331%, was +115 BP über Mid Swap entsprach. Das Emissionsvolumen belief sich auf 1 Mrd. €. Auch bei diesem Papier ließ sich Medtronic ein optionales Kündigungsdatum ab dem 02.01.2049 jederzeit zu 100% in die Emissionsbedingungen aufnehmen. Alle Wertpapiere haben auch eine Make Whole Option.

Ein Doppelpack mit insgesamt 1 Mrd. € emittierte Omnicom Finance. Mit Fälligkeiten am 08.07.2027 und 08.07.2031 refinanzierte sich das Unternehmen mit Sitz in New York City erfolgreich am Kapitalmarkt. Dabei ist der achtjährige Bond (A2R4BU) mit einem Zins von jährlich 0,80% ausgestattet, was bei einem Spread von +78 BP über Mid Swap einen Emissionspreis von 99,838% ergab. Beide Tranchen sind je 500 Mio. € schwer. Das zweite Papier (A2R4BV) zahlt den Investoren jährlich Zinsen in Höhe von 1,4%. Emittiert wurde zu 99,671%, was einem Spread von +108 BP über Mid Swap entsprach. Neben einer Make Whole Option sind beide Bonds je drei Monate vor Endfälligkeit zu 100% kündbar.

Zuletzt begab das spanische Telekommunikationsunternehmen Telefónica Emisiones SAU eine Anleihe mit einem Volumen von 500 Mio. € (A2R4BM). Dabei zahlt man den Investoren bis zur Fälligkeit am 01.07.2039 einen festen jährlichen Zins in Höhe von 1,957%. Der Emissionspreis lag bei pari, was einen Spread von +128 BP über Mid Swap bedeutete. Telefónica nahm neben einer Make Whole Option ein zusätzliches Kündigungsdatum in die Emissionsbedingungen auf. So ist der Bond ab dem 01.01.2039 jederzeit zu pari kündbar.

Nach dem Renditetief ist vor dem Renditetief

In den vergangenen Wochen haben Anleiheinvestoren aufgrund diverser Vorkommnisse in den Krisen-Modus geschaltet und somit kannte das Sorgenbarometer nur noch eine Richtung, gen Norden. Nach dem Erreichen des bisherigen 10Y-Renditetiefs bei ca. -0,333% ist nun Durchatmen angesagt hinsichtlich möglicher Ergebnisse beim anstehenden G20-Gipfel.

Das inzwischen erreichte Niveau beim Euro-Bund-Future hat viele Ursachen und es ist nicht absehbar, ob sich verschiedene Aspekte noch verschlimmern oder es an der ein oder anderen Stelle Entwarnung geben wird. Jedoch sind die politischen und wirtschaftlichen Probleme so vielschichtig, dass die Marktteilnehmer nur noch eine Richtung kennen. Das Motto: "Augen zu und durch" hat bei Rentenhändler schon seit Jahren Hochkonjunktur und immer, wenn man denkt es geht nicht mehr, kommt von irgendwo der nächste Käufer her.

Aktuell korrigiert das Rentenbarometer leicht auf erhöhtem Niveau. Die erste Unterstützungslinie verläuft bei der psychologischen Marke von 172% und das bisherige Kontrakthoch bildet den ersten, ernstzunehmenden Widerstand (172,91%). Sollten diese beiden Leitplanken nicht halten, so ist im nächsten Schritt eine Korrektur bis auf ca. 171,50% möglich und nach oben wird sich der nächste Widerstand über die Null-Rendite bei Bunds mit einer Restlaufzeit von ca. 20 Jahren ergeben. Das dürfte dann einem Euro-Bund-Future, der zurzeit bei ca. 172,10% (Rendite: -0,288%) gehandelt wird, von ca. 173,75% entsprechen.

Österreich stockt ehemals 100-jährige Anleihe auf

In dieser Handelswoche konnten Investoren den USA mit insgesamt 278 Mrd. USD unter die Arme greifen. Hierbei wurden 147 Mrd. USD als T-Bills mit Laufzeiten von 4 bzw. 8 Wochen sowie 3 bzw. 6 Monaten refinanziert. Investoren, die längere Zeit auf ihr Geld verzichten möchten, wurden zweijährige T-Notes in zwei Versionen sowie fünf- und siebenjährige Bonds für insgesamt 131 Mrd. USD zum Kauf angeboten.

In der Eurozone war bzw. wird heute Italien mit diversen Bonds (A2R1KB / 2021 , A2R0AN / 2024 , A2RXF1 / 2025 , A19EH1 / 2028 , A2RYM9/ 2029 , A1AN79 / 2041) am Kapitalmarkt aktiv sein. Jedoch war das Highlight in dieser Woche die Aufstockung der im Jahr 2017 begebenen 100-jährigen Anleihe der Republik Österreich (A19PCG). Ausgestattet mit einem Kupon von 2,1% und einer Fälligkeit am 20.09.2117 wurde die erste Tranche im Jahr 2017 mit 99,50% begeben und nun wurde das Emissionsvolumen um 1,25 Mrd. € bei einer Rendite von 1,171% (Kurs: 154,047%) erhöht.

Gering war angesichts der aktuell zu erzielenden Rendite die Nachfrage nach der am Dienstag im Auftrag der Bundesfinanzagentur aufgestockten zweijährigen Bundesschatzanweisungen (110476). Angeboten wurden nominal 5 Mrd. €, aber es wurden nur Kaufaufträge für nominal rund 4,4 Mrd. € eingereicht. Die Zuteilung erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von -0,74% und 1,0145 Mrd. € wurden zur Marktpflege zurückbehalten. Das Gesamtvolumen der Emission beläuft sich somit auf 10 Mrd. €. Für das kommende Quartal wurde das Emissionsvolumen um 2 Mrd. € auf 52,5 Mrd. € gekürzt. Somit scheinen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stehen. Ob sich das wegen der zu zahlenden Konventionalstrafen im Zusammenhang mit der Maut ändern wird, bleibt abzuwarten.

Euro profitiert von Fed

Die europäische Gemeinschaftswährung hat in den vergangenen Wochen deutlich zulegen können, ähnlich wie die aktuellen Temperaturen in Deutschland.

So notierte der Euro noch zu Beginn des Monats bei Wechselkursen rund um die Marke von 1,1150 USD. Lange hatte sich das Währungspaar EUR/USD auf diesem Niveau gehalten und kaum größere Bewegungen vollzogen. Jedoch die jüngsten Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi zur weiteren Geldpolitik der EZB sowie Zinssenkungssignale seitens der amerikanischen Notenbank Fed beflügelten den Euro und ließen ihn zeitweise bis auf 1,1412 USD, ein neues Dreimonatshoch, klettern. Im Vorfeld des G20-Gipfels und der geplanten Wiederaufnahme der Handelsgespräche zwischen den USA und China handelt die gemeinsame Währung weiterhin gut behauptet bei 1,1370 USD.

Während sich die meisten Notenbanken ausgiebig mit Leitzinssenkungen beschäftigen, stemmt sich die Notenbank Norwegens gegen den globalen Trend. So hat die Norges Bank in der vergangenen Woche zum zweiten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen angehoben auf nunmehr 1,25%. Von diesem Zinsschritt konnte die Landeswährung profitieren. So fiel der Euro zur norwegischen Krone zwischenzeitlich bis auf 9,6485 NOK und damit auf den niedrigsten Stand seit Ende April des Jahres, nachdem er zuvor noch bei rund 9,80 NOK notierte.

In einem schwer zu greifenden Marktumfeld konzentrierten sich die Privatanleger in dieser Berichtswoche vorwiegend auf Währungsanleihen lautend auf US-Dollar, türkische Lira, norwegische Kronen sowie russische Rubel.

Disclaimer
Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten.
Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich.
Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:
Baader Bank AG
Weihenstephaner Str. 4
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Deutschland
www.baaderbank.de

Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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