Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Norwegische Bonds verzweifelt gesucht

19.05.11 14:16 Uhr

Norwegische Bonds verzweifelt gesucht | finanzen.net

Die Nachfrage nach Anleihen in norwegischen Kronen (NOK) erlebt derzeit einen neuen Schub.

Trotz einer leicht schwächeren Krone zog die Nachfrage nach den NOK-Bonds im Wochenvergleich stark an. Dabei verlagerte sich das Interesse der Anleger hin zu den Staatsanleihen aus Oslo. Während vor Wochenfrist noch die auf NOK lautenden Bonds von Daimler (WKN A1GQAA) und VW (WKN A1GP33) als Favoriten galten, haben sich inzwischen norwegische Staatsanleihen zu Lieblingen der Anleger gemausert.

Zu den Umsatzspitzenreitern unter den von der Baader Bank an den Börsen Frankfurt, Düsseldorf und München gehandelten Titeln zählen norwegische Staatsanleihen mit Laufzeit bis zum 15.5.2013 und einer Rendite von rund 2,37% (WKN 858524), mit Laufzeit 15.5.2015 und Rendite 2,66% (WKN A0BC8F) sowie mit Laufzeit 19.5.2017 und Rendite 2,95% (WKN A0GS9C).

Obwohl die NOK etwas an Wert verloren hat, bewegt sie sich immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Aktuell notiert die Währung bei 7,89 für einen Euro und ist damit noch weit von ihrem 52-Monatstief von 8,20 entfernt. Vor Wochenfrist lag der Kurs noch bei 7,79. Norwegen bietet den Anlegern ein Kontrastprogramm zu der Schuldenkrise in Euroland.

Die Skandinavier überzeugen mit einem soliden Staatshaushalt, wozu vor allem das Ölgeschäft beiträgt, sowie einer eigenen, sehr stabilen Währung. Zu der stabilen Währung tragen auch die relativ hohen Zinsen bei. So hatte die Zentralbank in Oslo den Leitzins erst am vergangenen Donnerstag erwartungsgemäß von 2,00% auf 2,25% erhöht.

Für die Griechen auf die sanfte Tour

Jetzt will man Athen also eine „sanfte“ Umschuldung ermöglichen. Zumindest häufen sich die Stimmen - darunter Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker - für einen derartigen Lösungsversuch, um Griechenland aus dem Schuldensumpf zu ziehen. Das würde bedeuten, dass die Schulden nicht verfallen, sondern deren Laufzeit gestreckt, oder die Zinsen reduziert werden. Die Alternative wäre, Griechenland doch pleitegehen zu lassen - eine Option, die am Markt allerdings als immer unwahrscheinlicher angesehen wird. Doch egal, wie die EU-Regierungen sich entscheiden sollten, wichtig ist, dass es möglichst rasch passieren sollte. Denn was die Kapitalmärkte am wenigsten mögen, ist fehlende Klarheit.

Kein Wunder also, dass Griechen-Bonds angesichts der anhaltenden Hängepartie von den Anlegern höchstens mit der Kneifzange angefasst werden. Anders bei den Staatsanleihen aus Portugal. Nachdem endlich ein Hilfspaket für das Land auf der iberischen Halbinsel geschnürt war, zogen die Kurse der portugiesischen Staatsanleihen wieder an.

Ist Amerika pleite?

Zum Wochenbeginn war es nun endlich soweit. Die USA haben, ohne großes Aufsehen an den Märkten zu erzielen, ihre Schuldengrenze überschritten und dürfen sich somit kein frisches Geld mehr leihen. Nur mit der Hilfe von Notmaßnahmen ist es bis zum 2. August noch möglich, Mittel zu beschaffen, um die Rechnungen zahlen zu können. Die Frist kann sich allerdings noch leicht verschieben - je nach der Entwicklung der Staatseinnahmen und -ausgaben. Vorerst beabsichtigt man zur Entlastung des Haushalts, die Einzahlungen in die staatliche Altersvorsorge zu stoppen. Im zweiten Schritt werden Notreserven und Tafelsilber in den Mittelpunkt der Überlegungen rücken. Nach dem Tag X wäre aber auch diese Refinanzierungsquelle versiegt - mit dem Ergebnis, Amerika wäre pleite. Soweit darf und wird es nicht kommen, aber die Verhandlungen zwischen Republikanern und Demokraten stecken in einer Sackgasse. Beide Seiten pokern sehr hoch, denn jede Seite möchte sich den Erfolg im "Vorwahlkampf" als ihr Werk auf die eigenen Fahnen schreiben. 14,3 Billionen US-Dollar sind kein Pappenstiel und daher gilt es persönliche Eitelkeiten hinten anzustellen. Es geht um die Kreditwürdigkeit der USA und somit auch um die Zukunft der Finanzmärkte weltweit. Mit einer raschen Einigung ist nicht zu rechnen, aber Mitte bis Ende Juli muss eine Lösung stehen. Trotz des warnenden Zeigefingers der Ratingagentur Standard & Poor's stehen noch alle Gläubiger Amerika zur Seite. Auch wenn Pimco sich in den vergangenen Wochen immer wieder kritisch zur Lage Amerikas geäußert und den Abbau entsprechender Wertpapiere manifestiert hat. Bisher hat der Markt diese Veröffentlichungen locker weggesteckt, aber die Nervosität der Händler wird mit jedem Tag größer werden, mit dem man sich dem 2. August nähert und es keine Einigung zu vermelden gibt.

Daher werden die nächsten Wochen spannend bleiben und man wird sehen, ob Präsident Obama nicht nur das Problem Osama Bin Laden lösen konnte, sondern auch die Haushaltslage Amerikas wieder in den Griff bekommen wird. Hoffen wir, dass wir keine zehn Jahre warten müssen.

Flickschusterei beim Rettungsschirm

Inzwischen kristallisiert sich immer mehr heraus, dass der Euro-Rettungsschirm (ESM) mit mehr Flicken bestückt ist als ein Fliegenpilz mit den charakteristischen Punkten. Der Fliegenpilz ist allerdings giftig. Auch für Deutschland birgt der ESM teilweise unkalkulierbare Risiken und ist somit Gift. Denn bei entsprechender Inanspruchnahme der seitens der Bundesrepublik Deutschland abgegebenen Garantien kann schnell ein dreistelliger Milliardenbetrag zusammen kommen. Ob die darin enthaltenen Zahlungen im Falle eines finanziellen GAUs überhaupt mit der in unserem Grundgesetz verankerten Schuldenbremse vereinbar sind, ist Diskussionspunkt unter vielen Fachleuten. Somit könnte die Ausstattung des Rettungsmechanismus verfassungswidrig sein.

Der Rettungsschirm sollte die Finanzmärkte beruhigen und eine Planungssicherheit schaffen. In diesem Punkt ist das Projekt gescheitert, denn die Spekulation gegen das vermeintlich schwächste Glied wurde dadurch nur noch zusätzlich angefeuert. Das Verhalten der Marktteilnehmer ist mit dem von Kleinkindern zu vergleichen. Immer wieder werden die Grenzen des Machbaren ausgelotet. Die logische Konsequenz ist, dass der so stabil wirkende Rettungsschirm permanent mittels Flickschusterei repariert wird. Der europäische Gedanke wird zurzeit auf eine harte Probe gestellt. Die Wiedereinführung von Zollkontrollen, die Förderung der eigenen heimischen Wirtschaft und das permanente Verweisen auf Deutschland als den Nutznießer des Euros schaffen Gräben und lassen nicht zusammenwachsen. Viele Deutsche haben Angst davor, dass am Ende der Letzte die Zeche zahlt und dass wir das sein werden.

Die einzige vernünftige Umgehensweise mit Schuldensündern ist die Schaffung eines geordneten Insolvenzverfahrens für Staaten. Die bisherigen finanziellen Versprechungen wachsen ins Unermessliche und irgendwann wird auch dieser Betrag nicht mehr ausreichen. Schaffen wir es nicht ein geordnetes Insolvenzverfahren und einen geordneten Austritt aus der Währungsunion zu installieren, dann wird uns alles um die Ohren fliegen. Und wie das dann enden wird, kann heute noch niemand vorhersagen.



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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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