Anleger wagen sich bei Bonds stärker ins Risiko
Um höhere Renditen zu erzielen, sind Anleger am Bondmarkt zunehmend bereit, höhere Risiken als im Vorjahr einzugehen.
Dies ist am Markt für nachrangige Unternehmensanleihen, also Anleihen mit Eigenkapitalcharakter, zu beobachten. Nachdem die Bondrenditen im Investment-Grade-Bereich immer mehr zusammengeschrumpft sind, verschiebt sich das Anlageinteresse auf höher rentierende Titel, so genannte Ramsch- beziehungsweise Hybridanleihen.
So verteuerten sich Hybridbonds in dieser Woche ein weiteres Mal um mehrere Punkte. Nachdem sich die Kreditmärkte 2009 stabilisiert haben und sich die kurzfristigen Zinsen weiterhin auf Rekordtief befinden, sind die Renditen – gerade im Investmentgrade-Bereich – stark zusammengeschrumpft, so dass Investoren 2010 ihren bisherigen Fokus auf höher rentierende Anleihen verschoben haben.
Gleichzeitig hat sich der Markt für Neuemissionen aus dem Weihnachtsurlaub zurückgemeldet. Vor allem Automobilwerte nutzen die Gunst der Stunde an den Kreditmärkten, um frisches Kapital einzusammeln. Ähnliches ist im High-Yield-Bereich zu beobachten, wo sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die Neuemissionen der Unternehmen Heidelberger Zement und Fresenius konzentriert.
Indessen mehren sich die Signale, wonach eine allmähliche Straffung der Geldpolitik bevorsteht. So hat die chinesische Zentralbank People’s Bank of China mit der Anhebung der Zinsen für dreimonatige und einjährige Staatsanleihen und der Erhöhung des Mindestreservesatzes für die Banken entsprechende Befürchtungen genährt. Vor diesem Hintergrund deutet vieles auf die ersten Zinserhöhungen in der Euro-Zone bis zur Jahresmitte hin. Dann würde aber auch die Liquiditätsschwemme ein Stück weit abebben, die die für dieses Jahr zu erwartende Emissionsflut bei Staatsanleihen für die ausgebenden Länder zu verteuern droht. Denn bisher profitierten die Staatsanleihen davon, dass die Investoren auf Grund der massiven Liquiditätszufuhren der Notenbanken viel Geld anzulegen hatten. Nun aber droht die staatliche Verschuldungsblase noch dramatischere Formen anzunehmen als die Subprime-Blase, weshalb die Staaten um einen restriktiven Sparkurs nicht herumkommen werden. Für die Bondmärkte sind das keine guten Aussichten.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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