Ausblick EZB-Sitzung

EZB signalisiert unveränderten QE-Kurs

13.04.15 15:45 Uhr

EZB signalisiert unveränderten QE-Kurs | finanzen.net

ie Europäische Zentralbank (EZB) dürfte mit dem Start ihres groß angelegten Staatsanleihekaufprogramms (QE) zufrieden sein.

Die Ankäufe liefen im ersten Monat problemlos, Frühindikatoren des Wirtschaftswachstums überraschten überwiegend positiv und die Inflationserwartungen scheinen sich zumindest stabilisiert zu haben. Beobachter sehen daher keinen Grund, warum Präsident Mario Draghi nach der Ratssitzung am Mittwoch eine andere Parole als "Weiter so!" ausgeben sollte.

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   Die Zentralbanken des Eurosystems kaufen seit dem 9. März 2016 öffentliche Anleihen, vor allem Staatsanleihen. Der erste Monatsbericht zu diesem "erweiterten Ankaufprogramm" - Covered Bonds und Kreditverbriefungen (ABS) kauft die EZB bereits seit Herbst - zeigt, dass die Zentralbanken im März öffentliche Anleihen für gut 47 Milliarden Euro erworben haben. Zusammen mit Covered Bonds und ABS wurden die geplanten 60 Milliarden Gesamtvolumen laut EZB erreicht.

   Das Signal an möglicherweise noch zweifelnde Marktteilnehmer war klar: Die EZB hat auch in einem um eine Woche verkürzten Monat keine Probleme, ausreichend Anleihen zusammen zu bekommen. Gänzlich beseitigt sind die Zweifel aber nicht.

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   Gerade in Deutschland, das in diesem Jahr netto Staatsanleihen tilgen wird, prophezeien manche Beobachter, dass die Bundesbank demnächst Probleme beim Ankauf bekommen wird. Auch aus diesem "technischen" Grund gab es noch in den ersten Wochen der Ankäufe Zweifel daran, dass die EZB ihr QE-Programm tatsächlich bis September 2016 durchziehen würde.

   Die Nordea-Ökonomen Holger Sandte und Jan von Gerich glauben ebenfalls, dass die Bundesbank früher oder später auf Angebotsprobleme stoßen wird. Sie geben aber zu bedenken, dass die Bundesbank dann auf andere Papiere, wie etwa die Anleihen von Förderbanken, ausweichen könnte.

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   Festgelegt ist derzeit schließlich nur das Gesamtankaufvolumen je Land, nicht aber der Anteil der Staatsanleihen an diesem Volumen. Und am Ende könnte die EZB auch noch vom Kapitalschlüssel als Bemessungsgrundlage der Ankäufe abgehen.

   An eine weitere Senkung des Einlagenzinses (derzeit bei minus 0,20 Prozent) glauben Sandte und von Gerich nicht. Aus dem Protokoll der jüngsten Ratssitzung geht hervor, dass die EZB diesen Wert als Untergrenze betrachtet.

   Es gibt aber auch einen fundamentalen Grund für Spekulationen über ein vorzeitiges Ende von QE. Und das sind die guten Konjunkturdaten. Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone deutete zuletzt auf ein (annualisiertes) Wirtschaftswachstum von 2 Prozent hin, das ifo Institut sowie Konjunkturforscher aus Italien und Frankreich sagen dem Euroraum Quartalswachstumsraten von 0,4 Prozent voraus, die Inflation nähert sich wieder der Null-Linie, und die Inflationerwartungen stabilisieren sich mehr oder weniger deutlich.

   Ist das nicht ein Grund, QE demnächst gleich wieder einzustellen? Ökonomen glauben das nicht. Paul Mortimer-Lee etwa, Chefvolkswirt von BNP Paribas, ist wegen der sehr niedrigen und flachen Zinsstrukturkurve beunruhigt. Er weist darauf hin, dass die Rendite zehnjähriger US-Treasuries ihren Tiefpunkt alleine durch die Ankündigung von QE noch vor Beginn der tatsächlichen Käufe durch die Fed erreicht hätten und dann gestiegen seien.

   So, argumentiert er, hätten Märkte ihre Zuversicht signalisiert, dass die Fed mit ihrer Politik erfolgreich sein werde. Zudem sei die Renditedifferenz zwischen zehn- und zweijährigen Treasuries nie größer als 120 Basispunkte gewesen. Bei Bundesanleihen aber habe sie zuletzt nur noch 50 Basispunkte betragen.

   Mortimer-Lee, einer der "Vorkämpfer" von QE im Euroraum, befürchtet, dass die Märkte damit folgendes signalisieren: QE ist nicht genug, wir brauchen auch Strukturreformen und Investitionen, die die Wachstumsaussichten verbessern. Auf keinen Fall sagten die niedrigen Anleihezinsen aber, dass QE vorfristig beendet wird.

   Das ist letzten Endes auch die Ansicht der Nordea-Ökonomen Sandte und von Gerich. "Eine weitere Zinssenkung der EZB ist sehr unwahrscheinlich, aber Wertpapierkäufe über September 2016 hinaus sehr wahrscheinlich", urteilen sie.

   Die Ökonomen rechnen außerdem damit, dass die EZB die Liste jener Förderbanken etwas erweitern wird, deren Anleihen sie im Rahmen von QE ankaufen kann. Im Fokus stehen dabei Institute aus einigen größeren Mitgliedsländern. Auch das wäre eine Weg, Angebotsknappheiten bei Staatsanleihen zumindest etwas abzumildern.

    DJG/hab/apo Dow Jones Newswires

Bildquellen: Jorg Hackemann / Shutterstock.com