Der Anlegerbrief Holger Steffen

Anleihen: Die Inflationsbombe

18.04.17 08:46 Uhr

Anleihen: Die Inflationsbombe | finanzen.net

Die Sorgen am Anleihenmarkt vor einer deutlich steigenden Inflation sind zunächst einmal abgeflaut, aber die Risiken bleiben hoch.


Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Nebenwerte-Spezialist und Chefredakteur vom Anlegerbrief erwirtschaftet mit seinem Muster­depot seit 1999 eine Rendite von im Schnitt 16,8% pro Jahr.

Bei deutschen Anleihen herrscht eine so große Trägheit, dass ein Rückschluss auf sehr stabile Rahmenbedingungen naheliegt. Die Umlaufrendite pendelt seit Monaten zwischen -0,05 und 0,2 %, die Sorgen aus dem letzten Herbst bezüglich stark steigender Zinsen scheinen vergessen. Doch der Rückschluss ist gefährlich, stattdessen dürften die Käufe der EZB die Marktlage zunehmend verzerren. Die Anomalie könnte sich mit einem Knall auflösen.

Die erhoffte Belebung

Die letzten Jahre waren am Anleihenmarkt durch das Deflationsszenario geprägt. Die geringe Wachstumsdynamik im Euroraum ließ, in Verbindung mit einem stark fallenden Ölpreis, die Inflation zeitweise in negatives Terrain fallen. Die EZB hat darauf mit historisch einmaligen Stimulierungsmaßnahmen geantwortet. Neben einem Leitzins von 0 und Strafzinsen für Bankanlagen zählte dazu ein Anleihenkaufprogramm mit einem Volumen von zuletzt 80 Mrd. Euro pro Monat. Nach langem Zittern scheint die Notenbank jetzt aber Erfolg zu haben. Wie wir an dieser Stelle in der letzten Ausgabe verdeutlicht haben, signalisieren die Einkaufsmanagerindizes einen laufenden dynamischen Aufschwung in der Eurozone.

Die Antwort der EZB

Mittlerweile hat sich auch die Inflation wieder deutlich in positives Terrain vorgearbeitet. Die Notenbank sieht darin aber vor allem ein temporäres Phänomen, versucht durch den Rebound beim Ölpreis. Dieser Effekt wird nun zunehmend auslaufen, was schon der deutliche Inflationsrückgang im März andeutet. Das Team von Mario Draghi sieht daher im Moment noch keinen Anlass für die große Kehrtwende, zunächst werden lediglich die Anleihenkäufe um 20 Mrd. Euro pro Monat reduziert. Ganz ungefährlich ist das aber nicht, denn die anziehende Konjunktur trifft auf eine maue Investitionstätigkeit der Unternehmen, Kapazitätsengpässe könnten sich perspektivisch als Inflationsturbo erweisen.

Fazit zu Anleihen

Die EZB wartet vor der großen Wende noch ab, was aufgrund des Einflusses der Energiepreise nachvollziehbar erscheint. Der Kurs ist allerdings nicht unumstritten, denn die Notenbank könnte auf die Wirtschaftsentwicklung zu spät reagieren. Sollten die Inflationserwartungen infolgedessen drastisch anziehen, wäre ein Ausverkauf bei Anleihen die Folge. Wir sehen bei deutschen Staatsanleihen unverändert mehr Risiken als Chancen.

Welche Aktien gehören in jedes Depot? Lesen Sie jetzt jede Woche den Investment-Tipp von Holger Steffen (kostenlos)! Der Nebenwerte-Spezialist und Chefredakteur des Anlegerbriefs erwirtschaftet mit seinem Muster­depot seit 1999 eine Rendite von im Schnitt 16,8% pro Jahr.

» Jetzt kostenlos den wöchentlichen Investment-Tipp von Holger Steffen erhalten!

 


Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten bei der obigen Finanzanalyse (§34b WpHG):

- Der Autor oder ein Mitautor hält direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine).
- Der "Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine)
- In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9), für den die Anlegerbrief Research GmbH ein entgeltliches Beratungsmandat hat, sind der folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine).

"Der Anlegerbrief" ist der Börsenbrief für chancen-orientierte Anleger. Seit dem Jahr 1999 erzielen die Analysten des Anlegerbriefs für ihre Leser eine außergewöhnliche Performance. Weitere Infos zum Anlegerbrief ...

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.