Anleihen: Das Billionen-Problem
Anleihen mit einem Volumen von mehreren Billionen Euro weisen mittlerweile eine negative Verzinsung auf, der Anlagedruck steigt.
Eine Kolumne von Holger Steffen, Head of Research von Der Anlegerbrief.
Die Anleihen-Landschaft hat sich wegen der massiven Eingriffe der Notenbanken weltweit grundlegend gewandelt. Wichtige Emittenten wie Deutschland und Japan verzeichnen negative Zinsen für 10-jährige Staatsanleihen, andere Länder wie Großbritannien, Frankreich und Italien bieten nur noch Minizinsen. Selbst in den USA befinden sich die langfristigen Renditen im Sturzflug. Damit warten Billionen von Euro auf eine rentierliche Neuanlage. Profitieren wird der Aktienmarkt.
Auch negative Renditen kein Tabu
Die EZB hat ihr Kaufprogramm im laufenden Jahr noch einmal ausgeweitet, auch Unternehmensanleihen gehören jetzt zum Spektrum. In den ersten beiden Monaten wurden hier rund 13 Mrd. Euro investiert, die Papiere von Emittenten wie Danone, Glencore, Deutsche Lufthansa oder Telecom Italia wurden zu Renditen zwischen -0,3 und ca. 3,0 % erworben. Auch hier schreckt die EZB also, wie im Bereich der Staatsanleihen, nicht vor dem Kauf von Papieren mit einer (leicht) negativen Verzinsung zurück. Und es gibt weitere Käufergruppen, die ebenso handeln: etwas Institutionelle, die auf eine Bargeldanlage in "sicheren" Investitionsformen regulatorisch festgelegt sind, oder ausländische Anleger, die Wertpapiere mit geringen Risiken für Währungsspekulationen suchen.
Das große Liquiditätsproblem
Dennoch dürfte Kapital aus dem Sektor abfließen. Denn die EZB nimmt ja Monat für Monat Wertpapiere mit einem Volumen von 80 Mrd. Euro aus dem Markt. Eine Veräußerung macht für die engagierten Akteure im Fall von negativen Zinsen für die Restlaufzeit Sinn, doch die Anleger haben danach ein massives Reinvestitionsproblem. Im Euroraum verbieten sich große Bankeinlagen wegen der Strafzinsen der EZB, und im Fall von Frankreich (Rendite zehnjähriger Staatsanleihen: 0,12 %), Spanien (0,96 %) und Italien (1,09 %) stellt sich für alternative Anleihenengagements mit einer (noch) positiven Verzinsung die Frage nach dem mittelfristigen Chance-Risiko-Verhältnis. Wer daher unter regulatorischen Gesichtspunkten die Möglichkeit hat, dürfte versucht sein, zumindest einen Teil der Liquidität in Aktien anzulegen. Das Risiko einer höheren Volatilität wird durch eine - im Vergleich zu Anleihen - moderate Bewertung abgefedert.
Fazit zu Anleihen
Die Zentralbanken haben eine Marktanomalie gigantischen Ausmaßes erzwungen, im Juli wiesen Anleihen…
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten bei der obigen Finanzanalyse (§34b WpHG):
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