Heiko Aschoff Kolumne Heiko Aschoff

Schuldenkrise 2.0 – müssen sich Börsianer warm anziehen?

22.03.13 10:14 Uhr

Schuldenkrise 2.0 – müssen sich Börsianer warm anziehen? | finanzen.net

Wird mit Zypern die ausgetretene Lunte neu entfacht? Unangenehme Erinnerungen kommen hoch.

In der zweiten Jahreshälfte 2011 brachen die europäischen Aktien kräftig ein. Erst mit der massiven Unterstützung der EZB kam das Vertrauen zurück. 2012 wurde ein wechselvoller, aber guter Jahrgang.

Zypern wäre ein willkommener Anlass für eine Marktkorrektur, aber…

Aber die Märkte halten sich außerordentlich gut! Sogar die angedrohte Zwangsenteignung zypriotischer Sparguthaben sorgte nur für ein kleines Minus. Wenn sich ein Markt so krisenresistent hält, dann muss man das als Inverstor respektieren. Der Markt scheint die Gefahr einer Schuldenkrise 2.0 gering einzuschätzen.

Achten Sie auf die spanischen und italienischen Zinsen!

Zypern ist wirtschaftlich nicht das größte Problem. Der Dominoeffekt ist das Risiko: Eine erneute Eskalation in Spanien und Italien würden die Märkte nicht so gelassen wegstecken.

Was signalisiert der „Schuldenkrisenindikator frei nach Draghi“?

Ersparen Sie sich die täglichen Nachrichteninterpretationen. Werfen Sie einen Blick auf die zehnjährigen Renditen europäischer Staatsanleihen. Achten Sie auf die großen Krisenländer.

Sieben Prozent sind kritisch

Schon bei den letzten Turbulenzen deuteten die Äußerungen des EZB-Notenbankchefs Draghi darauf hin, dass Renditen über sieben Prozent kritisch sind. Folglich steigt die Wahrscheinlichkeit einer Notenbankintervention bei der kritischen 7 Prozent-Marke. Und wie sieht es aktuell aus?

Abbildung: Der Krisenindikator zeigt Gelassenheit. Die Renditen 10jähriger italienischer und spanischer Staatsanleihen sind weit entfernt von Panikniveaus.

Still ruht der See

Der Kompass signalisiert aktuell keine Gefahr. Natürlich kann sich das ändern. Werfen Sie regelmäßig einen Blick auf die Zinsentwicklung. Achten Sie besonders auf die (gelassene?) Reaktion des Anleihemarktes bei neuen Hiobsbotschaften. Falls jedoch die Zinsen kräftig in Richtung sieben Prozent anziehen, seien Sie auf der Hut.

Fazit: Lassen Sie sich nicht irritieren von den vielen Nachrichtenspekulationen. Achten Sie auf das, was der Markt tatsächlich signalisiert. Mit dem „Schuldenindikator frei nach Draghi“ haben Sie einen wertvollen Kompass mit an Bord.

Heiko Aschoff ist selbständiger Trader und Geschäftsführer der Investment Ideen GmbH. Als Banker und Pensionsfondsmanager war er mitverantwortlich für über sieben Milliarden Euro Anlagevolumen. Im Börsendienst www.investment-ideen.de stellt er seine persönlichen Anlageempfehlungen vor.

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