Stresstests entpuppen sich als Spiegelfechterei
Mit einer Mischung aus einer berufsbedingten Vorsichtig und einer gewissen Abgebufftheit ...
... blicken die Marktteilnehmer auf die Stresstest der 91 Eurobanken, die morgen veröffentlicht werden. Sicher, die Investoren blieben in dieser Woche in Deckung, um die Ergebnisse der Zensuren für die Kreditinstitute abzuwarten. Man kann ja nie wissen! Und so war sowohl bei den Umsätzen als auch den Neuemissionen Sommerflaute angesagt.
Dennoch ist sich das Gros der Händler sicher, dass bei Veröffentlichung der Zensuren nichts anbrennen wird. Zu sehr hatten Politiker sowie Vertreter der EZB und des IWF im Vorfeld lanciert, die Stresstests sollten für Vertrauen an den Märkten sorgen. Zu eindeutig war durchgedrungen, dass eben nur einem Institut, dem Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate, die Versetzung verweigert würde. Schließlich braucht man wenigstens einen Durchfaller, damit der Rest umso glaubwürdiger versetzt werden kann. Und wenn der wie die Hypo Real Estate bereits verstaatlicht ist, braucht man sich nicht darum zu sorgen, dass noch andere Institute mitgerissen werden. Daher ist nicht zu erwarten, dass die Zensuren für die Banken als Ganzes miserabel ausfallen werden, um am Ende gar Gefahr zu laufen, eine neue Finanzkrise auszulösen. Daher dürften alle anderen deutschen Banken mit ihrer Versetzung rechnen. Die Stresstest entpuppen sich damit freilich als reine Spiegelfechterei. Sie sind aus diesem Grund mit Vorsicht zu genießen, dennoch sollte man sich die Mühe machen, auch zwischen den Zeilen zu lesen.
Mit den Stresstests wird eine Verschlechterung des Marktumfelds wie die Verlangsamung der Konjunktur bei einem gleichzeitigen Abschlag auf Staatsanleihen simuliert und die Auswirkungen auf die Banken gemessen. Damit lassen sich Aussagen über die Wahrscheinlichkeit für die Insolvenz eines Unternehmens treffen. Erste Ergebnisse sollen am Freitagnachmittag veröffentlicht werden. Die Einzelnoten gibt es um 18:00 Uhr.
Privatkunden schreckt die hohe Stückelung bei Conti und Phoenix nicht
Still und starr ruht der See am Corporate-Bond-Markt – und das zur Sommerzeit. Der Gesamtmarkt ist bereits in das alljährliche Sommerloch gefallen und wird dort wohl noch eine Weile verharren. Die Spreads, also die Risikoaufschläge gegenüber Benchmark-Anleihen mit bester Bonität, tendieren bei sehr geringen Umsätzen seitwärts oder leicht weiter.
Nachdem in der Vorwoche Autozulieferer Continental und Phoenix-Pharmahandel sehr erfolgreich neue Anleihen platzieren konnten, gibt es in dieser Woche keine nennenswerte Neuemission zu vermelden. Obwohl Continental und Phoenix für Privatinvestoren aufgrund einer Mindeststückelung von 50.000 Euro auf den ersten Blick als eher ungeeignet erscheinen, lassen die hohen Börsenumsätze in diesen Papieren dennoch vermuten, dass zahlreiche vermögende Privatkunden zugreifen. Kein Wunder, sind doch die Kupons von 8,5% bzw. 9,625% äußerst verlockend.
Ansonsten verläuft der Handel mit Unternehmensanleihen derzeit sehr lethargisch. Eventuell bringt die geplante Veröffentlichung der Bankenstresstest am kommenden Freitag ein wenig Bewegung in die Märkte, was aufgrund des Sommerlochs doch eher unwahrscheinlich ist.
Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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