Rezessionsangst sorgt für Funkstille bei Corporate Bonds
Das Gros der Anleger...
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... fürchtet derzeit, sich am Markt für Corporate Bonds die Finger zu verbrennen. Aufgrund der grassierenden Rezessionsangst sehen viele Investoren ein deutlich gestiegenes Ausfallrisiko bei Unternehmensanleihen. Abzulesen ist dies an den I-Traxx-Risiko-Indizes, siehe unten, die sich derzeit auf einem Zweijahreshoch bewegen. Kein Wunder also, dass am Primärmarkt für Corporate Bonds derzeit Funkstille herrscht. Unternehmensanleihen gelten im Moment als schlichtweg nicht platzierbar.
Die Refinanzierung wird damit für die Unternehmen schwieriger. Starke Wertverluste mussten vor diesem Hintergrund am Sekundärmarkt hingenommen werden. Besonders gebeutelt hat es u.a. die Anleihen der Commerzbank, wie das Beispiel eines nachrangig gesicherten Bonds dieses Emittenten (WKN CB83CE ) zeigt, der bis 3/2019 läuft und einen Kupon von 6,3750% bietet. Binnen eines Monats sank der Kurs dieses Papiers um rund 10 Punkte auf ein Niveau von 83%. Insgesamt ist zu beobachten, dass der Handel mit Bankanleihen sich derzeit als ausgetrocknet präsentiert. Die Geld-/Briefspannen klaffen soweit auseinander, dass sie kaum einen Anleger hinter dem Ofen hervorlocken.
Die norwegische Krone als Ausweg
Während der Euro-Primärmarkt derzeit gelähmt ist, weichen einige Emittenten im Fremdwährungssektor auf Norwegische Kronen (NOK) aus. Nachdem der Markt in NOK in den vergangenen Wochen stark abverkauft war, verwundert es nicht, dass hier neue Bonds auf eine hohe Nachfrage stoßen. So konnten Daimler zwei Bonds sowie die Deutsche Bahn eine neue Anleihe erfolgreich platzieren. Die Nachfrage nach diesen Titeln von Anlegern aus Euro-Land wird durch einen gegenüber der norwegischen Krone gestärkten Euro gestützt. Erhielt man am 1.8.2011 noch NOK 7,65 für einen Euro, ist die Gemeinschaftswährung aktuell NOK 7,84 wert.
Die erste der genannten Daimler-Anleihen läuft bis 8/2013 und ist mit einem Kupon von 3,375% ausgestattet (WKN A1GUUR). Der zweite NOK-Bond aus Untertürkheim (WKN A1GUY7) ist 1/2015 endfällig und wird mit 3,625% verzinst. Die Anleihe der Deutschen Bahn (WKN A1GUZW) bietet einen Kupon von 3,375% und läuft bis 9/2016. Ebenfalls gut vom Markt aufgenommen wurde eine NOK-Anleihe des norwegischen Kreditinstiuts Kommunalbanken (WKN A1GUZS), die bei einer Laufzeit bis 9/2016 eine Verzinsung von 3,0% aufweist.
Negativrenditen in Helvetia
Die schlimmsten Auswüchse einer Finanzkrise spiegeln sich in negativen Renditen wider. Während der Finanzkrise 2008 hatten wir in verschiedenen deutschen Staatsanleihen mit geringer Restlaufzeit dieses Phänomen feststellen müssen. Nun ist der Regierung in Bern allerdings das Gleiche widerfahren, und dies in einem noch ruhigeren Marktumfeld. Die Herabstufung der vermeintlich größten Volkswirtschaft, die der USA, hat die Denkweise der Anleger verändert und nur so ist dieses Ereignis halbwegs zu erklären. Am Dienstag dieser Woche wurden „Geldmarktbuchforderungen der Schweizerischen Eidgenossenschaft“ zu 100,508% ausgegeben. Dies sind Nullkuponanleihen, und die Rückzahlung erfolgt am 23. Februar 2012 zu 100%. Das bedeutet, dass die Investoren bereit sind, mehr Geld zu investieren als ihnen am Ende der Laufzeit wieder zurückgegeben wird.
Somit ergibt sich für die Anleger eine negative Rendite, und über die Beweggründe für ein solches Verhalten kann nur gemutmaßt werden. Trotz einer nicht enden wollenden Krisenstimmung sind solche Auswüchse nicht logisch zu erklären. Bereits in den letzten Monaten war die Rendite von Schweizerischen Anleihen wegen der guten Bonität und als logische Konsequenz der Schweizerischen Notenbankpolitik nahezu bei Null. Aber Negativzinsen sind auch in solchen Zeiten etwas Besonderes.
Nun sollen’s die Notenbanker wieder richten
In solchen Krisenzeiten blicken die Marktteilnehmer immer wieder hilfesuchend auf das Verhalten der Notenbanker. Nachdem die öffentlichen Haushalte vieler Staaten weiterhin nicht in der gewünschten Verfassung und die Politiker nicht in der Lage sind, die Probleme zu lösen, sind es nun wieder die Notenbanker, die die Angelegenheiten richten müssen. Somit richten sich die Blicke auf die Zinsentscheide der wichtigen Notenbanken rund um den Globus.
In Japan wurde bereits zu Beginn des Monats beschlossen, die Mittel für den Ankauf von Vermögenswerten von 10 Billionen Yen auf 15 Billionen Yen auszuweiten. Angesichts des geringen Leitzinsniveaus ist dies auch die einzige vernünftige Möglichkeit des Eingreifens. In England wird weiterhin auf eine extrem lockere Geldpolitik gesetzt, obwohl wegen der Inflationsraten eine Zinsanhebung bereits überfällig wäre. Auch die amerikanische Notenbank Fed hat die niedrigen Zinsen in „Stein gemeißelt“, aber nun erwarten die Marktteilnehmer eine Ausweitung des erst vor wenigen Wochen ausgelaufenen „Quantitative Easing“. Nähere Informationen erhofft man, am Rande eines Notenbankentreffens am morgigen Freitag zu erhalten.
Alle Zeichen stehen also auf Beibehaltung des aktuellen Zinsniveaus und somit müssen auch die Vertreter der Europäischen Zentralbank ihre Vorgehensweise nochmals überdenken. Waren noch vor wenigen Wochen alle Marktteilnehmer von einer Zinserhöhung im Herbst ausgegangen, so darf das nun doch sehr stark angezweifelt werden. Eine Zinsanhebung in Euroland ist aktuell keine Option mehr.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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