Notenbanken verfolgen mit dreierlei Strategien ein und dasselbe Ziel
Unterschiedlicher könnten die drei größten Notenbanken der Welt ihre Geldpolitik nicht betreiben.
So dreht die eine, die US-amerikanische Notenbank (Fed), den Geldhahn zu, während die andere, die Europäische Zentralbank (EZB), behutsam die Schleusen öffnet. Und zu guter Letzt reißt die dritte im Bunde, die Bank of Japan (BoJ), die noch vorhandenen Dämme ein und überschwemmt das Hinterland.
Zwar stellt die Fed keine frischen Gelder mehr zu Verfügung, aber Endfälligkeiten und Rückzahlungen werden nicht zur Reduzierung verwendet, sondern wieder reinvestiert. Dies ist als halbherzig zu bezeichnen und verdeutlicht nur zu gut, dass sich Janet Yellen und ihre Notenbanker immer eine Hintertür offen halten werden.
Bei der EZB hingegen hat man im Oktober die erste Stufe der "Erstschlagswaffe zur Vernichtung der Liquidität" bereits gezündet. In dem von Investoren bereits stark beanspruchten Marktsegment für Covered Bonds nominal 4,8 Mrd. € aus dem Markt zu nehmen, verstärkt nur noch die Probleme der Anleger. Denn viele Investoren sind zur Abdeckung diverser Risiken auf eine Besicherung mittels Wertpapieren guter Bonität angewiesen. Noch versucht man in bestimmten Fällen auf Emittenten der zweiten Reihe zurückzugreifen. Aber auch das wird irgendwann nicht mehr gelingen, da es zur Zündung der zweiten, der dritten und vielleicht auch einer vierten Stufe bei der EZB-Rakete zur Vernichtung der Liquidität kommen wird.
In Japan hingegen hat die BoJ bereits einsehen müssen, dass das bisherige Volumen der Anleihenaufkäufe nicht mehr ausreicht. Gekoppelt mit einer Änderung der Anlagerichtlinien des japanischen Pensionsfonds (Reduzierung der heimischen Staatsanleihen von 60% auf 35% und gleichzeitige Erhöhung der Quote für ausländische Anleihen von 11% auf 15%) wurden zusätzliche 30 Billionen Yen jährlich für Staatsanleihen zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wurde auch die Haltedauer auf bis zu 10 Jahre erhöht.
Unterm Strich wird somit deutlich, dass die Notenbanken auch in Zukunft nicht umhin kommen, mit Ankäufen eine künstliche Verknappung des Materials zu erzeugen, um die Refinanzierungskosten für die Staatshaushalte möglichst niedrig zu halten. Und das ist schließlich auch das eigentliche Ziel dieser Maßnahmen.
Bei Corporate Bonds ist die zweite Reihe gefragt
Angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik lassen sich viele Anleger dennoch nicht vom Rentenmarkt abschrecken. Auf ihrer Suche nach halbwegs rentierlichen Anlagen mit überschaubarem Risiko werden sie immer wieder in der zweiten Reihe bei Corporate Bonds fündig, die nicht selten nahe ihrem Jahreshoch notieren.
So stand in dieser Woche unter anderem ein Corporate Bond von Rheinmetall (WKN: A1EWSC) im Anlegerfokus. Bei einem Kursniveau von rund 109,65% notiert das Papier auf seinem Jahreshoch. Der Titel, der mit ca. 1,77% rentiert, läuft bis 9/2017.
Rund ein Jahr später im Juli 2018 ist eine Unternehmensanleihe von Wienerberger (A1GS23) endfällig, mit der Anleger aktuell eine Rendite von rund 1,70% erzielen können. Auch mit einer Anleihe von Peugeot (A1HQZP), die im Januar 2019 zur Rückzahlung ansteht, ist aktuell eine Rendite von 2,633% machbar.
Ein anderer oft nachgefragter Bond ist ein mit ca. 2,10% rentierender Titel von Otto (A1RE7N), der im November 2019 zurückgezahlt wird. Auch hier liegt der Kurs mit rund 108,00% nahe dem Jahreshoch von Anfang August (109,00%).
Bei der Bank of England gilt erst einmal das Motto "Abwarten und Tee trinken"
Vieles spricht dafür, dass die Bank of England (BoE) auf ihrer heutigen Ratssitzung an ihrer laxen Geldpolitik festhalten und den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,50% belassen wird. Nachdem es lange Zeit so ausgesehen hatte, dass die Zentralbanker in der Londoner City in diesem November ihren Leitzins erstmals nach der Finanzkrise wieder anheben würden, muss die BoE jetzt wohl oder übel zurückrudern.
Die Gründe dafür liegen in der Inflation in Großbritannien, die nun doch deutlich unter dem BoE-Zielwert von 2% liegt, sowie den zunehmend düsteren Aussichten für Europas Wirtschaft. So schlittert ausgerechnet Deutschland nach der Herbstprognose der EU-Kommission in diesem Jahr am Rande der Rezession entlang. Demnach wird das Wachstum in den 18 Euro-Ländern insgesamt deutlich schlechter ausfallen als bisher erwartet. Für das laufende Jahr rechnet Brüssel für die Eurozone nur noch mit +0,8% statt der prognostizierten +1,2%. Frankreich, so ist anzunehmen, wird sein ausgeufertes Defizit auch auf längere Sicht nicht in den Griff bekommen und Deutschland kann seine Rolle als Konjunkturlokomotive Europas wohl nicht mehr erfüllen.
Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass die BoE erst einmal abwarten und Tee trinken wird, um die Leitzinsanhebung zu verschieben - gegebenenfalls bis Herbst kommenden Jahres. Diese oftmals als britische Tugend bezeichnete Verhaltensweise würde auch den anderen europäischen Notenbankern bei der heutigen EZB-Sitzung gut zu Gesicht stehen.
Neue Töne aus Athen machen hellhörig
Aus Athen sind neue Töne zu vernehmen, die einen hellhörig machen. Seitens der griechischen Regierung heißt es, man wolle "die Beziehung zu internationalen Geldgebern 2015 von Grund auf neu gestalten". Und man spricht von einer Übergangsperiode von "vielleicht sechs Monaten, vielleicht einem Jahr", bevor das Land endgültig aus seinen strengen Verpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern entlassen werden soll. Damit wird klar: Ein sauberer Ausstieg aus dem Hilfsprogramm, wie es Irland, Portugal oder Spanien aus eigener Kraft geschafft haben, wird Griechenland nicht gelingen.
Damit wird sich Hellas als erstes Euro-Krisenland nicht einfach aus dem Rettungsprogramm internationaler Geldgeber verabschieden können. Das Land ist vielmehr auch 2015 auf Hilfe angewiesen. Die Vorzeichen waren spätestens im Oktober zu erkennen, als die griechischen Renditen für Staatsanleihen wieder stark gestiegen waren und die Börse in Athen einen Kurssturz erlebt hatte. Athen hat seit Ausbruch der Krise bisher zwei Hilfsprogramme mit einem Umfang von insgesamt rund 240 Mrd. € erhalten. Die Hilfen der Eurostaaten laufen Ende 2014 aus, das Programm des Internationalen Währungsfonds (IWF) endet am 31. März 2016. Athen hatte sich im Gegenzug einer rigiden Spar- und Reformpolitik unterworfen, die im Land immer wieder für Proteste gesorgt hatte. Um der strengen Aufsicht der Geldgeber zu entgehen, würde Athen ein drittes Hilfsprogramm gerne umgehen. Dies aber wird in der EU als illusorisch angesehen.
Was aber darüber hinaus aufhorchen lässt, sind die Bestrebungen Athens mit seinen Geldgebern "auch über neue Beziehungen zu sprechen". Soll damit etwa der Boden dafür bereitet werden, dass die Gläubiger für die Staatspleite bluten müssen? Dies könnte in Form eines Abschlags auf die Schulden, also eines Haircuts, erfolgen oder zumindest in Form einer zeitlichen Streckung der Tilgung. Ein Vorbild dafür, unweit von Griechenland im Mittelmeer gelegen, hat es 2013 mit Zypern gegeben, als man die Gläubiger durch einen Schuldenschnitt an der Rettung der maroden Banken beteiligt hat. Immerhin hatte damals der Chef der Eurogruppe, Jeroen Dijsselbloem, durchblicken lassen, Zypern könnte zur "Vorlage" werden, wie Europa künftig mit bankrotten Banken und Staaten umgeht. Später hat Dijsselbloem den Vorbildcharakter von Zypern abgestritten und gesagt, er sei da wohl irgendwie missverstanden worden.
Der Zins für die risikolose Anlage geht gegen Null
0,5% - 0,0% - minus 0,5% - nur nicht passen! Die Skatbank im thüringischen Altenburg, wo angeblich das Skatspiel erfunden wurde, ist ausgerechnet zum "Weltspartag" auf die Idee gekommen, den Kunden das Sparen auszutreiben. Wer mehr als 500.000 € auf einem Tagesgeldkonto der Bank hat, bekommt dafür keine Zinsen mehr, sondern muss eine Strafgebühr von 0,25% bezahlen. Erstmals bringt damit in Deutschland ein Tagesgeldkonto normalen Kunden kein Geld mehr ein, sondern kostet sie Geld.
Zugegeben, nicht jeder Privatkunde hat 500.000 € auf dem Tagesgeldkonto. Aber es geht bei der Sache um das Signal, das von dem Novum ausgeht. Nicht umsonst bereiten sich die IT-Abteilungen der Banken seit einiger Zeit auf die Verarbeitung negativer Zinsen vor. Dänemark hatte bereits den Leitzins für einige Zeit ins Minus gesenkt. Und in der Schweiz sind Gebühren für Festgeldkonten nicht unüblich.
Es ist zwar nicht davon auszugehen, dass Privatkunden künftig auf breiter Front für ihre Sparbücher Minuszinsen zu entrichten haben. Aber es wird auch dem Letzten klar, dass kaum mehr risikolose Pluszinsen zu erwarten sind. Und dies wird die bereits bestehenden Ausweichbewegungen in Richtung der Substanzwert-Assetklassen Aktien oder Immobilien verstärken, was diesen Märkten einen zusätzlichen Schub verleihen wird. Die Folge wird sein, dass bereits bestehende Blasen, vor allem für Toplagen und Ballungszentren am Immobilienmarkt, noch verstärkt werden. Und damit steigt auch die Gefahr, die allen Blasen droht: zu platzen.
Unternehmen refinanzieren sich im Doppelpack
In dieser Handelswoche haben die Finanzchefs vieler Unternehmen den besonderen Charme einer Refinanzierung in zwei Tranchen für sich entdeckt und somit vielen Investoren einen Gefallen getan.
So hat Apple zwei Anleihen über jeweils 1,4 Mrd. € aufgelegt. Die eine Tranche (A1ZR66) ist am 10.11.2022 endfällig und mit einem Kupon von 1% ausgestattet. Bei einem Emissionskurs von 99,375% ergab sich ein Spread von +30 bps über Mid Swap. Die andere Tranche (A1ZR67) ist am 10.11.2026 endfällig und wird jährlich mit 1,625% verzinst. Der Emissionsspread lag bei +45 bps über Mid Swap, was einem Emissionskurs von 99,504% entsprach.
Aber auch das Biotechnologie- und Pharmaunternehmen Novartis hat sich über seine luxemburgische Finance-Gruppe mittels zweier Anleihen zu je 600 Mio. € zusätzliche Liquidität verschafft. Die bis 9.11.2021 laufende Anleihe (A1ZR2J) hat einen Kupon i.H.v. 0,75%. Der Emissionskurs von 99,134% entsprach einem Spread von +18 bps über Mid Swap. Die länger laufende Anleihe (9.11.2026) besitzt einen Kupon von 1,625% und bei einem Kurs von 99,697% bedeutete dies ein Emissionsspread von +38 bps über Mid Swap.
Dass aber auch andere Unternehmen an der Festschreibung der aktuellen Konditionen interessiert sind, macht die Begebung zweier Anleihen durch die Shell International Finance B. V. deutlich. Eine Gattung ist mit einem Kupon von 1% ausgestattet und am 6.04.2022 endfällig (A1ZR62). Der Emissionspreis der 1 Mrd. € schweren Anleihe wurde bei 99,802% fixiert. Die zweite Gattung (A1ZR51) ist am 20.01.2027 endfällig, verfügt über einen jährlichen Kupon von 1,625% und hat ein Volumen von 1,25 Mrd. €. Der Emissionspreis lautete 99,024%.
Der Blick richtet sich nach oben
Der angekündigte Mega-Streik bei der Bahn erhitzt die Gemüter bundesweit. Die Fahrgäste verlieren allmählich die Geduld und haben keinerlei Verständnis mehr für die abermalige Niederlegung der Arbeit. An der Börse ist ein solches Szenario nicht denkbar, auch wenn aktuell die Handelsaktivitäten im Rentenhandel sehr überschaubar sind. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Marktakteure ihre Aufmerksamkeit gänzlich dem heutigen EZB-Treffen widmen. Im Vorfeld der Ratssitzung bewegte sich der Euro-Bund-Future in einem ruhigen Fahrwasser. So hat sich das Rentenbarometer zwar deutlich von der Unterstützungslinie bei 150% entfernt, aber ob die Lethargie des gestrigen Handelstages abgelegt werden kann, hängt maßgeblich davon ab, welche Erkenntnisse das heutige EZB-Treffen liefern wird. Heute Morgen handelt der Dezember-Kontrakt bei 151,20% und somit rentiert die zehnjährige Bundesanleihe mit 0,82%.
Aufgrund der geringen Volatilität der vergangenen Handelstage zeigt uns auch der obligatorische Blick auf die Charttechnik keine neuen Erkenntnisse. Das Kontrakthoch von 152,49% (Hoch vom 15.10.14) hat weiterhin Bestand. Der Bereich um 150,50% sowie die psychologisch wichtige Marke bei 150% sind als Unterstützung auszumachen. Dennoch ist mit keiner signifikanten Korrektur zu rechnen und der Blick der Marktteilnehmer richtet sich nicht zuletzt wegen der Notenbank-Aktivitäten weiterhin nach oben.
Irland refinanziert 3,75 Mrd. € bis 2030
In der vergangenen Handelswoche hat sich neben Frankreich, Österreich und Spanien auch Irland wieder am Kapitalmarkt aktiv gezeigt. Hierbei konnte Dublin für 15½ Jahre mittels einer Anleihe (A1ZR7B) mit einem jährlichen Kupon von 2,4% insgesamt 3,75 Mrd. € aufnehmen. Der erste Kupon ist ein verkürzter Kupon. Die Nachfrage überstieg das Angebot um mehr als das Doppelte. Platziert wurde die Anleihe zu 27% an Investoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Weitere 20% gingen nach Großbritannien, 15% nach Frankreich und nach Irland selbst nur 11%. Das restliche Material wurde u.a. nach Kanada, die Benelux-Länder und in andere Staaten verkauft. Der Emissionskurs von 98,899% ergab ein Spread von +102 bps über Mid Swap.
In den USA hingegen wurden lediglich Geldmarkttitel refinanziert. So wurden 36 Mrd. USD für 4 Wochen, 24 Mrd. USD für 3 Monate und 30 Mrd. USD für 6 Monate emittiert. Für die nächste Woche steht die Begebung von T-Bonds mit einer Laufzeit von drei, zehn und 30 Jahren auf der Agenda.
Aber auch die Finanzagentur der Bundesrepublik Deutschland tummelte sich am Primärmarkt und stockte die fünfjährige Bundesobligation Serie 170 (114170) um 4 Mrd. € auf insgesamt 13 Mrd. € auf. Die Zuteilung der 1,3-fach überzeichneten Gattung erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von 0,12%.
Euro leidet unter US-Zinsphantasie
Am vergangenen Freitag war Halloween und Kinder klopften mit dem Spruch: "Süßes, sonst gibt’s Saures" an die Haustüren. Der Euro wurde während dieser Handelswoche hingegen von einem altbekannten Schreckgespenst verfolgt, der möglichen Zinserhöhung in den USA. Die Marktteilnehmer gehen aktuell, mal wieder, von einem früher als bis dato angedachten Zeitpunkt aus. Die Gemeinschaftswährung ergriff daraufhin die Flucht und fiel von 1,2632 USD auf 1,2441 USD. Auf einen solchen Kursverlauf folgt erfahrungsgemäß eine Gegenreaktion und dabei konnte sich der Euro kurzfristig sogar auf 1,257 USD erholen.
Vor der heutigen EZB-Sitzung hat sich die Gemeinschaftswährung jedoch wieder in ein sicheres Versteck, bei 1,2507 USD, zurückgezogen. Ob Mario Draghi bei der anschließenden Pressekonferenz als Geisterjäger auftreten wird, bleibt abzuwarten.
Im Vergleich mit dem brasilianischen Real sah es zu Beginn der Handelswoche auch nicht gut für die Währung der Euroländer aus. Die brasilianische Zentralbank erhöhte die Leitzinsen, was den Euro bis auf 3,014 BRL drückte. Doch dieses Gespenst hat seinen Schrecken mittlerweile schon wieder verloren und die Gemeinschaftswährung notiert aktuell bei 3,1335 BRL.
Das Interesse der Privatanleger konzentrierte sich in dieser Handelswoche weiterhin auf Fremdwährungsanleihen in amerikanische Dollar, brasilianische Real, neuseeländische Dollar und Schweizer Franken.
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