Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Kein Ende bei der EZB-Politik des billigen Geldes in Sicht

01.10.15 10:54 Uhr

Kein Ende bei der EZB-Politik des billigen Geldes in Sicht | finanzen.net

Dass die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrem Kaufprogramm für Anleihen eher noch einen Schnaps oben drauf legen wird, orakelten wir bereits vor zwei Wochen.

Hatten sich doch zuletzt führende Notenbanker - einschließlich Mario Draghi - bereit gezeigt, die Geldschleusen falls nötig noch weiter zu öffnen, nachdem die EZB ihre Inflationserwartungen und die Wachstumsprognose senkten. Im Jahresvergleich stark gefallene Ölpreise sorgen weiter für erheblichen Druck auf die Teuerung in der Eurozone.

So ist die Inflation im Euroraum im September erstmals seit März wieder auf minus 0,1% gefallen, was die EZB unter anhaltenden Zugzwang setzt. Von der Zielinflationsgröße in Höhe von rund 2% sind die Notenbanker jedenfalls weit entfernt.

Nun wird die ABN Amro konkret mit ihrer Prognose, dass der Schnaps oben drauf rund 20 Mrd. € betragen möge, um den die EZB ihr Ankaufprogramm pro Monat auf dann 80 Mrd. € aufstocken werde. Bisher galt, dass das Programm bis September 2016 laufen soll, allerdings dürfte sich Mario Draghi auch hier eine Hintertür zur Verlängerung offen halten. Vor diesem Hintergrund sehen die Strategen der ABN Amro die Renditen zehnjähriger Bunds bei 0,50% gegenüber 0,70% zuvor.

Auch Standard & Poor’s (S&P) geht von einer Verlängerung der Anleihekäufe durch die EZB aus. Die Ratingagentur erwartet, dass der geplante Kaufstopp von September 2016 auf Mitte 2018 verschoben wird. Dies würde rein rechnerisch eine Ausweitung des Kaufvolumens von 1,1 Billionen auf 2,4 Billionen € bedeuten. Der Markt stimmt sich also auf eine Geldschwemme ein, die deutlich länger anhalten wird, als zunächst gedacht. Wie lange die Politik des billigen Geldes andauert, wird damit immer ungewisser.

Völlig anders präsentiert sich die Situation in Indien. Dort hat die Zentralbank den Leitzins bereits zum vierten Mal in diesem Jahr gesenkt. Die Wirtschaft erhole sich zaghaft und solle durch niedrigere Zinsen weiter angeschoben werden, erklärte die Notenbank. Im Gegensatz zu vielen westlichen Ländern hat Indiens Notenbank noch genügend Spielraum nach unten. Der Leitzins wurde um 0,5 Punkte auf 6,75% gesenkt - und steht damit so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr.

Und sie bewegt sich doch

Nachdem die US-Notenbank die Leitzinserhöhung immer wieder auf die lange Bank geschoben hatte, setzte Fed-Chefin Janet Yellen nun doch ein deutliches Signal. So sagte sie vergangene Woche in einer Rede, eine Zinserhöhung "später im Jahr" sei angemessen. Voraussetzung sei, dass sich der US-Arbeitsmarkt weiter verbessere und sich die Inflation in Richtung der Marke von 2% bewege.

Während des Vortrags kennzeichnete Yellen die US-Wirtschaft als grundsätzlich "solide" und sagte, sie erwarte eine Anhebung des Leitzinses im 4. Quartal des laufenden Jahres. In der Folge geht sie über die Zeit verteilt von weiteren moderaten Zinssteigerungen aus. Aber wirklich festlegen wollte sich die Fed-Chefin Yellen dann aber auch nicht und fügte an: "Wenn die Wirtschaft uns überrascht, werden wir unsere Urteile über eine angemessene Geldpolitik ändern." Noch vor zwei Wochen hatte die Fed eine Zinserhöhung erneut verschoben, was Kursrückgänge an den internationalen Finanzmärkten zur Folge hatte.

Yellens Einschätzung wurde nun von dem Chef der regionalen US-Notenbank von New York, William Dudley, bekräftigt, der starke Argumente für eine Leitzinsanhebung "noch in diesem Jahr" sieht. Die Entscheidung hänge letztendlich jedoch von den Wirtschaftsdaten und nicht vom Kalender ab.

Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass die Zinswende bereits zum nächst möglichen Termin im Oktober kommen wird. Das Ende der Nullzinspolitik dürfte eher erst mit den Adventsglocken im Dezember eingeläutet werden.

Glencore-Bonds zeigen sich nach Absturz leicht erholt

Nachdem die Corporate Bonds des Minenbetreibers und Rohstoffhändlers Glencore in den letzten Tagen von Panikverkäufen gebeutelt drastisch an Wert verloren hatten, zeigten sich die Titel gestern leicht erholt. So war ein bis Januar 2019 laufender Bond (A1HLMT) des Konzerns am Montag auf sein Jahrestief von 74,50% gefallen. Anschließend erholte sich das Papier wieder leicht und steht aktuell auf einem Niveau von ca. 83,55%. Anfang April notierte der Titel noch bei knapp über 100,00%. Ähnlich verlief die Entwicklung bei einer Glencore-Anleihe (A1ZFGA) mit Fälligkeit im April 2026, die binnen einer Woche von 91,30% auf 72,30% abgestürzt ist. Der Titel zeigt sich aktuell leicht erholt bei ca. 78,50%.

Hintergrund der Entwicklung ist die Sorge um den drastischen Verfall der Rohstoffpreise sowie die hohe Verschuldung von Glencore in Höhe von rund 30 Mrd. Dollar. Entscheidend ist nun die Frage, ob das Ausmaß an Verbindlichkeiten bei einem anhaltend niedrigen Rohstoffpreisniveau existenzbedrohend für den Bergbaukonzern werden kann.

Auch ArcelorMittal geriet in diesen Abwärtssog, was am Beispiel einer Anleihe (A1ZZN5) des Stahlkonzerns mit Fälligkeit im April 2021 verdeutlicht werden kann. Der Bond verlor innerhalb einer Woche mehr als 10 Prozentpunkte von 95,60% auf 85,28% und legte gestern wieder leicht auf ca. 86,89% zu.

Gefahr eines "Government shutdown" abgewendet

Der Kelch eines erneuten "Government shutdown" in Washington ist an der amerikanischen Gesellschaft vorübergegangen. Eine drohende Lähmung der größten Volkswirtschaft der Welt bleibt den Märkten erspart. Die republikanische Partei, die in der Vergangenheit mehrfach mit dem Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Staates gespielt hatte, besann sich dieses Mal darauf, mit US-Präsident Barack Obama über ein zweijähriges Haushaltsziel zu verhandeln.

Der scheidende Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner, hatte die Frage verneint, ob es denn in den kommenden Tagen einen solchen "shutdown" geben werde. Vielmehr wird der Senat in dieser Woche eine entsprechende Resolution verabschieden und die zweite Kammer, das Repräsentantenhaus, dürfte dieser folgen. Somit kann der Haushalt passieren. Am 1. Oktober beginnt in den USA das neue Haushaltsjahr. Bis dahin müssen sich Senat, Repräsentantenhaus und Präsident über die Verteilung der Haushaltsmittel einig sein.

Streitpotenzial beinhaltet vor allem die Organisation Planned Parenthood, die Frauen Gesundheitsberatung anbietet und Abtreibungen vornimmt, für die nach eigenen Angaben aber keine Gelder aus Bundesmitteln verwendet werden. Die Organisation wird von radikalen Abtreibungsgegnern unter den Republikanern auf dogmatische Weise bekämpft.

Den vorerst letzten "shutdown" hatte es 2013 gegeben. Republikanische Hardliner hatten ihre Zustimmung zu einem Haushaltsgesetz von Abstrichen bei Obamas Gesundheitsreform abhängig gemacht. Die Regierung musste mehr als 14 Tage lang teilweise schließen und Bedienstete in den Zwangsurlaub schicken.

Niederländischer Versicherer am Kapitalmarkt aktiv

In dieser Berichtswoche hielten sich die Unternehmen mit Neuemissionen sehr zurück. Im Fokus bei den Banken standen Themen wie die Abgaskrise bei Volkwagen, die Wachstumsangst in China oder aber der Preisverfall an den Rohstoffbörsen.

Lediglich der niederländische Versicherer ASR Nederland NV begab einen nachrangigen Bond (A1Z7BV) im Volumen von 500 Mio. €. Das Papier hat eine Laufzeit bis zum 29.09.2045. ASR hat sich allerdings diverse Sonderkündigungstermine beginnend mit dem 29.09.2025 festschreiben lassen. So kann das Papier einseitig vom Emittenten jährlich ab diesem Termin zum 29. September zu 100% gekündigt werden. Der Investor erhält bis zum 29.09.2025 einen fixen Kupon in Höhe von 5,125% jährlich. Danach richtet sich die Verzinsung nach dem dann aktuellen fünfjährigen Swapsatz +520 bps. Der Bond wurde mit +420 bps über Mid Swap gepreist was einen Ausgabepreis von 99,61% ergab. ASR hat für diesen Bond eine Mindestanlagesumme von 100.000 € gewählt, deshalb richtet sich diese Anleihe vorwiegend an institutionelle Investoren.

Schlechtes Omen kann Bund-Future nichts anhaben

Der frühe Montagmorgen begann für einige nicht wie gewöhnlich, das Naturereignis der Mondfinsternis zog viele in seinen Bann. Der sogenannte Blutmond war allerdings auch mit negativen Vorahnungen behaftet und sorgte bei manchen für Unwohlbehagen.

So oder so ähnlich müssen sich die Marktakteure beim aktuellen Börsengeschehen fühlen. Seit Tagen kommen die Finanzmärkte nicht zur Ruhe, zu viele negative Themen drücken auf die Stimmung, Unsicherheit und Nervosität sind die Folge. Dies wiederum sorgt weiterhin für anhaltende Nachfrage bei deutschen Bundesanleihen, die als Zuflucht und Hort der Sicherheit in solch unsicheren Marktphasen gelten. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future konnte somit das Niveau der Vorwoche behaupten und gar leicht ausbauen. Das Sorgenbarometer machte seinem Namen alle Ehre und stieg in der Spitze bis auf 156,53%, damit wurde das vor Wochenfrist erreichte Monatshoch egalisiert. Unwohlsein und Unwohlbehagen werden wohl weiterhin Wegbegleiter bei den täglichen Handelsaktivitäten bleiben, auch wenn der Blutmond bereits der Vergangenheit angehört. Heute Morgen startet der Bund-Future wenig verändert in den Handelstag, der Dezember-Kontrakt notiert bei 156 Punkten.

Charttechnisch gesehen bildet das Hoch vom 24. August bei 156,84% den nächsten Widerstand. Trotz des Aufwärtstrends der vergangenen Wochen sollte der Blick nach unten nicht gänzlich außer Acht gelassen werden. So verläuft die nächste Unterstützung bei 155,13% (mehrere Hochs/Tiefs September) respektive 152,75% (Tief 1. September 2015).

Wiesnhendl oder Steckerlfisch

Viele Besucher des Münchner Oktoberfestes können sich nicht entscheiden ob sie lieber ein knuspriges Hendl oder einen saftigen Steckerlfisch essen sollen. Ähnlich verhält es sich in dieser Handelswoche auch bei der Währung der Euroländer, auch diese weiß nicht, was sie will.

Nach Äußerungen von Mario Draghi, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm weiter ausweite, zog die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1295 USD an. Doch die Freude währte nur kurz. Janet Yellen, die Chefin der amerikanischen Notenbank, äußerte klar, dass sie die US-Zinswende noch in diesem Jahr auf den Weg bringen möchte. Woraufhin der Euro bis auf 1,1114 USD zurück fiel. Nach der Veröffentlichung von einigen Konjunkturdaten konnte die Gemeinschaftswährung wieder einen Teil ihrer Verluste wettmachen und notiert heute Morgen um die Marke von 1,115 USD.

Auf die Frage: Bratwurst mit Sauerkraut oder Feijoada, dem brasilianischen Nationalgericht, hätte wohl der Großteil der Markteilnehmer ersteres Gericht gewählt. Denn der Euro befindet sich seit Juli 2015 in einem fulminanten Aufwärtstrend, was ihn bis auf 4,7830 BRL trieb. Dies ist auf eine schwere Rezession in Brasilien zurückzuführen. Das Land am Zuckerhut ist stark von seinen Rohstoffexporten abhängig, welche nach der Krise in China stark eingebrochen sind. Zu Beginn dieser Handelswoche konnte der brasilianische Real wieder etwas Morgenluft schnuppern. Bedingt durch Stützungskäufe der brasilianischen Notenbank gab der Euro bis auf 4,3270 BRL nach. Mittlerweile ist der Effekt wieder etwas verpufft und die Gemeinschaftswährung notiert um die Marke von 4,40 BRL.

Für ein ausgewogenes Menü in ihrem Depot fragten Privatanleger in dieser Handelswoche vornehmlich Anleihen in US-Dollar, Schweizer Franken und südafrikanischen Rand nach.

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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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