Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Euro-Schuldenkrise beflügelt Nachfrage nach norwegischen Bonds

12.05.11 14:16 Uhr

Euro-Schuldenkrise beflügelt Nachfrage nach norwegischen Bonds | finanzen.net

Die anhaltende Schuldenkrise in der Eurozone beflügelt die Nachfrage nach Anlagen in norwegischen Kronen (NOK).

Das ist die Währung, in der die Baader Bank an den Börsen Frankfurt, Düsseldorf und München eindeutig die höchste Nachfrage bei Bonds in Fremdwährung feststellt. Für viele Anleger stellen norwegische Kronen eine attraktive Alternative zu Euro- oder Dollar-Anlagen dar.

Besonders gesucht sind Unternehmensanleihen in NOK, weil diese in der Regel höhere Renditen als Staatsanleihen aus Oslo aufweisen. Nicht umsonst haben etwa die beiden deutschen Autobauer Daimler und Volkswagen erst Mitte April 2011 zwei bis 2014 laufende Bonds emittiert, die bei einem Kurs von 100,70 mit 4,00% (Daimler / WKN A1GQAA), bzw. 100,60 und 4,02% (VW / WKN A1GP33) rentieren.

Verstärkt wurde der Trend zugunsten der norwegischen Krone durch die Entscheidung der Europäischen Zentralbank in der vergangenen Woche, die Zinsen in Euroland zunächst nicht zu erhöhen. Damit ist die Zinserhöhungsfantasie vorerst aus dem Markt, was den Kurs der norwegischen Krone hat stark anziehen lassen. Während man vor einer Woche noch 7,86 NOK für einen Euro bezahlen musste, sind es derzeit rund 7,79 NOK. Damit liegt die norwegische Krone in der Nähe ihres 52-Wochenhochs von 7,70. Da die norwegischen Bonds an den deutschen Börsen in Euro abgerechnet werden, muss man also momentan entsprechend mehr Euros investieren.

Die an den Börsen Frankfurt, Düsseldorf und München von der Baader Bank am meisten gehandelten Staatsanleihen der norwegischen Regierung rentieren, nach Fälligkeit geordnet, mit ca. 2,30% ( 5/2013 / WKN 858524); 2,60% (5/2015 / WKN A0BC8F); 3,00% (5/2017 / WKN A0GS9C) und 3,45% (5/2021 / WKN A1AXNA). Norwegen besticht mit einem soliden Staatshaushalt, wozu besonders das Ölgeschäft beiträgt, das fast die Hälfte der Exporte des Landes stellt. Die norwegische Krone zählt mittlerweile zu den stabilsten Währungen der Welt. Allein seit Jahresanfang legte sie um 3% gegenüber dem Euro zu, seit Juli 2009 waren es gar 11%. Zu dieser Entwicklung tragen auch die relativ hohen Zinsen bei. So hatte die Zentralbank in Oslo den Leitzins seit Oktober 2009 in zwei Schritten von 1,25 auf 1,75 Prozent erhöht.

Griechenland wird zur Achillesferse der Euro-Zone

Seit März 2010 beschäftigen sich die Börsianer mit den hellenischen Schulden und inzwischen dreht man sich immer schneller im Kreis. Auch in dieser Woche standen die Märkte im Banne Griechenlands. Nach den jüngsten Mutmaßungen über eine weitere Finanzlücke Athens verschärfte sich die Situation, als sich die Finanzminister der Euro-Kernstaaten zu einem geheimen Treffen verabredeten und Standard & Poor’s Griechenland weiter herabstufte.

Viele Börsianer können inzwischen das Thema nicht mehr hören und es drängt sich der Eindruck auf, dass das genau so gewollt ist. Die permanente Beschallung mit Kommentaren zur Zukunft Griechenlands zermürbt. Die Ausstiegsszenarien, die Möglichkeiten und Folgen einer Umschuldung, die Durchhalteparolen der Politiker und die Kommentare von diversen Notenbankvertretern werden immer wieder gebetsmühlenartig vorgetragen. Die Schulden mittels einer konsequenteren Privatisierung und Steuereintreibung abzubauen, sind fehlgeschlagen. Jeder Bürger versucht sich für die neue Zeit zu positionieren und am Staat vorbei zu wirtschaften. Somit scheint der Wille nach einer vertrauensvollen Krisenbewältigung vorerst abhanden gekommen zu sein. Kein Wunder, dass die Stimmen, einen Schlussstrich zu ziehen, lauter werden.

Die Frage aller Fragen ist aber: Werden wir mittels der konträren Betrachtungsweisen mit der schier unausweichlichen Konsequenz konfrontiert oder soll das alles nur den Weg für die gemeinsamen Eurobonds ebnen. Beide Möglichkeiten sind trotz vehementer Dementis möglich. Vielleicht kann uns das Orakel von Delphi den rechten Weg zeigen.

Silberstreif für US-Konjunktur

Mit einem Plus an neuen Stellen außerhalb der Landwirtschaft um sage und schreibe 244.000 weist der US-Arbeitsmarkt den größten Zuwachs seit elf Monaten aus. Der Stellenabbau bei den öffentlichen Haushalten infolge der staatlichen Sparmaßnahmen wurde von einem großen privaten Stellenaufbau überkompensiert. Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Frühling, aber sie hebt die Stimmung und eventuell kommen noch welche nach. Die Beratungen zur überfälligen Anhebung der Verschuldungsgrenze sollten nun zügig folgen und somit den Weg freimachen für eine weitere konjunkturelle Erholung. Erhöhte Steuereinnahmen wären die Folge und könnten die Trendwende einläuten. In Deutschland hat es zumindest geklappt.

Gedrängel am Primärmarkt für Corporate Bonds

Nachdem der Primärmarkt seit der Vor-Osterwoche im Dämmerschlaf verharrte, drängte in der vergangenen Berichtswoche eine Menge von Unternehmen auf den Primärmarkt, um sich frisches Kapital zu verschaffen.

Den Anfang machte der französische Automobilzulieferer Valeo S.A. mit einer 500 Mio. Euro großen Anleihe. Die Rückzahlung erfolgt in 2018 und bringt den Investoren einen jährlichen Kupon von 4,875%. Das Unternehmen wird mit Baa3 benotet.

Das schwedische Investmentunternehmen Investor AB (u. a. SEB, ABB) begab ebenso eine 500 Mio. Euro große Anleihe mit Laufzeit 2023. Aufgrund des sehr guten Ratings von A1/AA- konnte sich das Unternehmen zu einem günstigen Zins von 4,5% refinanzieren.

Auch der spanische Energieversorger Gas Natural nutze das günstige Kapitalmarktumfeld, um sich längerfristig zu verschulden. Für die neu begebene Anleihe mit Laufzeit 2019 zahlt das Unternehmen seinen Anlegern 5,375%. Gas Natural wird mit Baa2/BBB benotet.

Mit Würth refinanzierte sich ein weiterer sehr solider Schuldner (A/A-) über den Kapitalmarkt. Der 7-jährige Bond wurde mit einer Laufzeit bis 2018 und einem Kupon von 3,75% emittiert.

Auch aus der spekulativen High-Yield-Welt wurde frisches Kapital eingesammelt. Der Rüstungskonzern Heckler & Koch konnte sich 295 Mio. Euro über den Kapitalmarkt besorgen. Ausgestattet mit den Bonitätsnoten Caa1/CCC+ ist der Bond jedoch sehr spekulativ. Das hohe Risiko spiegelt sich in dem Kupon von 9,5% wider. Aufgrund der Mindestanlagesumme von 100.000,- Euro ist die Schuldverschreibung für viele Privatanleger ungeeignet und an institutionelle Investoren gerichtet.

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Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Dr. Horst Schiessl. Die Mitglieder des Vorstands sind Uto Baader (Vorsitzender), Nico Baader, Dieter Brichmann und Dieter Silmen.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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