Die Welt dreht sich weiterhin um Griechenland
Auch nach Monaten dreht sich die Finanzwelt immer noch um Hellas.
Hierbei ist Griechenland allerdings lediglich das Synonym für Portugal, Spanien, Italien, Irland, Belgien und nicht zuletzt auch für die Vereinigten Staaten von Amerika. Griechenland muss trotz seiner wirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit als abschreckendes Beispiel herhalten. Es war aber schon immer einfacher an einem kleinen Objekt zu üben. Ärzte führen ihre Operationen auch nicht zuerst an Menschen aus, sondern suchen sich geeignete Objekte zum Trainieren. Dadurch ist es möglich, Varianten durchzuspielen und sich langsam an die wichtigen Dinge heranzuwagen. In den USA ist die Lage nicht minder kritisch und eine Lösung ist bereits überfällig! Aber auch in Amerika zittert man vor den Griechen und hofft, von der griechischen Lösung neuen Rückenwind für die eigenen Probleme zu erhalten. Bereits in der Antike waren die Griechen das am weitesten entwickelte Volk und können auf viele bedeutende Vordenker verweisen. Aber auch in der Neuzeit wird den Hellenen eine Schlüsselrolle zuteil.
Ein erster Schritt aus der Krise
Seit dem gestrigen Nachmittag wähnen die Märkte den Patienten auf dem Weg der Besserung. Doch darf man sich noch nicht zu früh freuen. Die Marathonstrecke führt über die heutige Verabschiedung des Ausführungsgesetzes zu dem Sparpaket, die Sondersitzung der Euro-Finanzminister am Sonntag, die EZB-Sitzung am nächsten Donnerstag und über ein weiteres Treffen der Euro-Finanzminister am 11. Juli. Das bedeutet, dass sich die Beratungen über die weitere Vorgehensweise bei der Rettung Griechenlands noch über mehrere Wochen hinziehen werden. Gut beraten sollten unsere Politiker aber sein, denn es gilt, auch die anderen Krisenherde zu beobachten. Die Gefahr eines Flächenbrands ist noch lange nicht gebannt und somit muss der in Ansätzen gute Plan Frankreichs zur Lösung der Finanzprobleme Griechenlands mit den andern Nationen und der Finanzbranche noch abgestimmt werden. Dies zeigt, dass bisher lediglich der erste Schritt gemacht wurde und der Weg noch steinig und steil sein wird.
Laufzeitverlängerungen: Ja oder nein, fünf oder zehn Jahre, 90% der Schulden oder „nur“ 70%, zu welchen Konditionen? Das sind alles Fragen, die nach Antworten suchen. Dass sich inzwischen auch unsere heimische Finanzbranche mit einer solchen Lösung anfreunden kann, lässt tief blicken. Entweder wurden die Positionen größtenteils glattgestellt oder aber man will um jeden Preis eine „Kernschmelze“ an den Finanzmärkten vermeiden. Ungeklärt sind nämlich nicht zuletzt die Auswirkungen einer Schuldenstreckung. Die Ratingagenturen sitzen mit am Tisch, da eine Wertung als Default kontraproduktiv wäre und die Welt ins Chaos stürzen würde. Die in diesem Zusammenhang abgeschlossenen CDS bergen zusätzliche ein nicht zu unterschätzendes Risiko.
Fazit:
Es gilt eine, auch auf andere Problemstaaten, anwendbare Lösung zu finden. Bisher hatte man den Eindruck, dass man von einem Hilfsprogramm zum nächsten stolpert. Es führt meines Erachtens kein Weg an gemeinsamen Bonds vorbei, die gemeinsam verbürgt werden. Auch beim Rettungsschirm muss nachgebessert werden. Die neu ausgegebenen Anleihen müssen garantiert sein, denn nur so ist die gemeinsame Währung Euro zu erhalten. Schafft man es auch noch den Spekulanten Paroli zu bieten, haben die Märkte eine kleine Chance auf „Normalität“. Nur so kann es aber funktionieren, denn auch nach den Worten des scheidenden EZB-Präsidenten Jean Claude Trichet hat die Krise das Potential europäische Banken zu infizieren und stellt somit eine echte Bedrohung für die Stabilität der Eurozone dar.
BIZ warnt vor einer Finanzkrise II
Als wäre es nicht schon schlimm genug! Nun hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) auch noch vor einer Finanzkrise II gewarnt. Im Blick haben die Banker ausgerechnet einige aufstrebende Volkswirtschaften. Galten die Schwellenländer doch vielerorts als Hoffnungsträger, so zeichnen sich inzwischen gewisse Parallelen zur Finanzkrise I ab. Die BIZ-Ökonomen haben die Entwicklung der Immobilienpreise und die Verschuldung der Privathaushalte in den bisher bekannten Problemstaaten mit der Lage in China, Indien und Brasilien verglichen. Die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen und so werden die Regierungen der Schwellenländer aufgefordert, aus den Fehlern der Industriestaaten zu lernen und das Gefahrenpotential einzudämmen.
Mit diesem Hinweis wird deutlich, dass es nicht ausreicht, die Schulden in Japan, der Euro-Zone und den USA in den Griff zu bekommen. Denn an der Situation in den Schwellenländern tragen auch die Industriestaaten eine Mitverantwortung und sind somit zur Mitarbeit aufgefordert. Die künstlich niedrig gehalten Zinsen in Europa, den USA und Japan sind Mitverursacher dieser Risiken.
In den nächsten drei bis vier Jahren wird sich abzeichnen, wie die einzelnen Staaten mit diesen Problemen umgehen. Es ist ein Tanz auf dem Vulkan und niemand weiß wie er enden wird.
Chinas Geldpolitik trägt erste Früchte.
Die diversen Erhöhungen der chinesischen Notenbank und die weltweit rückläufige Nachfrage hat das Wachstum der chinesischen Wirtschaft sehr stark gedämpft. Waren früher immer höhere Zuwachsraten genannt worden, so fiel der als Konjunkturbarometer bezeichnete Einkaufsmanager PMI Index im Juni auf den tiefsten Stand seit elf Monaten. Mit 50,1 verharrt er nur noch denkbar knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Somit hat das Straffen der Geldpolitik erste Früchte getragen, denn durch eine geringere Nachfrage erhofft man sich eine sinkende Inflation. Die Inflationsbekämpfung hat in China erste Priorität, denn soziale Unruhen wären die logische Folge von nicht mehr zu bezahlenden Grundnahrungsmitteln.
Corporates vor der Sommerpause?
Aufgrund der weiterhin nicht gelösten Schuldenkrise und der zunehmenden Nervosität an den Anleihenmärkten, ist die Emissionstätigkeit am Primärmarkt fast zum Erliegen gekommen. Ob es sich hierbei bereits um das jährlich wiederkehrende Sommerloch handelt, darf noch bezweifelt werden. Denn Refinanzierungsbedarf besteht weiterhin, nur wagen sich momentan lediglich "Altemittenten" mit kurzen Entscheidungswegen an den Markt.
Dazu gehört auch die Deutsche Bahn, die sich mit 500 Mio € am Primärmarkt erfolgreich refinanzierte. Das privatrechtlich organisierte Unternehmen ist mit einem Rating von AA1/AA ausgestattet und zahlt für die 2016 fällige Anleihe (A1GS24) einen jährlichen Kupon i.H.v. 2,875%.
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Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de
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