Baader Bond Markets-Kolumne Klaus Stopp

Berliner Alleingang lähmt Emissionstätigkeit bei Corporate Bonds

25.05.10 14:23 Uhr

Berliner Alleingang lähmt Emissionstätigkeit bei Corporate Bonds | finanzen.net

Was sich bereits in der vergangenen Woche angedeutet hat, ist jetzt Gewissheit geworden:

Der Markt für Neuemissionen von Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) ist nahezu zum Erliegen gekommen. Unternehmen halten sich auf Grund der momentanen Lage stark zurück und begeben kaum neue Anleihen. Zu groß ist die Verunsicherung unter den Marktteilnehmern, nachdem die Bundesregierung mit ihrem Schnellschuss, ungedeckte Leerverkäufe auf Staatsanleihen und Credit Default Swaps (CDS) zu verbieten, nicht dazu beigetragen hat, die Märkte zu stabilisieren. Es ist vielmehr das Gegenteil passiert: Durch den unüberlegten deutschen Alleingang wurden die Märkte weiter verunsichert – mit der Folge, dass Aktien, Euro und Credits durch die Bank schlechter notieren als vor dem Ergreifen dieser Maßnahmen. Damit könnte der Schnellschuss nach hinten los gehen.

So hagelte es harsche Kritik von allen Seiten Europas. Ob das Verbot der ungedeckten Leerverkäufe den gewünschten Effekt erzielen kann, bleibt stark zu bezweifeln - zumal die Leerverkaufrestriktion nur auf Deutschland beschränkt ist. Wahrscheinlich stand bei dem Schnellschuss der Bundesregierung auch der Wunsch Pate, die Wählerschaft zu beruhigen, um in der Wählergunst nicht noch weiter abzurutschen.

Rettungspaket keine Garantie gegen Staatspleite

Einig ist man sich an den Märkten darüber, dass es gelungen ist, mit dem Rettungsschirm über 750 Mrd. Euro Zeit zu kaufen, um eine kurzfristig drohende Staatspleite Griechenlands und mögliche Zahlungsschwierigkeiten der anderen PIIGS–Staaten Portugal, Italien, Irland und Spanien vorerst abzuwenden. Kurzfristig konnten damit systemische Risiken abgewendet werden. Dies wurde erreicht. Mehr aber auch nicht. Nun gilt es, die gekaufte Zeit zu nutzen. Dies gelingt nur dann, wenn glaubwürdig vermittelt wird, dass das Rettungspaket wirkt, aber eben auch die nationalen Sparanstrengungen greifen, damit die Märkte mit Blick auf die langfristigen Verbindlichkeiten wieder Vertrauen schöpfen können.

Natürlich bleibt zunächst auch offen, inwieweit die angezählten Länder überhaupt etwas von dem Rettungspaket in Anspruch nehmen werden – und wenn ja, zu welchen Bedingungen sie dazu in der Lage sind. Vor diesem Hintergrund ist leicht auszurechnen, dass die Unsicherheiten an den Märkten noch geraume Zeit anhalten werden. Denn eins ist auch klar: Der Rettungsschirm bietet keine Garantie dafür, dass es nicht doch zum Staatsbankrott Griechenlands oder einer der anderen PIIGS–Staaten kommen wird – vor allem nicht auf mittlere und lange Sicht. Daher ist damit zu rechnen, dass die Risikoaufschläge auf Anleihen der PIIGS-Staaten sich zwar etwas einengen mögen, auf absehbare Zeit aber hoch bleiben werden.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.Baadermarkets.de

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