Alpha Anleihen Kolumne Carsten Müller

Wird Polen zum heißen Pflaster für Investoren?

10.12.15 17:12 Uhr

Wird Polen zum heißen Pflaster für Investoren? | finanzen.net

In Polen setzt die in den letzten Wahlen siegreiche PiS mit Brachialgewalt ihre Interessen durch. Das sorgt für zunehmende Spannungen bei Investoren und in der Zivil-Gesellschaft.

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Nach dem Wahlsieg der nationalkonservativen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) im Oktober hatten wir darauf gesetzt, dass die neuen Machthaber (die auch das Präsidentenamt besetzen) von ihrer Wahlkampf-Rhetorik abrücken und Augenmaß beweisen. Doch aktuell sieht es mehr danach aus, als wenn hier ein Programm mit der Brechstange durchgesetzt werden soll, das große Fragezeichen hinter den wirtschaftlichen Aufschwung und den gesellschaftlichen Frieden setzt.

Man hatte es schon vermutet, doch die Vehemenz der Umsetzung überrascht. Denn die mit absoluter Mehrheit regierende PiS hat seit ihrem Wahlsieg fast nur ein Thema: Sämtliche Schlüsselstellungen in Staat und Gesellschaft mit eigenen Leuten zu besetzen. Das schafft zunehmend Unruhe, weil das alles wie eine große Abrechnung mit dem politischen Gegner wirkt, was in der polnischen Gesellschaft zu immer größerer Unruhe führt.

Warschauer Börse im Sturzflug

Die Investoren macht das ebenfalls nervös. Die bereits geschilderten Pläne (u. a. Sondersteuern für Banken und Supermärkte) haben bereits dafür gesorgt, dass beispielsweise der Leitindex WIG-20 seit dem Wahlsieg der PiS um rund 15% verlor. Zwar setzte er damit faktisch nur eine Entwicklung fort, die auch schon seit Mai im Markt festzustellen war. Doch auch diese war durch die Aussicht auf eine neue nationalkonservative Regierung angestoßen worden.

Geradezu als Fanal wird dabei eine aktuelle Personalie gesehen. Denn vergangene Woche ist der Chef der Warschauer Börse, Pawel Tamborski, überraschend zurückgetreten. Zwar vermied er, den Rücktritt in direkten Bezug zur neuen Regierung zu setzen. Doch es dürfte klar sein, dass bei der brachialen Umsetzung ihrer Personalpolitik die PiS über kurz oder lang auch den Chef der Börse hätte absetzen wollen.

Personalie sorgt für weitere Spannungen

Da Tamborski in Polen und auch bei internationalen Investoren ein hohes Ansehen genießt, dürfte seine Demission einen weiteren negativen Impuls für das generelle Investorenvertrauen darstellen. Zumal überhaupt nicht klar ist, wer ihm nachfolgen wird. Für unsere bisherigen Engagements bedeutet dies: Vorerst keine Kauf-Empfehlungen mehr, sondern nur Halten-Empfehlungen.

Wobei wir allerdings darauf verweisen, dass an der Bonität Polens bislang keine Abstriche gemacht werden müssen. Allerdings werden die Anleihen auf dem Prüfstand stehen müssen, ob sie noch im Sinne eines positiven Total Return interessant bleiben. Das hängt am Ende auch von den weiteren Tendenzen auf der Währungsseite ab, wo der Zloty sowohl gegen Euro als auch gegen Dollar zuletzt deutlich weiter abgewertet hatte.

Hinweis nach § 34 b, c Wertpapierhandelsgesetz: Es bestehen keine Interessenskonflikte des Autors.


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Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe (www.alphabriefe.de) tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.

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Bildquellen: fotorince / Shutterstock.com