Südzucker: Auf Messers Schneide
Zuckerfabrikant Südzucker holt die Vergangenheit ein. Milliardenschwere Schadenersatzklagen drohen, weil Handel und Süßwarenfirmen etlichen Zuckerherstellern Preisabsprachen in den letzten 20 Jahren vorwerfen.
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Südzucker ist derzeit nicht zu beneiden. Erst vor kurzem hatte man für das abgelaufene Geschäftsjahr einen deutlich geringeren operativen Gewinn in Aussicht stellen müssen. Hinzu kommen Marktunsicherheiten, weil ab 2017 die Zuckermarktordnung in der EU wegfällt. Diese reguliert bislang den europäischen Zucker-Markt strikt über Produktionsquoten, Einfuhrzölle und Subventionen. Mit dem Wegfall dürften auch die Preisschwankungen deutlich zunehmen und damit die Planungs-Unsicherheiten für die Produzenten.
Das Unternehmen hat darauf schon mit der Ankündigung von Stellenstreichungen reagiert. Und macht dennoch auch ein bisschen auf Optimismus, da man trotz des Wegfalls der Regulierung durchaus steigende Preise für möglich hält. Aktuell klingt das aber mehr nach dem berühmten Pfeifen im Wald.
Klagewelle in Sicht
Bevor es aber soweit ist, muss Südzucker noch ein ganz anderes Problem stemmen. Denn weltweit haben Zucker-Abnehmer begonnen, gegen Produzenten Klagen wegen Preisabsprachen einzureichen. Zwischen Mitte der 90er Jahre und 2009 sollen etliche Produzenten sich abgesprochen haben, zum Nachteil der Händler und Verbraucher. Südzucker selbst sieht sich in Deutschland schon zwei Klagen ausgesetzt.
Den Anfang macht Vivil Anfang Juli. Wird Südzucker verurteilt, könnte das wegweisend für andere Klagen sein. Das Unternehmen selbst hat für diese Rechtsrisiken bereits rund 133 Mio. Euro zurückgestellt. Doch angesichts der möglichen Fülle von Klagen und des Zeitraums könnte das viel zu wenig sein.
Bei Anleihen Absicherung nach unten treffen
Kein Wunder also, dass die Südzucker-Anleihe derzeit so unter Druck steht. Und wir halten es nicht für ausgeschlossen, dass dieser Druck noch zunimmt. Auf eine Endfälligkeit - und damit die absehbare Chance einer Kurserholung auf Pari - kann man dabei nicht bauen, weil es sich um eine Anleihe ohne Laufzeitbeschränkung handelt.
Deshalb: Aktuell stufen wir die Anleihe auf Halten herunter. Unter 90% wird sie verkauft. Als erste Handlung wird sie aber aus dem spekulativen Musterdepot genommen.
Chancenreiche Anleihen identifiziert Anleihe-Experte Carsten Müller Woche für Woche in "alpha anleihen & zinsen", dem Premium-Börsenbrief für wertorientierte Anleger, die auf hohe Renditen nicht verzichten wollen. Fordern Sie sich hier eine kostenfreie Probeausgabe an!
Seit fast 20 Jahren befasst sich Carsten Müller publizistisch mit den verschiedenen Aspekten der internationalen Kapitalmärkte. Dabei hat er als freier Journalist für einige der bekanntesten Börsenbriefverlage (u.a. Bernecker & Cie., Fuchsbriefe) geschrieben. Aktuell ist er als Herausgeber der Alphabriefe (www.alphabriefe.de) tätig. Hierbei liegen die Schwerpunkte auf Anleihen und Nebenwerten. Dabei stehen bei ihm in der jeweiligen Analyse fundamentale Aspekte im Vordergrund. Regional legt er besonderen Schwerpunkt auf die drei deutschsprachigen Märkte Deutschland, Österreich und die Schweiz.
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