Hohe Fälligkeit von Anleihen ab 2025: Columbia Threadneedle-Analyst warnt vor hohen Ausfallraten
Hohe Zinsen, Inflationsraten und das schwache Wirtschaftswachstum: Tom Southon von Columbia Threadneedle warnt davor, dass das derzeitige Marktumfeld zu steigenden Kreditausfallraten führen könnte.
Werte in diesem Artikel
• Hohe Ausfallquote erwartet
• "Ausfall-Tsunami" ab 2025
• Kurzfristige Risikosenker
Risiko für steigende Kreditausfallraten
Im Zuge der Niedrigzinsphase, die in Europa bis zum Sommer 2022 herrschte, war billiges Geld am Markt en masse verfügbar. Dementsprechend niedrig war das Risiko von Kreditausfällen. Dies dürfte sich jedoch bald ändern, wenn es nach Tom Southon vom Vermögensverwalter Columbia Threadneedle geht. Der Analyst erklärte kürzlich in einem Beitrag, der unter anderem auf "Institutional Money" erschien, dass die hohen Zinsen, der nach wie vor hohe Inflationsdruck sowie das schwache Wirtschaftswachstum die Ausfallraten beeinflussen könnten. Southon zufolge könnte die langfristige durchschnittliche Gesamtausfallquote für hochverzinsliche Anleihen in den nächsten zwölf Monaten 1,4 Prozent betragen.
Großteil der Anleihen ab 2025 fällig
2025 könnte es dann zu einem "Ausfall-Tsunami" kommen, warnte der Stratege. Denn dann sei ein Großteil der Anleihen fällig. Daher gehen die Experten des Vermögensverwalters für den Zeitraum von 24 Monaten von einer Ausfallquote von 3,7 Prozent aus. "Dies hat uns dazu veranlasst, unsere Ausfallprognose, insbesondere den 24-Monats-Wert, für eine Reihe von Emittenten anzuheben", so Southon.
Kurzfristige Risikosenker vorhanden
Bis dahin gebe es jedoch einige Faktoren, die das Ausfallrisiko kurzfristig senken. So seien die Finanzierungsbedingungen zuletzt wieder besser geworden, wie der Analyst erklärte. Daten der Bank of America zufolge, auf die sich Southon bezieht, ging die durchschnittliche Rendite für Emittenten europäischer Hochzinsanleihen seit dem Höchststand von 7,6 Prozent im Oktober 2022 auf nun 6,4 Prozent zurück. Damit seien im Zeitraum zwischen 2024 und 2025 wieder einige Refinanzierungsgeschäfte möglich. Darüber hinaus hätten sich neue Finanzierungsquellen aufgetan, darunter Forderungsfinanzierungen und Exportkredite. So könne nicht nur die Liquiditätsversorgung ausgebaut werden, sondern auch Fälligkeiten für den Finanzierungsbedarf kurzfristig ausgeweitet werden.
ADLER-Gerichtsentscheid stützt Anleihenmarkt
Ebenfalls stützend habe außerdem gewirkt, dass sich der Immobilienkonzern ADLER aus dem Zahlungsrückstand befreien konnte. Obwohl einige Gläubiger dagegen hielten, genehmigte der Londoner High Court im April die Restrukturierungspläne des ins Straucheln geratenen Unternehmens. Hätte das Gericht gegen die ADLER Group geurteilt, wäre die von Columbia Threadneedle prognostizierte Ausfallquote höher ausgefallen, so Southon. Auf Zwölf-Monats-Sicht wäre die Prognose dann um 0,2 Prozentpunkte höher gelegen, auf 24-Monats-Sicht um 0,3 Prozentpunkte.
Auch die Tatsache, dass die Energiekrise vorerst als abgewendet gilt, sorge am Anleihenmarkt zeitweise für Entspannung. So befinden sich die Energiepreise in Europa wieder im Sinkflug. Die Angst vor Blackouts und dramatischen Inflationsszenarien, die im vergangenen Jahr noch herrschte, sei damit wieder abgeklungen.
Dennoch sei zu beachten, dass diese Ereignisse dem Anleihenmarkt nur kurzfristig helfen dürften. Ab 2025 gelte dennoch ein höheres Risiko.
So können sich Anleger absichern
Trotzdem gebe es für Anleger die Möglichkeit, sich gegen steigende Ausfallraten abzusichern, so Southon. Besonders die Branchen Technologie, Medien & Telekommunikation sowie Versorger lobte der Experte als "sicheren Hafen". Einerseits könnten die Geschäftsmodelle davon profitieren, dass eine ständige Nachfrage gegeben sei und diese nicht zyklisch variiere, andererseits läge eine Kombination aus der gegebenen Präsenz von Emittenten und deutlich verlängerten Fälligkeitsstrukturen vor.
Kritischer sieht der Columbia Threadneedle-Analyst jedoch die Bereiche Freizeit und Transportwesen sowie Einzelhandel. Freizeitausgaben könnten nach wie vor primär höheren Verbraucherpreisen zum Opfer fallen, im Einzelhandel sieht der Experte vor allem den überschuldeten Tankstellenbetreiber EG Group und die französische Supermarktkette Casino, die zwar darum bemüht ist, ihre Verbindlichkeiten zu reduzieren, dabei aber große Bargeldbestände liquidieren muss.
Licht und Schatten gebe es jedoch in der Immobilienwirtschaft und im Kfz-Gewerbe. Im Immobilienbereich stehe vor allem im Fokus, wie es mit der ADLER Group weitergehe. Die Kfz-Branche profitiere zwar davon, dass sich die Abläufe in den Lieferketten wieder entspannen und Inflationssorgen zurückgehen, dennoch könnten die Ausgaben für solche "verzichtbaren Konsumgüter" in diesem Jahr zurückgehen.
Redaktion finanzen.net
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