Zwei konkurrierende Listen

Finanzminister prüfen neue Reformvorschläge zu Griechenland

25.06.15 13:57 Uhr

Finanzminister prüfen neue Reformvorschläge zu Griechenland | finanzen.net

Den Finanzministern der Eurozone wurden offenbar neue Papier zu Griechenland übersandt, die sie nun prüfen. Ihre Sitzung wird deshalb etwas später beginnen.

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Der Beginn dieses Treffens sei um 30 Minuten verschoben worden, da "vor zwei Minuten" ein neues Papier aus Athen gekommen sei, das nun geprüft werde, sagte Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling am Donnerstag in Brüssel. Wenn heute dieses Papier nicht akzeptabel sei für die Finanzminister, "dann werden wir über die Vorbereitung von Alternativen auch nachzudenken haben", sagte Schelling, ohne ins Detail zu gehen.

Auch ein griechischer Regierungsvertreter bestätigte, dass Athen neue Vorschläge vorgelegt habe. Sie seien seinen Angaben zufolge "realistisch", um als Basis für einen Deal zu dienen.

Daneben wurde nun aber auch bekannt, dass auch die Gläubiger-Institutionen den Euro-Finanzministern einen konkurrierenden Lösungsvorschlag vorgelegt haben. Ein neues Dokument der Institutionen sei mit der griechischen Delegation "nicht abgestimmt", sagte ein EU-Diplomat. Aus der griechischen Delegation hieß es, sie halte an ihren eigenen Vorschlägen fest und werde diese bei dem Ministertreffen einbringen. Vor dem Treffen der Euro-Finanzminister kam es also entgegen den ersten Anzeichen noch zu keiner Einigung.

An der Börse wurde die aufkeimende Hoffnung auf eine baldige Lösung im Griechenland-Drama dadurch bereits wieder etwas gemindert: Der DAX schnellte zunächst rund ein Prozent nach oben, nachdem er zuvor um den Vortagesschluss geschwankt hatte. In der Folge bröckelten die Gewinne jedoch schnell wieder etwas ab, der deutsche Leitindex hält sich aber noch klar im Plus.

Auch aus den Reihen der Finanzminister wird trotz der neuen Liste weiter Kritik an Athen laut. So sagte Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling weiter: "Es ist wirklich aus meiner Sicht verwunderlich, wie sorglos die griechische Regierung mit ihrem Laden umgeht." Eine Einigung werde "von Minute zu Minute schwieriger". Zwar sei der letzte Zeitpunkt für eine Einigung der Sonntag, weil es sonst mit den Parlamentsberatungen nicht mehr hinkomme. Jedoch erwarteten die Teilnehmer des am Nachmittag in Brüssel stattfindenden Gipfels der Staats- und Regierungschefs der EU, dass die Finanzminister eine Empfehlung abgäben. "Wir werden das auf jeden Fall tun", kündigte Schelling an. "Wir haben vom Gipfel den Auftrag, bis 16.00 Uhr einen Kompromiss vorzulegen."

Die Verhandlungen zwischen den Geldgebern und Griechenland um ein Reform- und Sparpaket sind zuvor kaum vorangekommen. In der Nacht hatte eine Spitzenrunde von Geldgebern mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras ergebnislos getagt. "In der Nacht gab es offensichtlich keine weiteren Fortschritte", sagte Schelling. "Es ist so in der Nacht gewesen, dass Griechenland jede Art von Kompromiss abgelehnt hat und eigentlich ständig mit neuen Wünschen gekommen ist." Schelling forderte die griechische Regierung nun dazu auf, noch am Donnerstag die nötigen Schritte zu einer Einigung im Schuldenstreit zu gehen. "Sie soll die Verantwortung wahrnehmen und endlich Griechenland in die richtige Richtung führen", verlangte der österreichische Minister.

BRÜSSEL (dpa-AFX und Dow Jones Newswires)

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