Chaos bei OSRAM: Abhängigkeit von Autoindustrie belastet den Konzern massiv
Innerhalb weniger Wochen hat OSRAM mit zwei Gewinnwarnungen die Investoren vergrätzt.
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Diese zeigen: Der steigende Anteil der Geschäfte mit der Automobilindustrie führt auch zu einer größeren Abhängigkeit, dem sich das Unternehmen zur Zeit nur schwer entziehen kann. Langfristig könnte sich diese Strategie jedoch auszahlen. Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:
DAS IST LOS BEI OSRAM:
Der Lichtkonzern hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt: Vom Lampenhersteller zum Spezialanbieter für Lichttechnik mit einem starken Fokus auf die Automobilbranche. Dies wird OSRAM und seinem Chef Olaf Berlien nun zumindest in diesem Geschäftsjahr zum Verhängnis. Berlien musste Ende Juni zum zweiten Mal in diesem Jahr die Prognose senken. Dabei hatte erst im Mai der starke Euro sowie schwierige Geschäfte in der Spezialbeleuchtung dem Lichtkonzern einen Strich durch die Gewinnerwartung gemacht.
Diesmal sind es vor allem die Probleme in der wichtigen Automobilindustrie, die nun auch Zulieferer zu spüren bekommen. Neue EU-weite Abgastestverfahren etwa führen zu Einschränkungen in der Produktion von einigen Herstellern, etwa bei Volkswagen (Volkswagen (VW) vz). Die Autobauer tun sich derzeit schwer, Modelle in ausreichender Zahl nach dem neuen Abgasstandard zertifizieren zu lassen. Das betrifft auch OSRAM, fertigt das Unternehmen doch Lichttechnik und Sensoren für die Automobilindustrie. Mittlerweile rund die Hälfte des Geschäfts macht OSRAM hiermit. Und auch die drohenden höheren Einfuhrzölle auf Autos in die USA sorgen für Unsicherheit in der Branche.
DAS SAGT DAS UNTERNEHMEN:
Handels- und Vertriebsbeschränkungen sowie Planungsrisiken bei den Autoherstellern hätten zu einer spürbaren Verunsicherung geführt, ließ OSRAM verlauten. Da es auch im Smartphonegeschäft zu Projektverzögerungen kommt, strich der Konzern seine Prognosen nochmals drastisch zusammen: das Wachstum soll deutlich schwächer ausfallen - 1 bis 3 Prozent werden anstelle der vormals ausgegebenen 3 bis 5 Prozent erwartet. Und auch der Gewinn je Aktie dürfte nahezu um die Hälfte geringer ausfallen als prognostiziert.
Das alles kommt in einem Geschäftsjahr zusammen, in dem die Zeichen eigentlich auf Wachstum und Investitionen liegen sollten. OSRAM hat angekündigt, viel Geld in die Hand nehmen zu wollen, unter anderem, um seine LED-Produktion im neuen Werk im malaysischen Kulim hochzufahren, ein Geschäft, von dem sich Berlien neues Wachstum verspricht. Auch Zukäufe sollen den Konzern voran bringen. Aufgrund dessen war die ursprüngliche Ergebnisprognose ohnehin eher konservativ geplant. Die sich verschlechternden Marktbedingungen kommen für Osram daher zur Unzeit.
OSRAM will nun die mittelfristigen Ziele sowie eine organisatorische Neuaufstellung unter die Lupe nehmen. Die Ergebnisse sollen bis Herbst veröffentlicht werden. Die geplanten Kostensenkungen will das Unternehmen beschleunigen. Vor allem in der Verwaltung soll gespart werden. Auch im Einkauf und bei der Forschung würden Maßnahmen geprüft. Vor diesem Hintergrund halten Marktexperten weitere negative Überraschungen für möglich.
Dennoch sieht Berlien die langfristig positiven Trends insgesamt weiter bestehen. So werden in Autos und Smartphones immer mehr Teile verbaut, was für weiteres Wachstum sorgen dürfte. Und auch die Probleme im Smartphonegeschäft sieht Berlien eher kurzfristig an: So seien die Projekte lediglich ins kommende Jahr verschoben worden. Allerdings musste er einen Nachfragerückgang bei der Smartphone-Technik zur Identifikation per Augeniris-Scan einräumen.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Trotz der schlechten Nachrichten sind die Analysten weiter positiv gestimmt. Zwar senkten sie reihenweise die Kursziele, doch eine deutliche Mehrheit der im dpa-AFX Analyser vertretenen Analysten stuft die Aktie immer noch als Kauf ein. Nur wenige, wie die DZ Bank, schrieben, das "Vertrauen der Investoren" sei auf einem "Nullpunkt". Analystin Charlotte Friedrichs von der Berenberg Bank erläuterte, die zunehmende Abhängigkeit von der Automobilindustrie berge kurz- bis mittelfristige Risiken, auch wenn die Trends hin zu LED und Fahrerassistenzsystemen für OSRAM sprächen. Sie stufte die Aktie auf "Halten" ab. Dagegen urteilte Karsten Iltgen vom Bankhaus Lampe, die Gewinnwarnung habe eher markt- statt unternehmensspezifische Ursachen, empfahl die Aktie aber weiter zum Kauf.
Analyst Alexander Virgo von Merrill Lynch hielt dagegen den auf die Gewinnwarnung folgenden Kurseinbruch der Aktie für übertrieben. Die langfristigen Wachstumschancen seien ungebrochen - gerade im Infrarotbereich. OSRAM agiere mit seinen Produkten in Märkten, die bis 2021 ein Volumen von rund 50 Milliarden Euro erreichen dürften. Mit den jüngsten Zukäufen bewege sich das Unternehmen zudem weg von Automobil und Smartphones und hin zu neuen Geschäftsfeldern wie Medizin, Industrie oder Gartenbau.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Investoren straften OSRAM für die Gewinnwarnung drastisch ab. Mehr als 20 Prozent verlor die Aktie an dem Tag, auf zeitweise 32,50 Euro. Seit dem Rekordhoch Anfang Januar bei 79,58 Euro ist der Wert der Papiere inzwischen auf weniger als die Hälfte gefallen. Damit gehört OSRAM zu den größten Verlierern im MDAX. Fast 5 Milliarden Euro Börsenwert waren zwischenzeitlich dahin. Bereits zur ersten Gewinnwarnung Ende April waren die Aktien um mehr als 17 Prozent eingebrochen. Anschließend hatten sie sich um die Marke von 50 Euro stabilisiert, rutschten mit dem Gesamtmarkt aber wieder ab. Von dem Schock erholte sich die Aktie etwas, sie notiert zuletzt bei 34,65 Euro.
Das ist nach Ansicht der im dpa-AFX Analyser vertretenen Experten deutlich zu niedrig: Die durchschnittliche Kurszielempfehlung von 17 Analysten liegt bei 57,06 Euro.
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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