KION-Aktie tiefrot: KION erhöht Kapital - Volumen rund 940 Millionen Euro
Der Gabelstaplerhersteller KION erhöht das Kapital.
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Der Gabelstapler-Hersteller KION will mit frischem Geld von Aktionären seinen Schuldenberg abbauen und nach der Corona-Krise wieder auf Wachstum schalten. Die Ausgabe von gut 13 Millionen Aktien könnte KION viele hundert Millionen Euro einbringen. Der Vorstand hofft laut Angaben vom Mittwochabend, dass der Konzern dadurch die Kreditlinie kündigen kann, die er sich im Mai von der staatlichen Förderbank KfW und anderen Banken wegen der Belastungen durch die Corona-Pandemie gesichert hatte.
An der Börse wurden die Nachrichten am Donnerstag mit einem Kursrutsch quittiert. Da sich KION-Großaktionär Weichai Power an der Kapitalerhöhung beteilige, kämen faktisch deutlich weniger neue Aktien auf den Markt, als es zunächst scheine. Zudem würden die Bedenken wegen KIONs hoher Verschuldung durch den Schritt beseitigt, und das Geschäft mit Lager- und Sortiersystemen und anderer Technik für die Lieferkettenlogistik berge für den Hersteller womöglich größere Wachstumschancen als bisher gedacht.
So erklärt die KION-Führung die Ausgabe neuer Aktien nicht nur mit dem Schuldenabbau. "Die Kapitalerhöhung soll uns in die Lage versetzen, die Strategie des profitablen Wachstums auf einer noch stärkeren Basis umzusetzen", sagte KION-Chef Gordon Riske. "Wir wollen an den Perspektiven unserer Märkte nach der Covid-19-Pandemie teilhaben und unser zukünftiges Wachstum frühzeitig aktiv vorbereiten", ergänzte Finanzchefin Anke Groth.
So habe der Konzern trotz der Pandemie in den ersten neun Monaten mehr Aufträge eingesammelt als ein Jahr zuvor. Für die Zukunft baut der Vorstand weiterhin auf das Servicegeschäft, den Boom im Onlinehandel sowie das Projektgeschäft mit automatisierten Lösungen für globale Lieferketten.
Zunächst steht aber die Kapitalerhöhung an. Die Anteilsscheine, die KION neu ausgeben will, entsprechen etwa elf Prozent des derzeitigen Aktienkapitals und sollen zunächst den bisherigen Eigentümern angeboten werden. Sie haben das Recht, für neun bestehende eine neue Aktie zum Bezugspreis zu kaufen. Einen Großteil der neuen Anteilsscheine will Großaktionär Weichai Power zeichnen. Weichai hält bisher gut 45 Prozent der KION-Anteile.
Die Bezugszeit für die neuen Aktien beginnt am 20. November und endet am 3. Dezember. Der Bezugspreis soll am 30. November festgelegt werden. Wie hoch genau die Kapitalerhöhung ausfällt und wie viel Geld KION damit einstreicht, will der Konzern voraussichtlich am 4. Dezember bekanntgeben. Die neuen Aktien sollen ab dem Jahreswechsel voll gewinnberechtigt sein.
KION stockt Kapital auf - Anleger verabschieden sich
Überraschungen kommen an der Börse häufig ganz schlecht an. Zumal wenn es sich um eine üppige Kapitalerhöhung handelt. Die hat am Donnerstag den Appetit der Anleger auf die Aktien von KION gründlich verdorben. Der Staplerhersteller will gut 13 Millionen neue Aktien an den Mann bringen. Das ließ den Aktienkurs am Nachmittag auf XETRA zeitweise um 7 Prozent auf 66,70 Euro einbrechen, womit die Papiere das Schlusslicht im MDAX der mittelgroßen Titel waren.
Die neuen Aktien entsprechen etwa elf Prozent des derzeitigen Aktienkapitals und sollen auch den bisherigen Eigentümern angeboten werden. Diese haben das Recht, für neun bestehende eine neue Aktie zu kaufen. Der Großaktionär Weichai Power hat sich den Angaben zufolge verpflichtet, bei der Kapitalerhöhung vollumfänglich mitzuziehen. Mit dem Erlös will KION zunächst die Verschuldung reduzieren. Zudem möchte der Konzern eine KfW-Kreditlinie kündigen.
Analyst Sven Weier von der Investmentbank UBS zeigte sich von dem Schritt überrascht. Das Unternehmen wolle damit vermutlich den Verschuldungsgrad wieder auf das Niveau vor der Corona-Pandemie senken. Auch könne KION mit dem neuen Geld das Wachstum im Segment Lieferkettentechnik und Stapler finanzieren sowie zukünftig Kosten sparen. Mit der Ablösung einer Kreditlinie der KfW könne den Aktionären zudem wieder eine volle Dividende winken.
Das konnte diese am Donnerstag aber nicht überzeugen. Der Kurs rutschte im Tief um fast zwölf Prozent ab auf den niedrigsten Stand seit vier Monaten. Zwischenzeitlich fiel er erstmals seit Mitte Juni wieder unter die 200-Tage-Durchschnittslinie, die vielen Börsianern als wichtiger Indikator für den längerfristigen Trend gilt. Vom Corona-Tief Mitte März hatte sich der Kurs bis Mitte Oktober mehr als verdoppelt. Das hohe Niveau nutzt das Unternehmen nun für die Aufstockung des Kapitals.
Experte Peter Rothenaicher von der Baader Bank zeigte sich indes nicht wirklich überrascht von der Kapitalmaßnahme: "Der Verschuldungsgrad von KION ist im laufenden Jahr deutlich gestiegen". Die Pandemie des Coronavirus und der Finanzierungsbedarf des Unternehmens hätten den operativen Gewinn (Ebitda) erheblich belastet. Die Prognose von KION für den freien Mittelzufluss 2020 von 50 bis 150 Millionen Euro sei "überraschend schwach". Zudem benötige KION Geld zur Finanzierung der Wachstumsstrategie namens KION 2027, zu der die Expansion in China und die Entwicklung neuer Produkte zählten.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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