Zulieferprobleme im Fokus

ifo-Geschäftsklima im April etwas unter Erwartung

26.04.21 10:19 Uhr

ifo-Geschäftsklima im April etwas unter Erwartung | finanzen.net

Die Stimmung in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im April etwas schlechter als erwartet entwickelt, was vor allem an weniger optimistischen Geschäftserwartungen aufgrund von Zulieferproblemen in der Industrie lag.

Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 96,8 (März: 96,6) Punkte, wie das Münchner ifo Institut nach seiner monatlichen Umfrage unter rund 9.000 Managern mitteilte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Anstieg auf 97,4 Punkte erwartet.

Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage der befragten Unternehmen erhöhte sich auf 94,1 (revidiert: 93,1) Punkte, den höchsten Stand seit Februar 2020. Ökonomen hatten 94,0 Punkte erwartet. Vorläufig waren für März 93,0 Punkte gemeldet worden. Der Index für die Geschäftserwartungen sank dagegen auf 99,5 (revidiert: 100,3) Zähler, es war der erste Rückgang seit Januar. Erwartet worden war ein Anstieg auf 101,2 Punkte. Der vorläufige März-Wert betrug 100,4 Punkte.

"Die dritte Infektionswelle und Engpässe bei Vorprodukten dämpfen die Erholung der deutschen Wirtschaft", kommentierte das ifo-Institut die Daten. Der ifo-Index ist das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer und gilt als zuverlässiger Indikator für die Entwicklung der nächsten sechs Monate.

Im verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima auf den höchsten Wert seit Mai 2018. Die Unternehmen berichteten von einem merklich besseren Geschäftsverlauf. Die Nachfragesituation war weiterhin sehr gut. Die Kapazitätsauslastung erhöhte sich von 81,9 auf 86,2 Prozent. Sie liegt damit erstmals seit knapp zwei Jahren wieder über dem langfristigen Durchschnitt von 83,5 Prozent. Die optimistischen Erwartungen erhielten jedoch einen Dämpfer. 45 Prozent der Unternehmen berichteten über Engpässe bei Vorprodukten. Das war der höchste Wert seit 1991.

Im Dienstleistungssektor gab der Geschäftsklimaindikator nach dem starken Anstieg im Vormonat wieder etwas nach. Die Dienstleister waren etwas weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Lage. Auch der zuletzt aufkeimende Optimismus ist wieder verschwunden. Während die Logistikbranche vom Aufschwung in der Industrie profitierte, litten weiterhin insbesondere das Gastgewerbe und der Tourismussektor.

Im Handel besserte sich das Geschäftsklima leicht. Dies war auf deutlich bessere Einschätzungen zur aktuellen Lage zurückzuführen, insbesondere bei den Autohändlern. Mit Blick auf die kommenden Monate nahm hingegen der Pessimismus wieder merklich zu. Die Stimmung im Großhandel war weiterhin besser als im Einzelhandel.

Im Bauhauptgewerbe sank der Geschäftsklimaindikator. Die Baufirmen waren etwas weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Lage. Ihre Erwartungen waren weiterhin von deutlicher Skepsis geprägt. Auch hier berichteten viele Unternehmen von Materialknappheit.

DJG/hab/apo

FRANKFURT (Dow Jones)

Bildquellen: ifo